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Heike Baehrens ist neue Vorsitzende des Landesseniorenrats

Die 70-Jährige Heike Baehrens war gesundheitspolitische Sprecherin und saß für den Wahlkreis Göppingen im Bundestag.
Giacinto Carlucci Göppingen)Einstimmig ist die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens zur Vorsitzenden des Landesseniorenrats gewählt worden. In einer „herausfordernden Zeit“, wie sie sagt, tritt sie damit die Nachfolge von Eckart Hammer an. Er legte das Amt auf eigenen Wunsch nieder, nicht ohne der 70-Jährigen Kränze zu flechten: Mit ihrer fachlichen Expertise, nicht nur bei Pflege- und Gesundheitsthemen, sei sie eine perfekte Besetzung.
Die gebürtige Niedersächsin hat Realschulabschluss und eine Lehre zur Bankkauffrau absolviert, dann Religionspädagogik studiert und als Diakonin gearbeitet. Von 1996 bis 2013 war Baehrens Geschäftsführerin im Diakonischen Werk Württemberg, ab 2002 auch stellvertretende Vorstandsvorsitzende, unter anderem mit den Schwerpunkten „Gesundheit, Alter und Pflege“ und „Behindertenhilfe und Psychiatrie“.
In die SPD führte sie auch die Geschichte ihrer Mutter, die als zweitältestes von fünf Kindern und als Mädchen keine Ausbildung durchlaufen durfte und selber in der Sozialdemokratie aktiv war. 1988 trat auch die Tochter ein, heute nennt sie ihr Engagement „stimmig von Anfang an“. Zwischen 1989 und 1996 saß sie im Stuttgarter Gemeinderat, von 2013 bis 2025 für den Wahlkreis Göppingen im Bundestag, zuletzt als gesundheitspolitische Sprecherin.
Den Herausforderungen mit dem Wechsel an die Spitze des Landesseniorenrats gerade in Zeiten eines seit Wochen schwelenden Streits um die Rente ist sie sich bewusst. Demokratie lebe vom Gespräch, appelliert sie an alle Beteiligten, vom gemeinsamen Ringen um den besten Weg und von der Erkenntnis, dass „jede und jeder einzelne von uns an seinem je eigenen Platz dazu beitragen, dass gutes Zusammenleben gelingen kann“.
Christliches Menschenbild und die kirchliche Verwurzelung sind Triebfedern. Denn daraus resultiere die grundsätzliche Idee der Menschenfreundlichkeit, aus der wiederum das Zusammenleben in Gerechtigkeit erwachse. Das Thema begleitet sie sogar in ihrer Freizeit, weil sie gern Krimis liest, etwa von Wolfgang Schorlau, und solche, die sich der Frage der Gerechtigkeit stellen.
Drei Fragen …
Wie konnte die Rentendebatte derart aus dem Ruder laufen?
Das größte Problem ist, dass wir gar keine echte gesellschaftspolitische Debatte haben. Hier wurde von Anfang an verkürzt und zugespitzt argumentiert, ohne die Menschen im Blick zu haben, die auf eine sichere Altersversorgung angewiesen sind. Zudem zählen Fakten viel zu wenig.
Wie kann es wieder zu solchen Debatten kommen?
Wir brauchen wieder mehr Sachlichkeit und Besonnenheit bei solch komplexen Themen, die tief in die Lebenswirklichkeit von Menschen eingreifen. Und vielleicht brauchen wir auch so etwas wie eine Entschleunigung, damit Argumente sich ihren Platz zurückerobern können.
Was muss der Seniorenrat leisten?
Wir können den Dialog zwischen den Generationen fördern, auch wenn wir uns besonders für die gesellschaftliche Teilhabe alter Menschen und gegen alle Formen der Ausgrenzung oder Abwertung engagieren. Unser Ziel ist eine generationengerechte Gesellschaft. Wir alle brauchen wieder mehr Zukunftsmut.