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Digitalisierung

Handwerk fühlt sich bei Förderprogramm abgehängt

Das Wirtschaftsministerium hat zum 1. Juli ein Förderprogramm gestrichen, über das kleine Unternehmen Zuschüsse für Digitalisierungsprojekte beantragen konnten. Beim Handwerk und in der Bauwirtschaft stößt das auf scharfe Kritik. Mit den neuen Bedingungen würden viele Betriebe von finanzieller Unterstützung ausgeschlossen.

Kleinere Betriebe haben den Digitalisierungszuschuss des Landes häufig für die Anschaffung von Hard- und Software genutzt.

dpa/Zoonar/Robert Kneschke)

Stuttgart/Karlsruhe. Bisher war es auch für kleine Firmen recht einfach, einen Landeszuschuss für ein Digitalisierungsprojekt zu bekommen, sei es für Schulungen von Mitarbeitern oder die Einführung von Software oder Geräten, um Arbeitsabläufe oder Produktionsprozesse effizienter zu machen. Die Kosten mussten mindestens bei 5000 Euro liegen und das Vorhaben kurz begründet werden.

Doch seit dem 1. Juli fällt diese Möglichkeit weg. Das Land hat die „Digitalisierungsprämie Plus – Zuschussvariante“ bei der Neufassung der Digitalförderung gestrichen.

Untergrenze für Anträge von 5000 auf 25.000 Euro angehoben

Der Präsident von Handwerk BW, dem Spitzenverband des Handwerks, Rainer Reichhold, hat dafür kein Verständnis: „Die neuen Förderbedingungen schließen die überwältigende Mehrheit der Handwerksbetriebe von der Digitalisierungsförderung aus.“ Denn die Kosten-Untergrenze, ab der Fördermittel für Projekte beantragt werden können, ist auf 25.000 Euro hochgesetzt worden. Zumal es auch keine Zuschüsse mehr gibt, sondern nur noch Kredite, wenn auch zum Teil mit Tilgungszuschüssen. Diese müssen über die Hausbank des Unternehmens beantragt werden.

Doch das ist für kleine Unternehmen nicht der einzige Hemmschuh. Die Neuordnung der Digitalisierungsförderung bringt deutlich mehr Verwaltungsaufwand für die Antragsteller. So muss für den Antrag der KfW-Digitalisierungscheck absolviert werden. Über diesen muss das Unternehmen klären, in welche Stufe das Vorhaben einzuordnen ist: Basis-, Level-Up- oder Highend-Digitalisierung. Dieses Raster, das ein wenig an die Energieeffizienzklassen der KfW erinnert, hat auch das Land für seine Förderung übernommen.

Fast 16.000 Unternehmen haben Zuschuss beantragt

Aus Sicht des Handwerks ist dieser Aufwand für kleine Betriebe kaum zu stemmen. „Mit den neuen Förderbedingungen hat sich der Aufwand für KMU bei der Antragstellung vervielfacht,“ betont Reichhold. Ein Durchschnittsbetrieb mit sechs Mitarbeitern habe dazu gar nicht die Zeit und die personellen Kapazitäten, um solche Anträge zu stellen. Das neue Fördersystem widerspreche jeglichem Anspruch, Bürokratie abzubauen, moniert Reichhold.

Das Zuschussprogramm war seit seiner Einführung durchaus gefragt. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums haben seit 2020 15.786 Betriebe die Digitalisierungsprämie als Zuschuss erhalten. Insgesamt seien 67,5 Millionen Euro ausgereicht worden, erklärt eine Ministeriumssprecherin.

Ministerium: Keine Haushaltsmittel für Zuschüsse vorhanden

Vor allem im Handwerk war das Interesse an dem Förderprogramm groß. Pro Jahr seien bei den Digitalisierungsberatern der acht Handwerkskammern im Südwesten mehrere Tausend Anfragen dazu eingegangen, heißt es bei Handwerk BW.

Ähnlich sieht man das bei der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. „„Gerade kleine und mittelgroße Betriebe haben die gestrichene Zuschussvariante für vielfältige Investitionen genutzt, beispielsweise in spezielle Software, Hardware-Anschaffungen oder in Weiterbildungsmaßnahmen,“ erklärt Hauptgeschäftsführer Thomas Möller.

Dass der Zuschuss nun wegfällt, begründet man seitens des Wirtschaftsministeriums lapidar mit Geldmangel: „Die Digitalisierungsprämie Plus – Zuschussvariante kann mit den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln nicht fortgeführt werden,“ heißt es in einer schriftlichen Antwort des Wirtschaftsministeriums.

Förderung IT-Infrastruktur, -Sicherheit und -Weiterbildung

Mit den neu gefassten Programmen will die L-Bank Investitionen in die IT-Infrastruktur, die IT-Sicherheit und die IT-Weiterbildung fördern. Darunter fallen etwa Kosten für die Digitalisierung von Produkten und Produktionsprozessen, Cloud-Lösungen oder die Entwicklung interner und externer digitaler Netzwerke. Auch die Kosten für die Entwicklung und Einführung von Big Data- und KI-Anwendungen seien förderfähig.

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