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Konjunkturflaute

Handwerk pocht auf spürbare Entlastungen

Die wirtschaftliche Flaute macht sich im Handwerk bemerkbar und drückt die Stimmung. Das zeigen Konjunkturumfragen verschiedener Handwerkskammern im Südwesten. Einige der Kammerchefs werden ungeduldig. Ihr Tenor: „Jetzt muss sich was ändern.“

Weniger Aufträge im Ausbaugewerbe: Die Baukrise und der daraus entstandene Mangel an Neubauten sowie die Zurückhaltung der Privatkunden bei Investitionen, sieht der Stuttgarter Kammerchef, Peter Friedrich als Ursache.

argum / Falk Heller)

Stuttgart . Mehr Betriebe als im Vorjahr bewerten ihre Geschäftssituation negativ, klagt die Handwerkskammer Konstanz. Die Firmen kämpfen mit sinkenden Umsätzen und weniger Aufträgen . Die Stimmung habe sich in den Betrieben am Bodensee im ersten Quartal 2025 verschlechtert.

Kaum anders klingt es aus der Region Stuttgart. „Die Konjunktur kommt einfach nicht in Schwung. Besonders schwer trifft es die Branchen, die stark mit der Industrie und dem Wohnungsbau verbunden sind“, erklärt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Wegen der Krise in der Baubranche generieren Ausbau- und Bauhauptgewerbe den Umsatz derzeit hauptsächlich aus Modernisierungen und Sanierungen sagt Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz.

Zurückhaltung der Privatkunden bei Investitionen

Aus Sicht von Friedrich trifft es das Ausbaugewerbe aktuell doppelt: „Schuld seien die Baukrise und der daraus entstandene Mangel an Neubauten sowie die Zurückhaltung der Privatkunden bei Investitionen. Der Kammerchef hat auch eine Erklärung für Letzteres: Wessen Stelle bei den Großunternehmen auf der Kippe stehe, der halte lieber das Geld zusammen.

Die Flaute ist auch in der Region Heilbronn-Franken spürbar. Ralf Rothenburger, der Präsident der dortigen Handwerkskammer, zeigt sich ungeduldig und nimmt die Politik in die Pflicht: „Das Handwerk wartet nach wie vor auf die längst überfälligen Impulse aus Berlin. Dabei darf angesichts des hohen Handlungsdrucks keine weitere Zeit verstreichen. Was unsere Handwerksbetriebe dringend brauchen, sind Planungssicherheit und spürbare Entlastungen.“

Der größte Umsatzrückgang seit dem Jahr 2009

Bereits das vergangene Jahr lief nicht gut. 2024 erwirtschafteten die baden-württembergischen Handwerksbetriebe landesweit einen Bruttoumsatz von 118 Milliarden Euro. Ein Rückgang von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit der größte Umsatzrückgang seit dem Jahr 2009. Das zeige, dass die Rezession auch im Handwerk angekommen ist, warnen die Kammern.

„Das Handwerk ist mit mehr als einer Million Unternehmen für die Wirtschaft in allen Ecken unseres Landes ein stabilisierender Faktor“, sagt Kammerchef Rottler aus Konstanz. „Damit sich das nicht ändert, brauchen wir die richtigen Reformen, um die Konjunktur anzukurbeln, und keine teure Klientelpolitik“, richtet er sich an die kommende Regierung in Berlin.

Hohe Steuer- und Abgabenlast geht zulasten der Gewinne

Kammerpräsident Rottler aus Konstanz kritisiert nicht nur die „erdrückende Steuerlast“. Auch die Sozialabgaben müssten wieder unter die magische 40-Prozent-Grenze gebracht werden. „Außerdem müssen die Kleinstbetriebe als Personengesellschaften entlastet werden. Ein Anstieg der Einkommensteuer wäre für sie fatal, da diese für sie die Unternehmenssteuer ist. Diese Betriebe müssen aus ihrem Einkommen das Unternehmen am Laufen halten: investieren, Mitarbeiter bezahlen, Rücklagen bilden. Das hat nichts mit Reichtum zu tun. Nur durch sinkende Abgaben und Steuern erhält die junge Generation als zukünftiger Leistungsträger mehr Anreize, um unsere vielen Betriebe, die zur Übernahme anstehen, weiterzuführen“, so Rottler.

Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten können die meisten Betriebe ihre Mitarbeiter halten. Im Kammerbezirk Konstanz sind sogar rund 40 Prozent der Betriebe auf der Suche nach geeigneten Fachkräften und würden in den kommenden zwölf Monaten offene Stellen besetzen. Dabei hätten laut der Umfrage alle Betriebe Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden. Die eine Hälfte kann nur mit erhöhtem Aufwand nach längerer Zeit neue Teammitglieder einstellen, die andere Hälfte sucht vergeblich, so die Kammer. Als Gründe nennen die betroffenen Unternehmen an erster Stelle, dass es keine geeigneten Bewerber gibt. Andere Gründe sind unzureichende Qualifikation und ein hoher Wettbewerb mit anderen Unternehmen.

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