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BB Bank Karlsruhe

Großfusion bei Genossenschaftsbanken steht vor dem Abschluss

In Baden-Württemberg werden in dieser Woche endgültig die Weichen für die größte genossenschaftliche Privatkundenbank in Deutschland gestellt. Wenn die Vertreterversammlung der BB Bank am Samstag der Fusion mit der PSD Bank Berlin-Brandenburg zustimmt, entsteht ein Kreditinstitut mit einer Bilanzsumme von 21 Milliarden Euro und 40 Milliarden Euro Kundengeschäftsvolumen.

Wenn die Vertreter der BB Bank am Samstag zustimmen steht der Bankenhochzeit nichts mehr im Weg.

imago/Gabriele Hanke, Montage: Hoß)

Karlsruhe. Für den genossenschaftlichen Bankensektor ist es ein ungewöhnlicher Zusammenschluss, nicht nur der Größe wegen. Während die Volks- und Raiffeisenbanken meist regional ausgerichtet sind, sind die BB Bank mit Hauptsitz in Karlsruhe und die PSD Bank Berlin-Brandenburg bundesweit tätig.

Ein weiterer Unterschied zu den regionalen Genossenschaftsbanken: Beide haben eine Vergangenheit als Beamteninstitute, die eine als Badische Beamten-Genossenschaftsbank, die andere als einer der „Post-Spar- und Darlehnsvereine“ für Postbeamte, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurden. Wenn am Samstag die Vertreterversammlung der BB Bank in Mannheim zustimmt, wird aus beiden dann eine Bank. Und die wird BB Bank heißen, auch wenn die Marke PSD Bank erhalten bleiben soll.

BB Bank schon heute die Nummer drei in Deutschland

Denn den schon zu Beginn der Fusionsgespräche im vergangenen Jahr betonten Gemeinsamkeiten zum Trotz sind beide Geldhäuser sehr unterschiedlich, vor allem was ihre Größe betrifft. Die Karlsruher BB Bank war mit 18,5 Milliarden Euro Bilanzsumme im vergangenen Jahr schon bisher die Nummer drei der Genossenschaftsbanken in Deutschland, knapp hinter der Frankfurter Volksbank Rhein/Main (18,6 Milliarden Euro) und dem Branchenprimus, der Deutschen Apotheker- und Ärztebank mit fast 52 Milliarden Euro Bilanzsumme. Letztere konzentriert sich allerdings nur auf Kunden und Mitglieder aus dem Gesundheitswesen, ist also nicht für alle Privatkunden und Unternehmen zugänglich.

Groß wurde die BB Bank schon Jahre nach ihrer Gründung als Selbsthilfeorganisation badischer Beamter im Jahr 1921. Und bereits sechs Jahre später hat das Karlsruher Institut mehr als 55.000 Kunden und Mitglieder und ist damit unter den damals rund 70 Beamtenbanken die mit Abstand größte.

In den 1970er-Jahren expandiert das Kreditinstitut über den Südwesten hinaus. Sie fusioniert mit den kleineren Schwesterinstituten Hessische Beamtenbank, Südwestdeutsche Beamtenbank und der Beamtenbank Köln. Weitere Fusionen folgen. Seit 2017 ist die BB Bank in jedem Bundesland mit Filialen vertreten.

Die PSD Bank Berlin-Brandenburg ist als Nummer 119 von 670 Genossenschaftsbanken dagegen deutlich kleiner. Sie kam im vergangenen Jahr auf eine Bilanzsumme von 2,5 Milliarden Euro. Zumindest in der Zustimmung zum Zusammenschluss waren die Berliner den Karlsruhern voraus. Ihre Generalversammlung stimmte bereits am Dienstagabend der Fusion zu.

Alle Standorte sollen erhalten bleiben

Die Größenunterschiede spiegeln sich auch in der Aufstellung der künftigen Bank wider. Nicht nur der Name kommt von der BB Bank, auch der Sitz des Kreditinstituts wird Karlsruhe sein. Und im künftigen Führungsgremium werden zwei Vorstände aus Karlsruhe und einer aus Berlin vertreten sein. Den Vorstandsvorsitz wird BB-Bank-Chef Oliver Lüsch übernehmen.

Zu einem Personalabbau oder Filialschließungen soll es im Zuge der Fusion nicht kommen. Lüsch hatte schon im Herbst vergangenen Jahres angekündigt, dass alle 70 Niederlassungen im Bundesgebiet erhalten bleiben sollen.

Rechtlich soll die Fusion rückwirkend zum 1. Januar wirksam werden. Die technische Fusion ist für Mitte September geplant. Weitere Zusammenschlüsse sind nach Aussage eines BB-Bank-Sprechers in den nächsten Monaten nicht in Vorbereitung.

Vier Zusammenschlüsse bei Volks- und Raiffeisenbanken geplant

Das ist bei den Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg anders. In diesem Jahr sollen voraussichtlich vier Zusammenschlüsse vollzogen werden, wie der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband bestätigte. Die VR-Bank Magstadt-Weissach will sich den Vereinigten Volksbanken mit Sitz in Sindelfingen anschließen. Die Volksbank Albstadt, die Volksbank Hohenzollern-Balingen und die VR Bank Heuberg-Winterlingen planen eine Fusion zur Volksbank Zollernalb.

Auch die Volksbank im Kreis Freudenstadt und die Volksbank Nordschwarzwald wollen zusammengehen. Und die erst 2024 entstandene VR-Bank Donau-Oberschwaben will die angeschlagene Raiffeisenbank Bad Schussenried-Aulendorf übernehmen.

122 Genossenschaftsbanken im Land

Die Genossenschaftsbanken-Branche ist im Land, wie bundesweit, sehr kleinteilig aufgestellt. Ende vergangenen Jahres gab es in Baden-Württemberg 122 Genobanken, bundesweit waren es 670. Neben den Volks- und Raiffeisenbanken gehören auch die einstigen Selbsthilfeeinrichtungen im Finanzsektor für bestimmte Berufsgruppen, vor allem Beamte, dazu. Das sind beispielsweise die Beamtenbanken, wie die BB Bank, die PSD Banken aus dem Postbereich und die Sparda-Banken der Eisenbahner.

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