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Universität Konstanz wird den Exzellenzstatus verlieren

Die Exzellenzstrategie der Unis aus Baden-Württemberg (2019-2025)
Grafik: Herrgoß Quelle: Exzellenzstrategie von Bund und Ländern)Stuttgart/Bonn. Freude in Tübingen, Frust in Konstanz, Hoffnung in Freiburg: Die Reaktionen auf den Ausgang des Exzellenzcluster -Wettbewerbs fielen an den Landesuniversitäten sehr unterschiedlich aus.
Auf Gelder in Millionenhöhe dürfen sich gleich 13 Forschungsprojekte in Baden-Württemberg freuen. So viele sind in der vergangenen Woche bewilligt worden und werden ab Januar 2026 für sieben Jahre gefördert (siehe auch Kasten) und können unter anderem die Robustheit von Ökosystemen, elektrochemische Energiespeicher, neuartige Tumortherapien und resiliente Baumarten erforschen. „Die Entscheidung der international besetzten Exzellenzkommission ist eine großartige Bestätigung für den Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne). Insgesamt werden künftig 70 Cluster bundesweit gefördert , derzeit sind es nur 57.
Verlust eines Clusters bedeutet das Ende des Exzellenzstatus
Bundesweit hat nur das Land Nordrhein-Westfalen mit 15 Clustern besser abgeschnitten; gleich acht davon erhält die Universität Bonn, Spitzenwert in Deutschland. Am besten im Südwesten schnitt Tübingen ab, das künftig gleich sechs Cluster hat – drei werden verlängert, drei neue bewilligt –, gefolgt von Heidelberg mit drei sowie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Universität Freiburg mit je zwei Clustern. Je ein Exzellenzcluster haben oder daran beteiligt sind die Unis Stuttgart, Hohenheim, Ulm und Konstanz.
Für die Hochschule am Bodensee hat das weitreichende, fatale Folgen: Denn ihr bestehendes Exzellenzcluster zum Kollektiverhalten von Tieren wird künftig nicht mehr gefördert.
„Es ist für uns sehr enttäuschend, dass ein so erfolgreicher und florierender Forschungsverbund nicht weiter gefördert wird“, sagte die Rektorin der Universität Konstanz , Katharina Holzinger. „Damit wird sich nicht nur der Schwerpunkt der Schwarmforschung in Konstanz neu aufstellen müssen – mit diesem Wettbewerbsergebnis fehlt der Universität zugleich die Voraussetzung von zwei Exzellenzclustern, um in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten weiter gefördert zu werden.“
Diesen Status hatte Konstanz seit 2007 durchgehend inne. Damals setzte es sich als kleinste der Exzellenzuniversitäten im Wettbewerb durch, auf Augenhöhe mit viel größeren und älteren Einrichtungen.
„Der Verlust eines Clusters hat daher sehr drastische Auswirkungen für die gesamte Universität, schließlich bedeutet er für uns das Aus in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten für die nächste Förderperiode“, bedauert Holzinger. „Nun müssen wir uns jedoch der Mammutaufgabe stellen, die in dieser Zeit aufgebauten Strukturen ohne finanzielle Weiterförderung so gut wie möglich zu erhalten.“ Bisher zählt Konstanz noch mit Tübingen, Heidelberg und dem KIT zu den gleich vier Hochschulen aus Baden-Württemberg – von bundesweit nur elf –, die sich mit dem Titel Exzellenzuniversität schmücken dürfen.
Freiburg kann sich nun um Exzellenzstatus bewerben
Des einen Leid, des anderen Freud: Die Universität Freiburg , die sich um vier Cluster beworben hatte, hat für zwei den Zuschlag auch erhalten. Damit kann sie sich nun um den Status als Exzellenzuniversität bewerben, den sie schon einmal – von 2007 bis 2012 – besaß. „Dieser Erfolg markiert einen bedeutenden Meilenstein“, sagte Rektorin Kerstin Krieglstein. „Mit vereinten Kräften und unter aktiver Mitwirkung aller Statusgruppen fokussieren wir uns jetzt auf die Bewerbung um den Status der Exzellenzuniversität.“ Die Konkurrenz um diesen Titel allerdings ist groß: Für 14 weitere Universitäten trifft dies ebenfalls zu.
Ziel der Exzellenzstrategie ist es, „die internationale Sichtbarkeit und die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftsstandorts Deutschland zu erhöhen“, wie es auf der Website des Ministeriums heißt. Zur Einordnung der finanziellen Dimension: Die Universität Bonn wird laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung künftig mit Partnern insgesamt rund 80 Millionen Euro an Exzellenz-Fördergeldern erhalten – bei einem Gesamtetat von 2023 rund 850 Millionen Euro sind das 9,4 Prozent.
Wie Exzellencluster und Exzellenzstatus zusammenhängen
Exzellenzcluster sind interdisziplinäre Forschungsprojekte an Universitäten oder in Universitätsverbünden. Sie werden sieben Jahre lang mit 385 Millionen Euro pro Jahr gefördert, ab 2026 mit 539 Millionen. Wissenschaftler eines Expertengremiums und die Wissenschaftsminister bilden die Exzellenzkommission und treffen die Entscheidung. Nur eine Hochschule mit mindestens zwei bewilligten Clustern kann sich dann um den Status als Exzellenzuniversität bewerben.