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Freiwilliges Handwerksjahr: Das Handwerk wirbt um Freiwillige als Berufsnachwuchs

Mit dem Freiwilligen Handwerksjahr werben Betriebe vor allem um Schulabgänger, die noch nicht wissen, wohin es beruflich gehen soll.
IMAGO/Christian Vorhofer)Holzgerlingen. „Mit dem Freiwilligen Handwerksjahr machen wir ein modernes Angebot für eine Zukunft im Handwerk“, sagt Jörg Veit, Geschäftsführer Personal bei Elektro Breitling in Holzgerlingen (Kreis Böblingen). Veit gilt als Vordenker und Initiator des in dieser Form neuartigen Schnupperangebots zur Berufsorientierung.
Die Idee beim Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ): Jungen Menschen soll nach dem Schulabschluss oder einem Studienabbruch eine praxisnahe Orientierung ermöglicht werden. Dazu dienen bis zu vier jeweils dreimonatige Praktika in verschiedenen Handwerksberufen, die binnen eines Jahres absolviert werden.
Pilotprojekte orientieren sich anderen Freiwilligendiensten
Das Konzept entstand vor vier Jahren in Baden-Württemberg und wurde in Schleswig-Holstein von der Handwerkskammer Lübeck als Pilotprojekt übernommen. Dort läuft das Programm seit Sommer 2024 mit ersten Erfolgen: Von über 30 Teilnehmenden entschieden sich elf während des Jahres für eine Ausbildung im Handwerk. Auch in Baden-Württemberg wird das FHJ weiter ausgerollt, etwa durch Betriebe, die der Kreishandwerkerschaft Böblingen angehören.
Teilnehmen können bislang alle Interessenten nach erfolgreichem Abschluss einer allgemeinbildenden Schule, insbesondere auch Studienabbrecher. Sie erhalten, so die bisherigen Regularien, eine monatliche Aufwandsentschädigung von 450 Euro brutto sowie Urlaubsanspruch: Pro Praktikum sind mindestens fünf Urlaubstage vorgesehen – aufs Jahr gerechnet mindestens 20 Tage.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen bei den Pilotprojekten ähneln bei anderen Freiwilligendiensten. Bei Minderjährigen sind die entsprechenden Schutzvorschriften zu beachten. Der Spitzenverband Handwerk-BW bemüht sich derzeit nach eigenen Angaben darum, allgemeine, einheitliche Rahmenbedingungen herbeizuführen und im Handwerk und in der Politik weitere Unterstützung zu gewinnen. Für Betriebe soll das Freiwillige Handwerksjahr eine Win-win-Situation schaffen: Sie erhalten praxisinteressierte Jugendliche als Unterstützung im Arbeitsalltag und gewinnen im Idealfall künftige Auszubildende. Gleichzeitig können sie frühzeitig prüfen, ob die Bewerber zum Betrieb passen.
Konzept findet Eingang in den Koalitionsvertrag von CDU und SPD
Wichtig ist dabei: Eine gelungene Gestaltung der angebotenen Praktika ist entscheidend dafür, in welchem Umfang die damit verbundenen Ziele erreicht werden. Arbeitgeber sollten daher schon vor dem Start entsprechend in Konzeption, Planung und Betreuung investieren.
Die Idee des FHJ wurde inzwischen auch in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aufgenommen. Es soll in einen neuen Freiwilligendienst Bevölkerungsschutz integriert werden.