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Unbesetzte Lehrerstellen: Deutlich mehr unbesetzte Stellen im Land

Im Sommer fiel auf, dass 1440 Lehrerstellen im Südwesten nicht besetzt waren. Nun hat eine Arbeitsgruppe erste Untersuchungsergebnisse zu dem Skandal vorgelegt.
dpa/Bernd Weißbrod)Stuttgart. Abermals steht rund um die jahrelang unbesetzten Lehrkräftestellen im Land der Vorwurf der Verschleierung im Raum: Die eigens zur Aufarbeitung dieses Themas eingesetzte Arbeitsgruppe hat ermittelt, dass es nicht wie bisher angegeben 1400 Vakanzen gab, sondern mindestens 2477. Nicht nur die CDU-Landtagsfraktion verlangt nach Aufklärung.
Zu Wochenbeginn wollte das von der Grünen Theresa Schopper geführte Kultusministerium die neuen Erkenntnisse zu den Geisterstellen bekanntgeben. Weil aber Landtagsabgeordnete vorab informiert wurden, fanden erste Zahlen verfrüht den Weg an die Öffentlichkeit. „Laut einem Bericht der Schwäbischen Zeitung weitet sich der Skandal um unbesetzte Lehrerstellen weiter aus“, reagierte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) rasch. „Wir sehen schon lange“, so VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand, „dass die Schulen unterversorgt sind.“
Arbeitsgruppe geht von jahrelangem Fehler aus
Konkret bestätigten die Sprecher von Kultus- und Finanzministerium auf Staatsanzeiger-Anfrage gemeinsam einen „Fehlerkorridor 2015 bei rund 2500 Stellen, und der bewegte sich dann in der Folge bis 2023 in einem Korridor zwischen 2200 und 1800 Stellen“. Seitdem seien das zu Grunde liegende Programm überschrieben und verbessert sowie Anfang Juli die bisher bekannten 1440 identifiziert worden .
Bei einem „vertraulichen Hintergrundgespräch mit Abgeordneten“ habe die Leiterin der Arbeitsgruppe über erste Erkenntnisse vorab informiert, heißt es weiter. Details seien „geleakt worden“, dabei liege der Bericht „noch nicht final“ vor.
Bekanntgemacht wurde durch die beiden Ministeriumssprecher dennoch, dass „fälschlicherweise als besetzt gekennzeichnete Lehrerstellen seit Jahren im System sind“. Eine wesentliche Ursache liege vermutlich in einer IT-Umstellung in den Jahren 2005 und 2006. Diese Fehler seien korrigiert worden. Fest stehe auch, dass „keine Gehälter an nicht existierende Personen ausgezahlt“ wurden.
Für den bildungspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Andreas Sturm ergeben sich aus den Antworten jedoch erst recht neue Fragen. „Es ist zu klären, weswegen vom Jahr 2015 auf 2025 die Zahl dieser Geisterstellen von 2478 auf 1440 gesunken ist“, so Sturm zum „Staatsanzeiger“.
Die Annahme vom Sommer 2025, sie seien jährlich aufgewachsen, habe jedenfalls nicht belegt werden können. Und weiter: „Ich erwarte, dass die im Verdacht stehenden fehlerhaften manuellen Eingaben zukünftig durch Prüfmechanismen im Programm verhindert werden.“ Ziel müsse „die Wiederherstellung des Vertrauens in eine verlässlich funktionierende Verwaltung sein“. Am Montag wird die Arbeitsgruppe nach Angaben der Ministeriumssprecher und dem ursprünglichen Zeitplan entsprechend auch Empfehlungen vorlegen, wie die IT-Verfahren, Kontrollen und Transparenz künftig verbessert werden können.