Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Microlearning: Mit Infohäppchen die Mitarbeiter besser qualifizieren

Werden Fortbilungsinhalte in kleine Häppchen aufgeteilt, können diese leichter in den Arbeitsalltag eingebaut werden.
Fotos: imago/Oleksandr Latkun (1), Karl Allgaeuer (4), Montage: Hoß)KARLSRUHE . Steter Tropfen höhlt den Stein – nach diesem Prinzip funktioniert das Microlearning oder Mikrolernen mit kleinen, kompakten Lerneinheiten anstelle von langwierigen Kursen und Trainings. Viele kleine Infohäppchen bringen in der Summe einen großen Lernfortschritt. Microlearning hat sich in den letzten Jahren als effiziente Methode der betrieblichen Weiterbildung etabliert. Denn Unternehmen können ihre Mitarbeiter weiterbilden, ohne ihren Arbeitsalltag durch zeitaufwendige Schulungen zu unterbrechen.
Für Martin Lindner, Wissenschaftler bei der Forschungsgruppe „Next Education“ der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe, sind die Vorteile klar: „Die kleinen, leicht verdaulichen Lerneinheiten lassen sich flexibel in den Arbeitsalltag integrieren und dauern meist nur zwischen zwei und zehn Minuten.“ Das senke die Hürde, sich mit neuen Inhalten auseinanderzusetzen und verbessere den Lernerfolg.
Erklärvideos, Podcasts und Quizfragen
Microlearning gibt es in unterschiedlichen Formaten. Beliebt sind kurze Erklärvideos, interaktive Lernmodule, Podcasts oder Quizfragen, die spielerisch Wissen vermitteln. Auch Textbausteine mit prägnanten Zusammenfassungen oder Lernkarten, die regelmäßig wiederholt werden, gehören dazu.
Durch die Bereitstellung dieser Inhalte auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets wird das Lernen ortsunabhängig und flexibel gestaltet. Die Inhalte lassen sich oft in den Arbeitsalltag integrieren, etwa durch kurze Wissenseinheiten in Pausen oder während Wartezeiten. Zudem können Unternehmen Inhalte gezielt an die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter anpassen. So können Vertriebsteams mit praxisnahen Verkaufsszenarien trainieren, während IT-Mitarbeiter sich mit aktuellen Sicherheitsrichtlinien vertraut machen.
Der Markt für Microlearning wächst rasant, denn Unternehmen erkennen zunehmend die Vorteile dieser Lernmethode. Weltweit soll sich das Umsatzvolumen von fast vier Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf knapp acht Milliarden im Jahr 2030 verdoppeln, prognostiziert eine Marktstudie von Global Industry Analysts aus dem Vorjahr.
Kosten meist unter denen von Präsenzseminaren
Neben digitalen Lernplattformen und Anbietern wie Blinkist, Udemy oder Coursera entwickeln viele Unternehmen eigene, maßgeschneiderte Microlearning-Programme. Besonders in dynamischen Branchen mit hohem Innovationsdruck wird die Methode zunehmend genutzt – weil damit schnelle Anpassungen an neue Marktanforderungen möglich sind, ohne dass Mitarbeiter aus dem Arbeitsprozess herausgelöst werden müssen. Die Kosten für Entwicklung und Implementierung sind in der Regel geringer als bei klassischen Präsenzseminaren, da einmal erstellte Inhalte wiederholt genutzt werden können. Zudem erleichtern digitale Lernplattformen die Erfolgsmessung, indem sie den Lernfortschritt dokumentieren und individuelle Empfehlungen geben.
Mitarbeiter lernen, wie sie sichere Passwörter erstellen
Auch im Handwerk kann Microlearning zum Einsatz kommen. Hans Thormählen, ein Handwerksbetrieb, der auf Blitzschutz und Elektrotechnik spezialisiert ist und in Großenmeer in Niedersachsen sitzt, hat ein Schulungssystem entwickelt, um seine rund 120 Mitarbeiter, die auf mehrere Standorte verteilt sind, für IT-Sicherheit zu sensibilisieren.
In 17 kurzen Lerneinheiten von jeweils acht bis zehn Minuten lernen die Mitarbeiter, wie sie sichere Passwörter erstellen, betrügerische E-Mails erkennen und sich sicher in öffentlichen Netzwerken bewegen. Dabei kommen verschiedene Medienformate wie Videos, interaktive Aufgaben und Quizfragen zum Einsatz – für mehr Abwechslung und Motivation. Gerade in handwerklichen Betrieben mit dezentralen Strukturen erweist sich digitales Microlearning als praktischer Ansatz, da Mitarbeiter dabei zeit- und ortsunabhängig geschult werden können.
Vorab klare Lernziele definieren
Unternehmen, die Microlearning in ihre Weiterbildungsstrategie integrieren möchten, sollten vorab klare Lernziele definieren. Die Inhalte sollten in kleine, thematisch fokussierte Einheiten unterteilt werden, die sich nahtlos in den Arbeitsalltag einfügen lassen.
Wichtig sind eine ansprechende Gestaltung und eine benutzerfreundliche Plattform, die den Lernfortschritt dokumentiert. Um die Motivation zu erhöhen, setzen viele Unternehmen auf Gamification-Elemente wie Abzeichen, Punktesysteme oder Bestenlisten.
Autorensysteme für Microlearning
Autorensysteme für Microlearning ermöglichen die schnelle Erstellung und Anpassung interaktiver Schulungsmodule in kurzen, kompakten Einheiten – individuell aufs Unternehmen zugeschnitten. Sie sind typischerweise benutzerfreundlich, erfordern keine Programmierkenntnisse und fördern mit Videos, Quizfragen und Gamification-Elementen die Lernmotivation. Beispiele sind Knowledge-Fox, E-Squirrel Business, das Open-Source-System Exelearning und die Plattform Learningapps.org.