Glosse

Häschen in der Krise

Während die Lasten an Weihnachten noch gerecht verteilt sind – auf das Christkind, den Nikolaus und den Weihnachtsmann –, muss Meister Lampe an Ostern alle Eier alleine schultern. Umso wichtiger ist, dass es ihn wirklich gibt. Aus Fell, Fleisch und Blut. Plüsch, Schokolade und Papier sind da keine Alternative. Eine Glosse von Michael Schwarz.

Ist in Sachen Ostern leider ein Totalausfall: Dürers Feldhase.

dpa/Deutsch Gerhard)

Die Wahrscheinlichkeit, Meister Lampe zu Gesicht zu bekommen, ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen. 19 Mümmelmänner tummelten sich 2024 auf jedem Quadratkilometer Feld und Wald. Macht etwa 5,5 Millionen und damit mehr denn je, wie der Deutsche Jagdverband meldet. Dennoch müssen sich immer noch 13 Deutsche, statistisch gesehen, einen Rammler teilen, was selbstverständlich kein Zustand ist. Zumal der bekanntlich gerne einen Haken schlägt, wenn er einen sieht.

Bleiben die Hasen, die keine Eier bringen und insofern falsche Hasen sind, der Plüschhase etwa oder der Schokohase. Letzterer, gerne in Lila oder Gold, ist seinen frei lebenden Artgenossen zahlenmäßig derart überlegen, dass man sich um seinen Fortbestand keine Sorgen machen muss. Oder sollte man sagen: musste? Denn gerade erst teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie mit, dass die Schokohasenpopulation aufgrund der gestiegenen Kakaopreise von 240 Millionen auf 228 Millionen geschrumpft sei.

Wem angesichts solcher Hiobsbotschaften nicht zum Feiern zumute ist, sollte sich bis 2028 gedulden. Dann jährt sich der Todestag von Albrecht Dürer zum 500. Mal. Und der Feldhase, den der Künstler 1502 aquarellierte, wird das erste Mal seit 2019/2020 wieder ausgestellt.

Allerdings darf dieser Hase weder geschossen noch verzehrt werden, und auch von einer österlichen Reisetätigkeit ist nichts bekannt. Deshalb empfiehlt der SWR, einen Osterhasen zu backen. So gerate er garantiert so, wie man ihn sich immer ausgemalt hat.

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