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Der sozialverträgliche Jobabbau verstärkt den Fachkräftemangel

Vorruhestandsangebote an ältere Beschäftigte, um sozialverträglich Personal abzubauen, verschärft mittel- und langfristig den Fachkräftemangel.
IMAGO/Wolfilser)ZF, Bosch, Daimler und sogar Porsche haben schon begonnen, Personal abzubauen, um auf ihre nicht mehr so rosige wirtschaftliche Situation zu reagieren. Und in der Regel geschieht das – der ausgeprägten Mitbestimmung in Deutschland sei Dank – sozialverträglich, also ohne betriebsbedingte Kündigungen. Doch ist die Strategie, junge Ältere mit Anfang 60 in den Vorruhestand zu schicken, richtig? Für die betroffenen Arbeitnehmer sicher, für das betroffene Unternehmen zumindest kurzfristig, weil Ältere dank der Struktur der meisten Tarifverträge mehr verdienen, die Kostenentlastung also höher ist als bei Berufseinsteigern.
Frühverrentung belastet die Rentenkassen zusätzlich
Doch mittel- und langfristig kann der sozialverträgliche Jobabbau durch Vorruhestandsangebote für Firmen zum Problem werden. Denn er verschärft den Fachkräftemangel und erhöht die Belastung für die Rentenkassen. Wenn mehr Rentner länger Rente beziehen, werden die Rentenbeiträge steigen müssen und damit auch die Lohnnebenkosten. Einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie ist das nicht.
Jobabbau durch Vorruhestand mag im Sinne des sozialen Friedens der Weg des geringsten Widerstands sein, doch zukunftsorientiert ist das nicht. Besser wäre es, wie es Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vorschlagen, Mitarbeiter statt dessen weiterzuentwickeln, sie für Jobs, in denen Engpässe bestehen, weiterzubilden. Dafür braucht es neue Modelle der Kooperation und einen Abschied von jahrzehntelang gepflegten Mechanismen der Tarif- und Arbeitsmarktpolitik, wie etwa dem Vorruhestand.