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Deutschland liegt auf Platz fünf hinter dem Inselstaat Bermuda

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rudern zurück bei Entlastungen bei den Stromkosten für die gesamte Wirtschaft.
Andreas Gora)Im kleinen Inselstaat Bermuda ist Strom besonders teuer. Zuletzt zahlten private Haushalte dort für eine Kilowattstunde nominal 41,97 Eurocent. Das reicht für Platz eins im weltweiten Ranking, das das Vergleichsportal Verivox dieser Tage vorlegte. Die Bundesrepublik rangiert mit durchschnittlich 38 Cent pro Kilowattstunde unter 143 Ländern auf Platz fünf. Bei unserem Nachbarn Frankreich kostet sie 23,60 Cent, in den USA 18,14 Cent .
Handel, Dienstleistungen, Gastronomie… viele kleine und mittlere Betriebe bleiben außen vor
Dass Deutschland zu den teuersten Strom-Ländern gehört, liegt vor allem an hohen Netzentgelten, Steuern und Umlagen – die der Staat verantwortet. Hier wollte die neue Bundesregierung eigentlich per Sofortmaßnahme gegensteuern und versprach im Koalitionsvertrag Abhilfe. Doch Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) ruderte nun am Mittwoch zurück. Die Stromsteuer solle doch nicht für alle Verbraucher sinken. Lediglich das produzierende Gewerbe solle von einer Vergünstigung profitieren – und das erst ab Januar 2026. Handel, Dienstleistungen, Gastronomie, Einzelhandel und viele kleine und mittlere Betriebe – für sie alle bleiben die hohen Strompreise eine enorme Belastung.
Viele enttäuschte Betriebe
Beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag standen daraufhin die Telefone nicht still. DIHK-Präsident Peter Adrian sprach von vielen empörten Anrufen von Betrieben, die fest mit einer sinkenden Stromsteuer gerechnet hatten. Niemand versteht, warum trotz geplanter Rekord-Verschuldung diese ohnehin recht kleine, aber sehr wichtige Entlastung nicht möglich sein soll. Sie war eines der zentralen Wahlversprechen der Koalitionspartner.
Viele Unternehmen müssen ihre Produktion drosseln oder in günstigere Länder verlagern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Umfragen zeigen, dass vier von zehn Unternehmen darüber nachdenken, ihre Produktion wegen der Energiepreise einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Dies führt zu einem Rückgang der industriellen Produktion in Deutschland und gefährdet Arbeitsplätze sowie die Wertschöpfung im Land.
Das Zurückrudern wird immer mehr zum Markenkern der neuen Bundesregierung und sorgt nicht gerade für Zutrauen, dass sie alles tut, um die die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Überdies trägt sie so auch noch dazu bei, dass die Akzeptanz für die kostspielige Energiewende weiter erodiert.