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Klimaschutz

Sachverständigenrat: Land liegt weiter hinter seinen Zielen zurück

Trotz einzelner Fortschritte: Der Klimawandel beschleunigt sich. Und das Land liegt weiter hinter seinen Zielen beim Klimaschutz zurück. Zu diesem Ergebnis kommt die Stellungnahme des Klima-Sachverständigenrats mit Blick auf die Fortschritte des Landes beim Klimaschutz.
Windrad über Bäumen vor blauem Himmel.

Trotz einzelner Fortschritte: Der Klimawandel beschleunigt sich. Und das Land liegt weiter hinter seinen Zielen beim Klimaschutz zurück.

IMAGO/MICHAEL BIHLMAYER)

Stuttgart. Beim Thema Klimaschutz kommt das Land zu langsam voran. Zu diesem Ergebnis kommt die an diesem Freitag vorgestellte Stellungnahme des Klima-Sachverständigenrats der Landesregierung. Das mit Wissenschaftlern besetzte Gremium berät die Landesregierung beim Thema Klimaschutz, erstellt jährlich einen Bericht zum Stand des Klimaschutzes in Baden-Württemberg und gibt Empfehlungen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Fachleute eine deutliche Abweichung festgestellt zwischen dem Stand bei der Reduzierung von Treibhausgasen und dem Zwischenziel, das bis 2030 erreicht werden soll. Lediglich zwei Ministerien, das Umwelt- und das Verkehrsressort, hatten in der Folge mit Maßnahmen nachgesteuert. „Wir hätten erwartet, dass Klimaschutz zur Chefsache wird“, sagte die Ratsvorsitzende Maike Schmidt. Denn immerhin hat die Landesregierung laut Koalitionsvertrag das Ziel, Baden-Württemberg beim Klimaschutz zu einem Land mit internationalem Standard zu machen. Denn das Land will bis 2040 klimaneutral sein, fünf Jahre vor dem Bund und zehn Jahre vor der EU. Angesichts der Zahlen ist das sehr ambitioniert. Denn seit 1990 bis Ende 2024 wurde lediglich eine Reduktion der Treibhausgase um 33 Prozent erreicht. Bis 2030 sollen sie um 65 Prozent reduziert sein. Defacto bedeutet dies, dass innerhalb von sechs Jahren nochmal genauso viel CO2 eingespart werden muss wie in den vergangenen 34 Jahren.

„Es gibt keine Alternative zu konsequentem Klimaschutz“

Der Klima-Sachverständigenrat nennt Zahlen zum Klimawandel: Seit 1881 ist die Durchschnittstemperatur in Baden-Württemberg bereits um 2,7 Grad Celsius gestiegen. Bis 2040, wenn das Land klimaneutral sein will, könnte der Anstieg bereits bei 3,5 Grad liegen, so die Berechnungen von Wissenschaftlern. Denn der Klimawandel beschleunigt sich. Hinzu kommt, dass die Wälder, die eigentlich CO2 speichern sollten und somit als Senken funktionieren, diese Leistung weitgehend verloren haben. Der Grund: Der Klimawandel mit Trockenheit und Schädlingsbefall.

„Es gibt keine Alternative zu konsequentem Klimaschutz. Je länger wir warten, umso teurer wird es“, sagt Schmidt. 2024 war mit einer Durchschnittstemperatur von 10,56 Grad das drittwärmste Jahr seit dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen im Jahr 1881. Bereits vor einigen Jahren hatte der Sternreport die wirtschaftliche Dimension von Klimaschutz deutlich gemacht: Jeder in den Klimaschutz investierte Euro vermeidet demnach Schäden in Höhe von 20 Euro.

Wissenschaftler fordern, soziale Dimension stärker in den Blick zu nehmen

Zugleich mahnen die Wissenschaftler, dass die soziale Dimension von Klimaschutzmaßnahmen stärker in den Blick genommen werden müsse. Klimagerechtigkeit bedeutet, dass alle entsprechend ihrer Möglichkeiten Kosten tragen. Es brauche dringend Instrumente wie etwa einen Rückerstattungsmechanismus wie das Klimageld auf Bundesebene. Ansonsten gehe die Akzeptanz verloren. Auch Fördermittel sollten einkommensgestaffelt sein. Der Rat nennt auch Beispiele, die zeigen, dass gerade die unteren Einkommensgruppen von Klimaschutz bislang kaum profitieren. So konnte die E-Mobilförderung nur in Anspruch nehmen, wer sich den Kauf eines entsprechenden Neuwagens überhaupt leisten konnte. Eine PV-Anlage auf dem Dach kann sich auch nur fördern lassen, wer ein eigenes Haus hat. Wer das nicht hat, ist davon ausgeschlossen – zahlt aber dennoch mit, etwa über Jahre durch die EEG-Umlage.

Doch es gibt auch Positives zu vermelden. So sieht das Gremium etwa Fortschritte beim Ausbau der Photovoltaik. Und bei der Windkraft seien bis Ende Juni Anträge für 1230 neue Windenergieanlagen eingereicht worden . Das sei auch im Bundesvergleich eine hohe Zahl.

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