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Berufliche Schulen

Mehr Sprachförderung und Demokratiebildung geplant

Die Kultusminister wollen an den beruflichen Schulen mehr Sprachförderung und Demokratiebildung. Dazu hat die Bildungsministerkonferenz ein Maßnahmenpaket beschlossen. Der Berufsschullehrerverband begrüßt das im Grundsatz - hat aber einige Kritikpunkte.

Die Kultusminister wollen an den beruflichen Schulen mehr Sprachförderung und Demokratiebildung.

IMAGO/Michael Bihlmayer)

Stuttgart.  Viele Wirtschaftsbranchen suchen händeringend Nachwuchskräfte, die Integration von Zuwanderern ist ebenfalls ein aktuelles Thema. Junge Menschen unabhängig von Herkunft, Sprache und Bildungshintergrund besser auf Ausbildung, Beruf und gesellschaftliche Teilhabe vorbereiten – das hat der Pakt für berufliche Schulen sich zum Ziel gesetzt.

Verband will mehr Unterstützung für Berufsschullehrer vom Land

Dafür hat er nun Empfehlungen gegeben, die die Kultusminister der Länder und die Bundesbildungsministerin kürzlich gebilligt haben. Sie wollen Sprachförderung systematisch in allen Bildungsgängen verankern, demokratische Werte stärker in der Schulkultur leben und Lehrkräfte „gezielt für sprachsensiblen und demokratiefördernden Unterricht qualifizieren“. Denn, so betont Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU): „Sprache ist der Schlüssel zur beruflichen und gesellschaftlichen Teilhabe – und Demokratie das Fundament, auf dem wir unser Miteinander gestalten.“

Wie aber beurteilen diejenigen, die das umsetzen sollen, Pläne und Empfehlungen? Thomas Speck ist Vorsitzender des Berufsschullehrerverbands in Baden-Württemberg (BLV). Was sind seine drei wichtigsten Forderungen an Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), damit die Beschlüsse auch umsetzbar sind? „Anerkennung von Teamzeiten und Unterrichtsentwicklung als Arbeitszeit der Lehrkräfte, Anerkennung von Fortbildung als Arbeitszeit und mehr multiprofessionelle Teams“, wünscht er sich. Wie steht Baden-Württemberg im Ländervergleich da? „Andere machen mehr“, sagt Speck und verweist auf Rheinland-Pfalz. Dort gibt es seit zehn Jahren „Keiner-ohne-Abschluss-Klassen“. Sie richten sich an die, die nach dem neunten Schuljahr ohne Abschluss geblieben sind. In einem dualen System und kleinen Klassen unterrichtet, bekommen sie dort nochmals die Chance, die Berufsreife zu erlangen.

„Die beruflichen Schulen fallen immer herunter“, meint er zur Lage in Baden-Württemberg. Und es gebe zu wenige engagierte Eltern, die der Politik Druck machten. Dabei wechselten im nächsten Schuljahr auch noch die Schüler mit schlechten Ergebnissen beim Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen von allgemeinbildenden auf berufliche Schulen.

„Und was Zugewanderte betrifft, sind wir häufig die letzte Chance, sowohl Deutschkenntnisse als auch ein grundlegendes Demokratieverständnis zu schaffen“. Die großen Unterschiede in einer Berufsschulklasse seien ein Problem „Immer mehr Azubis starten ausgestattet mit Sprachzertifikaten direkt aus dem Ausland in eine Ausbildung, zum Beispiel in der Pflege oder Gastronomie“ – leider oft mit unzureichender Sprachkenntnis. „Im Ergebnis sind Schüler aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen Deutschkenntnissen in einer Klasse und sollen in drei Jahren eine Ausbildung absolvieren.“ Flächendeckende Unterstützungsangebote aber fehlten in Baden-Württemberg. „Hier brauchen wir dringend Differenzierungsmöglichkeiten, Teamteaching oder auch einen zweiten Berufsschultag.“ Das alles sei leider derzeit nicht möglich.

Speck lobt Projekt Innovationslabor Berufliche Schulen im Südwesten

Speck sieht auch Positives, etwa bei der Demokratiebildung. Kompetenzen wie Mitbestimmung, Arbeitsschutz und Konfliktlösung ließen sich mit der Ausbildung im Betrieb verbinden. „Das geht sehr gut und ist häufig auch Inhalt der Lehrpläne.“ Doch seien mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit der Schulen nötig, damit solche Konzepte den Weg in alle Schulen finden. „Das Projekt Innovationslabor Berufliche Schulen des Ministeriums ist hier ein gutes Modell“, so Speck. Seit 2024 werden damit innovative Ideen und Unterrichtskonzepte auch für Sprachförderung und Demokratiebildung erprobt. „Noch nicht alle Schulen sind aber dabei.“

Was der Pakt für berufliche Schulen vorsieht

Der Pakt für berufliche Schulen geht auf den Vorstoß von Kultusministerkonferenz (KMK) und Bundesbildungsministerium zurück. Bund, Länder, Wirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft, Kommunen und Zivilgesellschaft sollen gemeinsam diese Schulen „als zentrale Orte der Fachkräftesicherung, Integration und Demokratiebildung stärken“, so die KMK. Hauptgremium ist der Rat für den Pakt für berufliche Schulen, der sich im Mai 2024 konstituierte. Er hat nun Empfehlungen zu Sprachförderung und Demokratie gegeben, bald folgen die zu Digitalisierung und KI.

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