Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Gewinnung von Auszubildenden

Azubi-Recruiting: Wie Betriebe selbst aktiver werden können

Für kleinere Unternehmen ist es oft schwierig, Lehrstellen zu besetzen. Hier kann es hilfreich sein, aktiv auf sich aufmerksam zu machen. Dazu gehört zum einen eine authentische Arbeitgebermarke und zum anderen passende Instrumente, um die jungen Leute zu erreichen.

Viele Unternehmen buhlen um den teils raren Nachwuchs. Wer auf den richtigen Kanälen wirbt, kommt eher an die Zielgruppe ran.

IMAGO/Funke Foto Services/Ulrich Bangert)

FREIBURG. „Aus Indien nach Südbaden“ – mit diesem Projekt machte die Handwerkskammer Freiburg zuletzt wiederholt Schlagzeilen. „Junge Leute aus Indien für eine Ausbildung in den Bauberufen zu gewinnen, kann einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels leisten“, sagt Martin Kunst von der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Insgesamt 140 Azubis wollen die Handwerksfunktionäre dieses Jahr auf dem Subkontinent gewinnen, so das Ziel.

Doch Unternehmen können auch ohne derart aufwendige Aktionen auf Kammer- oder Verbandsebene erfolgreich sein, Nachwuchs für ihre Ausbildungsplätze zu gewinnen. Davon ist Jakob Osman von der Geschäftsführung der Agentur „Junges Herz“ in Dresden überzeugt. Die Agentur berät Unternehmen rund um das Azubimarketing.

Materielle Vorteile wie Geld und Sachbezüge sind wieder wichtiger

Die größte Herausforderung: Betriebe müssen auf dem Ausbildungsmarkt unter der Vielzahl an Arbeitgebern hervorstechen. Hierbei ist es wichtig, authentisch, also echt zu sein. Die Präsentation als glaubwürdiger und attraktiver Arbeitgeber beginnt damit, dass man jungen Menschen realistisch aufzeigt, was die Firma ausmacht und welche Vorteile sie von einer Ausbildung in genau dieser Firma haben.

„Materielle Vorteile wie Geld und Sachbezüge nehmen wieder an Bedeutung zu, reichen allein jedoch nicht aus“, sagt Osman, „das Herzstück beim Bemühen um Nachwuchskräfte ist und bleibt die Arbeitgebermarke.“ Die Arbeitgebermarke, auch bekannt als Employer Brand, beschreibt, wie sich ein Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt positionieren will.

„Sehr gut gelungen ist etwa die Kampagne der Unternehmensgruppe Heinrich Schmid aus Reutlingen“, berichtet Osman. Die im Handwerk und Bauwesen tätige Gruppe zählt bundesweit rund 6000 Beschäftigte. „Auf die letzte Kampagne hin sind 600 Bewerbungen eingegangen. 300 Leute wurden daraufhin eingestellt“, so Osman. Sie lief primär über Social-Media-Plattformen im Internet und stand unter dem Motto „Klappern gehört zum Handwerk“. Mit Schlagzeilen wie „Wir zahlen Meisterlohn“ oder „Hier erklimmst du die Karriereleiter“ sei die Arbeitgebermarke beworben worden. Wichtig sei, dass man den Bewerbern ihre Vorteile aufzeigt und klar macht, was die ausgeschriebene Stelle verspricht.

Eine große Herausforderung beim Azubimarketing ist es, die junge Zielgruppe zu erreichen. Hier spielen die sozialen Medien mittlerweile eine Schlüsselrolle. Etwa Instagram. Mit 60-Sekunden Filmsequenzen können sich Unternehmen auf der Plattform in Szene zu setzen und jungen Menschen einen echten Eindruck vermitteln, wie die zu vergebende Stelle aussieht.

Dass das erfolgreich sein kann, zeigt auch die Kampagne der Unternehmensgruppe Heinrich-Schmid. Dabei haben die Schwaben zusätzlich mit einem eigens kreierten Ein-Klick-Bewerbungsverfahren punkten können, berichtet Osmann . So konnten die Bewerber den potenziellen Arbeitgeber ganz unkompliziert mit einem Klick kontaktieren.

E-Recruiting-Systeme helfen Bewerbungen zu organisieren

Hürden möglichst niedrig zu halten, müsse generell die Devise sein, sagt Osmann . „Wir raten zu modernen E-Recruiting-Systemen.“ Die Systeme verarbeiten die Daten der Bewerber und helfen den Personalern, schneller den geeigneten Kandidaten zu finden. Solche Systeme gebe es bereits zu moderaten monatlichen Nutzungsgebühren in der Cloud ohne große einmalige Investitionen, sagt Osmann . Ist der Auswahl- und Recruiting-Prozess professionell, kann auch das die Attraktivität eines Unternehmens für Bewerber erhöhen. Ein transparenter, effizienter und respektvoller Umgang mit den Bewerbern hinterlässt einen guten Eindruck, so Osmann . Es gehe um schnelle Rückmeldungen und rasche Entscheidungen. Hier könne es sich auszahlen, Software zu nutzen.

Für kleinere Betriebe weiterhin erfolgversprechend ist es, persönliche Kontakte zu potenziellen Kandidaten zu suchen. Dafür sind Karrieremessen, Schulbesuche und Schnuppertage im Betrieb ideal.

MEHR ZUM THEMA: Eine Broschüre der IHK zum Thema Azubi-Recruiting gibt es unter: https://kurzelinks.de/recruiting

Mit vielen Instrumenten um Nachwuchs werben

Für Arbeitgeber kann es sich auszahlen, unterschiedliche Instrumente bei der Azubi-Gewinnung auszuprobieren. Neben klassischen Stellenanzeigen gehören auch Schulpatenschaften, Werbung in Kinos oder Lokalradios oder Ausbildungsvideos dazu. Auch das Sponsoring von Schulen, eine Karriere-Website, Ausbildungsmessen, Promotion von Partys und Events, Praktika-Angebote Tage der offenen Tür, oder Gratispostkarten in Kneipen sind denkbar.

Holger Schindler

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 167,00 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesermeinungen

Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.

Lesen Sie auch