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Handwerkspräsident

Rainer Reichhold: „Ich kenne alle Mitarbeiter, ich kenne jede Baustelle“

Rainer Reichhold ist erneut zum Präsidenten von Handwerk BW, dem Spitzenverband des Handwerks in Baden-Württemberg gewählt worden. Seit Jahrzehnten engagiert sich der Nürtinger Unternehmer für die Belange der Handwerksbetriebe: Fachkräftemangel, Digitalisierung und Bürokratieabbau - auch mit 67 Jahren will Reichhold hier nicht lockerlassen.

Rainer Reichhold ist zum dritten Mal zum Präsidenten der Handwerkskammern im Land mit rund 140.000 Betrieben gewählt worden.

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Stuttgart . Scheinbar unermüdlich meistert Reichhold eine ungeheure Vielzahl an Aufgaben. Etwa als Vorsitzender des Finanzausschusses des Deutschen Handwerkskammertags, im Kuratorium der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, im Rundfunkrat des SWR und im Aufsichtsrat der Messe Stuttgart. Am Mittwoch hat ihn die Mitgliederversammlung des Spitzenverbands Handwerk BW zum dritten Mal zu ihrem Präsidenten wiedergewählt. Damit vertritt er die Interessen von rund 140.000 Handwerksbetrieben im Land – ehrenamtlich. Daneben ist Reichhold nach wie vor auch Präsident der Handwerkskammer Stuttgart, im letzten November wiedergewählt.

Reichhold bestimmt Zukunftsthemen der Branche

Diesen umtriebigen Einsatz für die Gesellschaft würdigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bereits im März 2018, als er Reichhold das Verdienstkreuz am Bande überreichte – eine der höchsten Auszeichnungen, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl verleiht. Reichhold setze sich mit Weitblick für das Handwerk im Land ein und gestalte dabei Zukunftsthemen der Branche maßgeblich mit, lobte Kretschmann. Sein Engagement für die Kollegen in anderen Handwerksbetrieben und für Themen und Menschen jenseits des Handwerks sei herausragend.

Auf der Mitgliederversammlung des Spitzenverbands am Mittwoch wies Reichhold auf die wachsenden Herausforderungen hin bei „Nachwuchsgewinnung, Demografie, Aufgabenverteilung und Finanzierung“. „Wir müssen unser Handwerk mit geradem Rücken vertreten, neugierig auf Veränderung bleiben und Lust machen auf das, was kommt. „Wir haben das Zeug für Zukunft“, sagte er.

Schon früh blickte Reichhold über den berühmten Tellerrand hinaus. Nach der Realschule wurde er Elektroinstallateur, legte die Meisterprüfung ab und erlangte den Betriebswirt an der Akademie des Handwerks in Ulm.“ Kaum hatte er alle Urkunden in der Hand, rief er 1985 zusammen mit Kommilitonen die Vereinigung der Betriebswirte des Handwerks Ulm ins Leben. Den zugehörigen Landes- und Bundesverband gründete er gleich mit.

Sein Arbeitstag beginne um 6.30 Uhr in seiner Firma, erzählt er. Seit 1987 ist Reichhold geschäftsführender Gesellschafter der Elektro Nürk GmbH in Nürtingen-Zizishausen, die er zusammen mit seinem Bruder führt. Und er weiß immer noch genau, was läuft: „Ich kenne alle Mitarbeiter, ich kenne jede Baustelle und jeden Kunden“, sagt er.

Reichholds Effizienz und analytische Schärfe wird viel bewundert. Ein Typ, der alles versucht, zu optimieren? „Nicht alles, nicht auf Biegen und Brechen“, sagt er. „Aber drei-, vier fünfmalige Schleifen brauche ich nicht.“ Er sei diskussionsfreudig, könne sich mit jeder Gruppierung, mit jedem Gremium unterhalten. Aber etwas zu vertagen, weil man sich nicht entscheiden könne oder wolle, das sei nicht seine Sache, sagt er. Reichhold gibt sich als Entscheider. „Wir diskutieren intensiv, aber dann möchte ich auch eine Entscheidung, die von allen getragen wird. Und dann erwarte ich auch, dass meine Mitstreiter mitziehen.“

Der Werbeslogan des Handwerks „Wir können das!“ ist für Reichhold ein Leitmotiv: „Wir müssen unsere Themen selbst in die Hand nehmen. Niemand kann das Handwerk besser repräsentieren als wir Unternehmer selbst.“ Die Selbstverwaltung im Handwerk ist für ihn elementar. „Die müssen wir mit Leben füllen.“ Auch über das Berufliche hinaus.

Ohne Handwerker würde kein Dorffest stattfinden

„Viele Handwerker engagieren sich beim THW, beim Roten Kreuz, bei der Feuerwehr oder dem Liederkranz. Nehmen Sie die alle weg, dann gibt es keine Dorffeste mehr und auch keine Sicherheit auf dem Land“, sagt er. „Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass wir das, was wir haben, erhalten und möglichst weiterentwickeln.“ Das sei sein Antrieb, seine Kraftquelle, aus der er tanke.

In seiner dritten Amtszeit werden die Herausforderungen nicht geringer: Betriebsnachfolge, Fachkräftemangel und Digitalisierung will er entschlossen vorantreiben. „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass es so weitergeht, nur weil es in den letzten zehn Jahren gut lief“, sagt er. Sein Appell an die Branche: „Lasst uns anpacken, lasst uns gemeinsam Lösungen finden.“ Seit Jahren kämpft Reichhold für den Bürokratieabbau. „Was wir bis jetzt erreicht, haben, ist mir zu wenig. Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt er. „Wir werden aber nicht lockerlassen.“

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