Industrie schöpft Zuversicht

Christoph Münzer von der Schwarzwald AG: Die Unternehmen sehnen sich nach einer Agenda, die Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit wieder in den Mittelpunkt stellt.
wvib)Freiburg . Die Betriebe im Verbund der Schwarzwald AG melden ein durchschnittliches Umsatzplus von fünf Prozent in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das zeigt eine Umfrage des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (wvib) unter seinen rund 1000 Mitgliedsunternehmen. Danach verzeichneten zwar rund 45 Prozent der Unternehmen gesunkene Umsätze, bei 52 Prozent sind sie aber im Vergleichszeitraum gestiegen. Mehr als jedes vierte Unternehmen rechnet in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen. Knapp 56 Prozent erwarten dagegen keine Veränderung.
„Die Talsohle liegt womöglich hinter uns“, sagt Verbands-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Doch Deutschland sei noch lange nicht da, wo es hingehört. Münzer zufolge dürfte ein Teil des Wachstums auf Hoffnungen in Verbindung mit dem geplanten Sondervermögen der schwarz-roten Koalition zurückzuführen sein. Damit dieses Wachstumsplus kein Strohfeuer bleibe, müsse Deutschland durch Reformen an Haupt und Gliedern wettbewerbsfähiger werden, so Münzer. Die Unternehmen hätten es in den letzten drei Jahren vorgemacht und harte Schnitte vorgenommen, um profitabel zu bleiben. Der vielzitierte „Herbst der Entlassungen“ habe Münzer zufolge aber schon vor längerer Zeit begonnen. Zuletzt hat jedes zweite Unternehmen im Verband Personal abgebaut.
Auch beim Auftragseingang zeigt sich eine zarte Erholung. In den vergangenen neun Monaten stiegen die Auftragseingänge der badischen Unternehmen im Durchschnitt um 1,5 Prozent. Jedes dritte Unternehmen rechnet mit einer Verbesserung des Auftragseingangs in den kommenden sechs Monaten.
„Damit die noch schüchterne positive Dynamik anhält, braucht es Unterstützung aus Berlin – bitte nicht in Form von verzerrenden Subventionen und überflüssigen Förderprogrammen, sondern durch beherzten Bürokratieabbau, schnellere Genehmigungen und eine Modernisierung der überkomplexen Sozialsysteme“, sagt Münzer. Die Unternehmen würden sich nach einer Agenda sehnen, die Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit wieder in den Mittelpunkt stelle. „Wir haben in den letzten Jahren auf Krisen immer mit Schuldenausweitung, mehr Umverteilung, mit Bürokratie und einer veritablen Staatsexplosion reagiert. Wir sind fett und nicht fit geworden.“ Wenn der konjunkturelle Aufstieg nachhaltig sein soll, müsse die Koalition der Wirtschaft die Steine aus dem Rucksack nehmen, so der Verbandschef.