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Inklusion

Nur 13 Prozent der Gymnasien bieten inklusive Bildung an

Die SPD-Fraktion hat sich in einem Landtagsantrag nach dem Stand inklusiver Bildung an den allgemeinbildenden Schulen erkundigt. Das Ergebnis ist aus Sicht der Abgeordneten Steinhülb-Joos ernüchternd, vor allem an den Gymnasien.

Inklusive Bildung ist an allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg noch immer zu selten; nur 13 Prozent der Gymnasien bieten dies an.

dpa/Wavebreak Media)

Stuttgart.  Noch die grün-rote Landesregierung und der damalige Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatten vor zehn Jahren das Elternwahlrecht auf den Weg gebracht, wonach sie entscheiden können, ob ihre Kinder mit Einschränkungen allgemeinbildende Schulen besuchen sollen oder nicht. Aber bis heute ist der gemeinsame inklusive Unterricht in Baden-Württemberg nicht entscheidend vorangekommen.

„Inklusion ist ein Grundrecht und Aufgabe aller Schularten“, sagt die Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joo s ( SPD). Sie war selbst neun Jahre Rektorin einer Gemeinschaftsschule mit inklusivem Angebot. Bei einem Besuch vor einigen Monaten musste sie aber feststellen, dass die Entwicklung eher rückläufig ist, etwa, weil an allgemeinbildenden Schulen Sonderpädagogen fehlen. Besonders groß sei der Nachholbedarf an Gymnasien.

Zustand inklusiver Bildung ist für Abgeordnete „nicht hinnehmbar“

Aus der Antwort auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion geht hervor, dass es nur an etwas mehr als an jedem zehnten baden-württembergischen Gymnasium inklusive Bildungsangebote gibt. „Das ist“, sagt Steinhülb-Joos, ein „nicht hinnehmbarer Zustand“. Leider versäume es Grün-Schwarz seit Jahren, die passenden Rahmenbedingungen für Inklusion zu garantieren.

Sie zu schaffen kostet aberGeld. Der damalige Finanzminister Nils Schmid (SPD) hoffte 2015, mit einer Vereinbarung über Ausgleichszahlungen an die Kommunen als Schulträger unter anderem bauliche Veränderungen oder den Mehraufwand bei Lernmitteln mit für das Gelingen von Inklusion gesorgt zu haben.

Tatsächlich ziehen aber weiterhin viele Eltern für ihre Kinder den Unterricht an einem „Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ)“, einer der früheren Sonderschulen, vor. Laut Kultusministerium hat sich der Anteil von Grundschulen mit inklusiven Angeboten in den vergangenen zehn Jahren von 31 auf 33 Prozent erhöht, der an den nur noch wenigen Werkrealschulen immerhin von 30 auf 60 Prozent, an den Realschulen von 13 auf 30.

Die Gemeinschaftsschulen stechen positiv hervor, mit einer Zunahme von 72 auf 82 Prozent in zehn Jahren. Dagegen fällt der Anteil an den Gymnasien mit nur 13 Prozent deutlich ab, obwohl der Schulausschuss sich vor vielen Jahren in Südtirol informiert hat, wie Jugendliche auch mit schweren geistigen Einschränkungen und noch in höheren Klassen mit Gleichaltrigen eine Schule besuchen können.

Für echte Wahlfreiheit muss gute Betreuung gewährleistet sein

Die UN-Behindertenrechtskonvention verlangt nach jener Teilhabe. Baden-Württemberg hat sich für den anderen Weg und eine Wahlmöglichkeit entschieden. Die müsse aber, so Steinhülb-Joos, eine echte Wahlfreiheit sein. Die gebe es nur, wenn überall gute Betreuung gewährleistet sei, woran viele Eltern „leider zu Recht Zweifel haben“. Die SPD-Abgeordnete plädiert für mehr inklusive Inhalte im Lehramtsstudium, mehr Unterstützungspersonal im Klassenzimmer und kleinere Klassen. Dafür müsse die Landesregierung endlich das Geld aufbringen.

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