Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Warum der Strom in Deutschland so teuer ist

Steuern und Abgaben machen ein Drittel des Strompreises aus.
IMAGO/Dirk Sattler)Wie beeinflussen erneuerbare Energien den Strompreis?
Solarstrom und Wind haben die niedrigsten Gestehungskosten, zwischen 4 und 14 Cent für Photovoltaik-Strom und zwischen 4 und 9 Cent für Windstrom an Land . Die Stromgestehungskosten berücksichtigen alle Kosten, die für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom anfallen, und zwar über die gesamte Lebenszeit der Anlage. Sie umfassen zudem die Investitionskosten, Betriebs- und Wartungskosten sowie Abbau und Entsorgung.
Doch obgleich die erneuerbaren Energien inzwischen mehr als 50 Prozent zum Strommix beitragen, ist der Strom in Deutschland teurer als in vielen anderen EU-Staaten. In 2025 lag der Preis im Schnitt bei 38 Cent pro Kilowattstunde. Eine Antwort ist: Der Strompreis für Privatkunden umfasst deutlich mehr als nur die Kosten für Stromerzeugung, Stromeinkauf und -verkauf.
Aus welchen Kosten setzt sich der Strompreis zusammen?
Die Kosten für Strombeschaffung und Vertrieb machen nur 16 Cent am Strompreis aus und mit 40,4 Prozent etwas über ein Drittel des Preises. Knapp ein Drittel mit 27,6 Prozent oder 10,9 Cent entfällt auf die Netzentgelte. Der Rest sind Steuern, Abgaben und Umlagen mit 32 Prozent. Der größte Batzen entfällt hier mit 6,3 Cent auf die Mehrwertsteuer und 2,05 Cent auf die Stromsteuer. Weitere Abgaben und Umlagen entfallen etwa auf die Konzessionsabgabe oder die Offshore-Netzumlage.
Wie sehen die Strompreise in anderen EU-Staaten aus?
Die Strompreise in Deutschland liegen etwa zehn Cent höher als der Durchschnittswert in der EU, der bei 29 Cent je Kilowattstunde liegt. Die zweithöchsten Strompreise hat Belgien (36 Cent), gefolgt von Dänemark (35 Cent), Italien und Irland (33 Cent), Tschechien (32 Cent), Zypern und Österreich mit 29 Cent.
Strompreise unter 20 Cent pro Kilowattstunde haben Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Malta und Ungarn. Die Gründe dafür liegen unter anderem in unterschiedlichen Netzentgelten in den einzelnen Staaten und vor allem in der Höhe der Steuern und Abgaben. Letztere sind in Dänemark und Zypern noch höher als in Deutschland.
Welche Rolle spielt der Börsenpreis?
Strom, der nicht selbst erzeugt werden kann, muss von Energieversorgern an der Börse dazu gekauft werden. Der Börsenpreis richtet sich nach dem Kraftwerk, das gerade noch benötigt wird, um den Strombedarf zum jeweiligen Zeitpunkt zu sichern. In der Regel ist das meist ein Gaskraftwerk. Den Preis, der dann etwa für die Stromerzeugung aus Gas bezahlt werden muss, gilt dann für den gesamten Strom, der zu diesem Zeitpunkt an der Strombörse vermarktet wird. Das bedeutet, dass auch für Wind- und Solarstrom dieser Preis bezahlt wird. Der jeweilige Börsenpreis spielt allerdings für die Privathaushalte meist keine Rolle. Denn hier gibt es in der Regel langfristige Lieferverträge. Er kann sich jedoch auf Großkunden wie etwa große Unternehmen auswirken, die ihren Strom direkt an der Börse beziehen.
Warum gibt es für große energieintensive Unternehmen einen günstigeren Strompreis?
Bei großen, energieintensiven Betrieben wird damit argumentiert, dass sie bei den hohen Strompreisen in Deutschland international nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Deshalb zahlen Industrieunternehmen mit einem Jahresverbrauch von 160.000 bis 20 Millionen Kilowattstunden 2025 einen reduzierten durchschnittlichen Strompreis mit geringerer Stromsteuer und reduzierten Abgaben und Umlagen von 17,8 Cent pro Kilowattstunde. Davon entfallen 15,6 Cent auf Beschaffung, Vertrieb und Netzentgelt, 2,2 Cent auf Steuern, Abgaben und Umlagen. Unternehmen, die noch mehr Strom benötigen, zahlen noch etwas niedrigere Strompreise.
Wie wird sich der Strompreis 2026 entwickeln?
Der Stromversorger EnBW hat bereits angekündigt, die Strompreise in der Grundversorgung im kommenden Jahr zu senken . Auch andere Energieversorger haben ihre Kunden bereits entsprechend informiert. Ein Grund dafür sind die sinkenden Netzentgelte: Die Bundesregierung hat beschlossen, diese durch einen Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro zu senken, um die Stromkosten für Haushalte und Industrie zu dämpfen. „Eine gleichmäßige Entlastung aller Stromkundinnen und Stromkunden kann der Zuschuss nicht gewährleisten. Dies wäre über eine Senkung der Stromsteuer für alle möglich gewesen“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft.
CO2 -Preis
Auch der CO2 -Preis beeinflusst die Strompreise. Ab dem kommenden Jahr soll der Preis für Strom, der aus fossilen Energieträgern – also Gas, Kohle, Öl – gewonnen wird, steigen. Pro Tonne CO2 müssen dann 55 bis 65 Euro gezahlt werden. 2024 waren es 45 Euro, in diesem Jahr 55 Euro. Ab dem kommenden Jahr sollen die notwendigen CO2 -Zertifikate versteigert werden.