Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Landtagswahl 2026

Markus Frohnmaier mit 99,7 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt

Die AfD hat Markus Frohnmaier aufs Schild gehoben. Er soll der nächste Ministerpräsident sein, wenn es nach der Rechtsaußen-Partei geht. 386 von 387 Delegierten gaben ihm am Samstag in Heilbronn ihre Stimme. Auch die Listenaufstellung lief beinahe wie am Schnürchen.

Der Überraschungsgast in der Heilbronner Harmonie heißt Alice Weidel (links). Die Parteichefin empfiehlt den 387 Delegierten, Markus Frohnmaier (rechts) zum Spitzenkandidaten zu wählen - was alle tun bis auf einen.

dpa/Jan-Philipp Strobel)

Heilbronn. Die einzige, die ihm an diesem Tag die Show hätte stehlen können, gönnt sich nur einen Auftritt von zehn Minuten: Alice Weidel , die am Vortag noch in Budapest an einem von Victor Orban veranstalteten Treffen rechtspopulistische Parteien in Europa teilgenommen hatte, lässt es sich nicht nehmen, ein paar lobende Worte über ihren engen Vertrauten zu verlieren, bevor sie wieder dorthin zurückkehrt, von wo sie am Morgen gekommen ist – zu einer Familienfeier in München. Vorher sagt sie der Partei noch das beste Wahlergebnis alles westdeutschen Bundesländer voraus.

Damit ist der Weg frei für die Krönungsmesse, die so nüchtern abläuft, dass man gar nicht glauben kann, dass hier eine der drei in den Umfragen führenden Parteien Baden-Württemberg ihren Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten kürt.

Entweder Ministerpräsident oder zurück nach Berlin

Dies freilich mit einem jungen Mann, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nach der Wahl am 8. März 2026 im Bundestag bleiben wird: Markus Frohnmaier hat dort eine derart steile Karriere hingelegt – nach der Wahl am 23. Februar wurde er stellvertretender Fraktionschef und außenpolitischer Sprecher -, dass sich niemand vorstellen kann, dass er für den Fall einer Niederlage im Landtag von Baden-Württemberg auf der Oppositionsbank Platz nimmt. Das gibt ja auch nicht vor. Stattdessen heißt es für ihn hopp oder top. Entweder wählen Ihnen die Baden-Württemberger zu ihrem Ministerpräsidenten oder er bleibt in Berlin.

Es ist wohl eher der Mangel an brauchbaren Alternativen, die die Landes-AfD dazu bewegt hat, dem 34-Jährigen dieses Amt anzutragen, das insofern symbolischen Charakter hat, als keiner mit der AfD koalieren will und eine absolute Mehrheit ebenso wenig zur Debatte steht. Der einzige, den man sich sonst noch hätte vorstellen können, kandidiert auf der Landesliste auf Platz 1: Emil Sänze , der zusammen mit Frohnmaier seit 2022 den Landesverband führt. Der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Anton Baron , kommt erst auf Platz 3. Er hatte sich für eine Spitzenkandidatur nicht interessiert. Der 37-jährige Baron ist anders als der 74-jährige Sänze im besten Kandidatenalter, gilt aber intern als umstritten.

Frohnmaier: „Es geht um die Zukunft unseres Volkes“

Inhaltlich bekommt man in Heilbronn zu hören, was man bei der AfD immer hört: dass man sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlen könne, dass nur die AfD die „Massenmigration“ stoppen werde, dass auch die CDU nur links-grüne Politik mache und dass man hierzulande nicht mehr seine Meinung sagen dürfe.

Frohnmaier lobt das Bundesland, in dem er aufgewachsen ist. „Hier bei uns schlägt das wahre Herz.“ Hier seien Bosch und Mercedes zu Hause, hier seien das Auto, die Zündkerze und der Zeppelin erfunden worden. „Es geht um die Zukunft unseres Volkes“, sagt er und dass man sich in der eigenen Heimat nicht mehr zu Hause fühle.

Gleichzeitig betont er, dass er sich nur gegen illegale Migration wendet. „Jeder Mensch, der sich legal in Deutschland aufhält, der unsere Sprache spricht, ist herzlich willkommen.“ Für die Illegalen dagegen will er sogar eine weitere Startbahn am Stuttgarter Flughafen bauen, damit sie abgeschoben werden können.

Bei den ersten 19 Abstimmungen fällt nur ein Kandidat durch

So verläuft dieser AfD Parteitag derart geordnet, dass man bis Listenplatz 20 warten muss, um das Schauspiel zu erleben, das es auf früheren AfD-Parteitag regelmäßig gab: dass sich mehrere Kandidaten um einen Posten streiten. Der Landtagsabgeordnete Udo Stein, der zuletzt wegen seines Umgangs mit Waffen Schlagzeilen machte, kandidiert gegen eine der wenigen Frauen, die sich traut. Im aktuellen Landtag hätte der Listenplatz 20 keine Relevanz gehabt, da man ohnehin nur 17 Abgeordnete stellt. Nun geht Frohnmaier jedoch von bis zu 40 Abgeordneten aus – immer vorausgesetzt, die aktuellen Umfragewerte bleiben bis zur Landtagswahl bestehen, und die FDP schafft nicht wieder den Einzug in den Landtag.

Etwas knapper wird es dann, als ausgezählt wird. Herbert Gah aus Reutlingen, der auf Listenplatz 18 kandidiert hat, fällt durch. Gewählt werden für die Listenplätze 1 bis 17 Emil Sänze, Martin Rothweiler, Anton Baron, Daniel Lindenschmid, Dennis Klecker, Miguel Klauß, Bernhard Eisenhut, Carmen Haug, Karlheinz Kolb, Hans-Peter Hörner, Sandro Scheer, Alexsei Zimmer, Joachim Kuhs, Nikolaos Boutakoglou, Andreas Auer, Christian Köhler und Chris Hegel. Christian Schäfer erringt Listenplatz 19.

Etwas später gehen auch noch die Plätze 18 – an Stephan Schwarz – und 20 – an Emily Knorr – weg. Udo Stein ist somit der einzige Abgeordnete, der sich in Heilbronn vergeblich um einen Listenplatz bemüht.

Die Kandidaten-Aufstellung endet am Sonntag mit Platz 60. Ursprünglich hatte die Landespartei zwei weitere Wochenenden eingeplant. „So kann es weitergehen“, kommentiert Emil Sänze den flotten Verlauf. „Die Kandidaten-Aufstellung verlief sehr diszipliniert.“

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 199 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch