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Wenn alle auf Rente gehen

Florian Zejewski residiert in Hamburg und nennt sich selbst „Verwaltungspunk“ und will unkonventionelle Ideen in den öffentlichen Dienst einbringen. Er hat in Mannheim, Tübingen und Bielefeld studiert und berät Kommunen, Behörden oder Hochschulen für bessere Prozesse.
Privat)Neulich im Einwohnermeldeamt: Ein Kollege betritt das Büro mit einem großen Kuchen in der Hand. „Na, Geburtstag?“, fragt die junge Auszubildende. „Nein“, sagt er strahlend, „Renteneintritt!“ Alle lachen – bis ihnen auffällt, dass das der dritte Kuchen in zwei Wochen ist. Plötzlich wird allen klar: Das ist kein Spaß mehr, sondern der Anfang vom Verwaltungs-Exodus. .
Ein Kahlschlag wie nach einem Sturm steht vielleicht bevor
Bis 2030 gehen rund ein Drittel aller Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg in den wohlverdienten Ruhestand. Man könnte sagen: Die Verwaltung wird ausgedünnt wie ein Wald nach einem Sturm. Während manche noch hoffen, das Ganze mit Excel-Tabellen in den Griff zu bekommen, dämmert es anderen: Das hier ist nicht einfach ein personeller Engpass – das ist eine strukturelle Zeitenwende.
In kleineren Kommunalverwaltungen mit ohnehin hohem Altersdurchschnitt könnten ganze Ämter gleichzeitig vor einem personellen Umbruch stehen. Mancherorts hängt bald ein ganzes Organigramm an der Wand – mit nur noch einer Person darauf. Wer dann noch einen Azubi findet, der freiwillig das Haushaltsrecht paukt, darf sich glücklich schätzen – und sollte ihm sofort ein Denkmal bauen, um wertschätzend und attraktiv zu wirken.
Doch in jedem Risiko steckt eine Chance: Die anstehende Pensionierungswelle bietet ein Zeitfenster für strukturelle Erneuerungen und vielleicht lohnt sich ein Blick in die Kiste mit den Verbesserungsvorschlägen aus den letzten 20 Jahren, vielleicht findet man da schon ein Konzept?
Auch Roboter sollten Badisch und Schwäbisch können
Wäre es nicht einfacher, alles gleich mit künstlicher Intelligenz neu zu denken? Mit einem Roboter am Empfang und einem Bot als Sachbearbeiter, der Formulare automatisch verschickt, Fehler erkennt und Anträge bearbeitet – fertig. Dann könnte der Probelauf „Automatisierung im Amt“ sofort starten. Digitalminister Karsten Wildberger dürfte das freuen.
Doch sollte irgendwann ein humanoider Roboter die Mitarbeitenden am Empfang ersetzen – dann bitte mit Tarifvertrag, Gleitzeitkonto und einem Kurs in badischer und schwäbischer Gesprächskultur.