Leitartikel zur Wirtschaftslage

Warum es nicht mal mit Optimismus versuchen?

Gerade weil alle von Krise reden und die Stimmung unsicher ist, warum nicht mal ein positiver Ausblick auf dieses Jahr 2024? Dafür gibt es reichlich Anzeichen, auch in der Wirtschaft.

Der Staatsanzeiger-Chefredakteur Rafael Binkowski empfiehlt, mal mit Zuversicht auf die Lage im Jahr 2024 zu schauen.

Staatsanzeiger)

Stuttgart. Hohe Energiepreise, der Neubau ist zum Erliegen gekommen, Unsicherheit in den Unternehmen, Stellenabbau bei Bosch, hohe Flüchtlingszahlen in den Kommunen. Dazu die internationalen Krisen in Nahost und der Ukraine, die uns weiter belasten. Und die schwierige Transformation der Wirtschaft auf ökologisches Wirtschaften. Ein wenn auch gebremster Vormarsch der Rechtspopulisten weltweit. Negative Schlagzeilen gibt es dieser Tage zuhauf. Manche vergleichen die 20er-Jahre schon mit denen des vergangenen Jahrhunderts. Fast kein Krisengemälde scheint derzeit dunkel genug.

Aber gibt es nicht auch viele Anzeichen für Hoffnung? Fangen wir mal an. Ja, es gab 2023 eine leichte Rezession, doch ein tiefer Einbruch ist es nicht, zarte Pflänzchen der Erholung deuten sich für 2024 an, spätestens für 2025. Auf dem Arbeitsmarkt ist die Krise nicht angekommen, es mangelt weiterhin an Arbeits- und Fachkräften.

Niedrige Inflation, keine Gasknappheit, intakte Wirtschaft

Und weiter? Die Inflation ist auf 2,9 Prozent gefallen, das Niveau vor des Ukraine-Krieges und der Gaslieferungsstopps. Es gibt keine Gasknappheit und keine kalten Wohnungen. Trotz allgemeiner Verunsicherung ist die deutsche Wirtschaft im Kern intakt. Die befürchteten Betriebsverlagerungen ins Ausland, gar eine Deindustrialisierung, findet wenn dann nur in Spurenelementen statt.

Die Autobauer machen trotz Absatzschwäche Milliarden Gewinne. Und auch in der Baubranche können sich alle, die Gebäudesanierungen oder öffentliche Projekte bearbeiten, sich vor Aufträgen kaum retten. Die höhern Netzentgelte und CO2-Steuern wurden durch Steuersenkungen und die Marktschwankungen fast aufgefangen. Erstmals kommt 57 Prozent der Energie aus regenerativen Quellen. In Umfragen geben die meisten Bürger an, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Lage nicht verschlechtert.

Weniger Flüchtlinge, stabile Demokratie

Flüchtlingskrise? Im Januar sind deutlich weniger Flüchtlinge angekommen als im Januar 2023. Die bundesweite Bezahlkarte wird es für Migranten in Europa unattraktiver machen, nach Deutschland zu kommen. Kommunen mussten fast nirgends Turnhallen anmieten wie 2015. Wenn die neuen Gesetze greifen, entspannt sich die Lage.

Ampelchaos? Immerhin ringen die Parteien in Berlin um eine Entlastung der Wirtschaft. Und in Baden-Württemberg regiert Grün-Schwarz trotz kleinerer Zwistigkeiten so solide und stabil, dass es manchmal fast schon langweilig wird.

Der Aufstand von Millionen Menschen gegen Rechtsextremismus auch aus bürgerlich-konservativen Kreisen zeigt, dass unsere Demokratie um viele Faktoren stabiler ist als vor 100 Jahren. Es geht um die Psychologie der Massen. Man kann die Krise auch befördern mit zu viel Krisengerede. Gehen wir mit Zuversicht voran – 2024 wird ein gutes Jahr!

Rafael Binkowski

Chefredakteur des Staatsanzeigers

0711 66601 - 293

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