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Nachhaltigkeitskriterien

Das Lieferkettengesetz belastet auch kleinere Unternehmen

Um die Auflagen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes erfüllen zu können, müssen drei Viertel der Firmen zusätzliches Personal beschäftigen. Das hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart unter 480 Unternehmen ergeben. Dabei ist ein Großteil nicht direkt von dem Gesetz betroffen.
Blaue Container mit EU-Sternen, Text: "Lieferkettengesetz".

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz belastet viele kleinere Unternehmen, die eigentlich gar nicht direkt unter die Bestimmungen fallen. Denn sie werden von großen Auftraggebern verpflichtet, sich die Regeln einzuhalten. Das erhöht den bürokratischen Aufwand im Bertrieb erheblich.

IMAGO/Christian Ohde)

Stuttgart. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gilt seit Anfang vergangenen Jahres eigentlich nur für Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Doch auch kleinere Unternehmen aus Baden-Württemberg sind durch die Pflicht, ihre Lieferketten exakt zu dokumentieren, um Menschenrechts- und Umweltverstöße in Drittstaaten auszuschließen, stark betroffen. Das hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart unter rund 480 Unternehmen ergeben.

Zwölf Prozent der Firmen müssen die Informations- und Dokumentationspflichten aus dem Gesetz direkt einhalten. Doch weitere 33 Prozent gaben an, dies allein wegen ihrer Lieferbeziehungen zu Großkunden tun zu müssen.

Fast 90 Prozent beklagen steigende Kosten

Nahezu alle betroffenen Unternehmen klagen über einen hohen Verwaltungsaufwand (95 Prozent) und steigende Kosten (88 Prozent). So gaben fast drei Viertel der befragten Firmen an, dass sie für die Umsetzung des Lieferkettengesetzes personell aufstocken mussten (siehe Grafik). Besonders mittelbar betroffene Betriebe leiden unter Haftungsrisiken und sinkender Wettbewerbsfähigkeit, heißt es seitens der Kammer. Nur drei Prozent der Firmen fühlen sich nicht beeinträchtigt. Die Kammern hatten davor gewarnt und sehen sich jetzt bestätigt. „Wir brauchen deshalb eine echte Strukturreform: klare, EU-weit einheitliche Regeln, spürbare Entlastungen für kleine und mittelgroße Betriebe und keine zivilrechtliche Haftung“, fordert der Stuttgarter IHK-Präsident Claus Paal. Nur so blieben Lieferketten nachhaltig, „ohne den Mittelstand zu überfordern“.

Ein Drittel der Firmen hat Geschäftsbeziehungen in Risikostaaten abegbrochen

Weil ihnen die Haftungsrisiken zu hoch sind oder sie einen Reputationsverlust fürchten, hat bereits ein Drittel der Mittelständler in der Region Stuttgart Geschäftsbeziehungen in Hochrisikoregionen beendet oder plant dies. Dazu gehören Entwicklungsländer, aber auch Vietnam, Indien oder Bangladesch. „Damit droht das politische Ziel einer diversifizierten Lieferkette zu scheitern – und die Abhängigkeit des Mittelstands von wenigen Ländern wächst,“ kritisiert Paal. Auf große Zustimmung bei den Unternehmen stoßen erwartungsgemäß EU-Pläne, die die Lieferkettenrichtlinie vereinfachen sollen.

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