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Leitartikel

Eine Allianz braucht auch Alliierte

Eine Bildungsallianz wollten Grüne, CDU, SPD und FDP schließen. Das soll stetige und langfristige Planung über Legislaturperioden hinweg und unabhängig von der jeweiligen Regierungskonstellation ermöglichen. Doch das kommt nicht voran. Die Grünen scheinen auf Zeit zu spielen, CDU und FDP ziehen rote Linien.

Ursula Dow (Mitte), Teilnehmerin des Bürgerforums, übergibt die Kurzfassung des Bürgergutachtens an Staatssekretärin Barbara Bosch (2.v.l.). Mit dabei sind Tugba Veli (l), Teilnehmerin des Bürgerforums, Sebastien Gambin (2.v.r.), Teilnehmer des Bürgerforums, und Dr. Antje Grobe (r.), Moderatorin des Bürgerforums. Während die Politik in Baden-Württemberg weiterhin um die Zukunft des Gymnasiums ringt, präsentiert das Bürgerforum ein eindeutiges Votum: G9 statt G8. Das Gutachten, das am 14. November 2023 übergeben wurde, empfiehlt der Landesregierung die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium.

Tom Weller/picture alliance/dpa)

Zeitspiel ist nicht nur im Fußball eine bewährte Taktik. Auch in der Politik kommt sie oft zur Anwendung, zumal sie dort oft schwerer zu erkennen und gegenüber dem Publikum leichter zu kaschieren ist. Eine Bildungsallianz wollen die  Parteien in Baden-Württemberg, so geht die Mär. Gemeinsam vereinbarte Bildungsreformen sollen für Stetigkeit und langfristige Planbarkeit in diesem Politikfeld sorgen. Doch wie verhalten sich die Akteure, die diese Allianz angeblich anstreben?

Gründlichkeit vor Schnelligkeit, heißt es bei den Grünen. Diese gut klingende Devise geben Politiker gerne aus, wenn sie Entscheidungen auf die lange Bank schieben wollen. Wichtiger Bestandteil einer Bildungsallianz oder eines Schulfriedens, wenn man es martialischer – oder vielleicht eher ehrlicher – mag, ist ein Konzept für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium als Regelform dieser Schulart.

Konzept für G9 steht noch immer aus

Dieser haben sich die Grünen lange verweigert. Doch nach dem überraschenden Erfolg einer Elterninitiative und den Vorschlägen des daraufhin von der Regierung selbst im vergangenen Sommer eingesetzten Bürgerforums ist sie unumgänglich. Ein Konzept des Kultusministeriums steht aber nach wie vor aus, obwohl in zwei Wochen im Landtag eine Abstimmung über den Volksantrag zu G9 anberaumt ist.

Nun ist G9 ja kein Neuland. Neun Jahre, das war vor G8 bereits Jahrzehntelang die Regelschulzeit für Gymnasien. Auch jetzt noch gibt es in fast jedem Stadt- und Landkreis eine Modellschule mit diesem Zeittakt.  Dazu liegen Erfahrungen und Konzepte aus den Bundesländern vor, die die Rückkehr von G8 zu G9  längst vollzogen haben. Ausgefeilte Konzepte speziell für Baden-Württemberg, etwa vom Philologenverband, liegen ebenfalls auf dem Tisch. Warum also tut sich so wenig?

CDU und FDP ziehen rote Linien

Mehr und mehr entsteht der Eindruck, die späte Einladung zum Nachfolgetreffen der Bildungsallianz – nach dem Auftakt vor zwei Monaten – sei nicht auf Terminprobleme zurückzuführen, sondern  Hinhaltetaktik. Das wäre fatal für das Ansehen der Politik insgesamt und – erscheint auch unklug. Müssten die Grünen nicht selbst ein Interesse haben, das leidige Thema G9 rechtzeitig vor der nächsten Landtagswahl abzuräumen?

Auch andere spielen leicht foul. Die Chefs von CDU und FDP verkünden jetzt, man könne ergebnisoffen über alles reden – und sagen im nächsten Augenblick: außer über die Realschule, die habe Bestandsgarantie. Die einen spielen auf Zeit, die anderen ziehen rote Linien – nur die  Roten, nämlich die Sozialdemokraten, haben sich bisher wirklich im Sinne einer Allianz verhalten, aber zu mehr Tempo gemahnt. Es wäre nicht schlecht, wenn sich die anderen daran ein Beispiel nehmen würden.

Christoph Müller

Redakteur Bildung & Wissenschaft

0711 66601-182

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