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Klimaschutz: Was Baden-Württemberg von Österreich lernen kann

Blick in die Region Katschberg, die am Übergang zwischen Salzburger Land und Kärnten liegt und auf nachhaltigen Tourismus setzt.
Rainer Lang)Stuttgart. Die Tourismusbranche in Baden-Württemberg befindet sich auf Erfolgskurs. Die Ankunfts- und Übernachtungszahlen sind auf einem Rekordniveau. Doch die glänzende Bilanz kann nicht über die Herausforderungen hinwegtäuschen, die nicht zuletzt der Klimawandel mit sich bringt. Deshalb blicken die Verantwortlichen für den Tourismus in der Landesregierung auch über den Tellerrand hinaus.
Schließlich haben die direkten Nachbarn wie Österreich, die Schweiz und Südtirol eine lange Erfahrung als Tourismusregionen. Erst kürzlich ist der zuständige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Patrick Rapp (CDU), nach Österreich und Südtirol gereist, um zu erfahren, was man von den Nachbarn lernen kann und wo Kooperationen sinnvoll sind.
Tourismusdestination mit Modellcharakter
Schon bei der Tourismusmesse CMT in Stuttgart hat sich die in Kärnten gelegene Region Katschberg als Tourismusdestination mit Modellcharakter präsentiert, die nicht nur Pionierarbeit leisten will, sondern auch eine Plattform geschaffen hat mit dem Klimaberg Summit, der die Vernetzung unterschiedlicher Akteure über die Landesgrenzen hinweg möglich machen will. Die Staatssekretärin im österreichischen Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, Susanne Kraus-Winkler (ÖVP), hat es sich nicht nehmen lassen, zu der Tagung zu kommen, deren vierte Ausgabe dem Thema nachhaltiges Bauen und Investieren gewidmet war.
Hotelier Wolfgang Hinteregger erinnerte als Initiator daran, dass er vor dem Hintergrund vermehrter extremer Unwetter schon lange davon überzeugt war, dass der Tourismus mit der Natur arbeiten müsse. Deshalb hat er sich mit Anton Aschbacher, dem heutigen Co-Geschäftsführer der Tourismusregion Katschberg vor sechs Jahren zusammengetan, um nachhaltig zu bauen. Entstanden ist so das Hotel Katschberg, das zu 80 Prozent mit Holz gebaut wurde.
Nach und nach ist immer mehr dazugekommen. Bäume wurden gepflanzt, ein Klima-Urlaubspaket geschnürt, eine Klima-Kulinarik entwickelt mit vielen vegetarischen und veganen und weniger tierischen Anteilen, Blumen- und Bienenwiesen sowie über 70 Hochbeete wurden angelegt, ein Klimabier mit dem auf 1600 Meter am höchsten angebauten eigenen Hopfen gebraut, eine Abfallwirtschaft mit konsequenter Mülltrennung eingeführt und ein Kraftwerk gebaut. Außerdem wird Pflanzenkohle für Landwirtschaft und Tierhaltung produziert.
Die Region mit ihren über 20 Partnerbetrieben, gelegen im Unesco-Biosphärengebiet Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge, will nach Angaben der Geschäftsführer als erste Tourismusregion der Welt bis 2030 CO 2 -neutral sein. Dazu gehören innovative Konzepte, wie im Bereich Abfall, oder der Einsatz von Biokohle, eine spezielle Klimaerde, die CO 2 für mehrere 100 Jahre speichert. Sie ist mit Mikroorganismen aufgeladenem Kohlenstoff versetzt und wird in Eibenstock im Erzgebirge hergestellt. Sie wird auf Wiesen, in Ställen und speziellen Klima-Hochbeeten eingesetzt. Ebenso wird sie dem Beton des deutschen Unternehmens Bton beigemischt, der auf diese Weise klimapositiv wird und zur CO 2 -Speicherung beiträgt.
Zwischen Deutschland, Österreich und Südosteuropa
Für Winkler sind dies Errungenschaften, die den Katschberg zum touristischen Leuchtturm in Österreich machen. Nach Angaben der Staatssekretärin hat sich die Regierung ein klares Ziel gesetzt: „Österreich soll zu den nachhaltigsten Destinationen der Welt gehören“. Schon jetzt liege der Anteil erneuerbarer Energien in der Beherbergung und in der Gastronomie bei 54 Prozent, erläutert sie. Sie setzt auf solche Nachhaltigkeitsinitiativen in der Region wie den Katschberg, der ein touristischer Knotenpunkt ist – als Verbindungsglied zwischen Deutschland, Österreich und Südosteuropa. Man strebe und eine stärkere Kooperation über Landesgrenzen hinweg an. Die Staatssekretärin will auf Bundesebene für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen. Auch das Problem des Overtourism hat sie im Blick. Die betroffenen Bürgermeister seien damit heillos überfordert. Deshalb gelte es, die Besucherströme rechtzeitig entsprechend zu lenken.
Nachhaltig produzieren
Mit dem Ziel, nachhaltige Produktion in großem Stil zu etablieren, haben beim Summit die Region Katschberg, das Unternehmen Bton und das Green Areal Lausitz (GRAL) als von der EU gefördertes Pionierprojekt einen Kooperationsvertrag unterschrieben.
www.der-klimaberg.at