„Unser Sorgenkind bleibt Deutschland“

Familienunternehmer in der dritten Generation: Seit bald drei Jahren ist Matthias Lapp an der Spitze des Stuttgarter Kabelherstellers.
Lapp)Stuttgart . Seit bald drei Jahren ist Matthias Lapp an der Spitze des Stuttgarter Kabelherstellers Lapp. Die Übergabe an die dritte Generation hatte die Familie im Jahr 2022 eingeleitet. „Das große und wichtige Thema für mich ist, das Wir-Gefühl zu fördern“, sagt der 42-jährige Vorstandschef. Die „Lapp-Kultur“ und der Nimbus des Familienunternehmens sollen es möglich machen, dass die 5700 Beschäftigten in weltweit über 80 Ländern effektiv zusammenarbeiten.
Die Kabel werden in Industriemaschinen, Anlagen und Gebäuden verbaut, zunehmend auch in Windkraftanlagen, e-Zapfsäulen, Solarparks und Energienetzen. Doch die schwächelnde Weltwirtschaft bekommt auch der Kabelspezialist zu spüren. Nach einem Rekordergebnis im Vorjahreszeitraum sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2024 um mehr als fünf Prozent auf 1,82 Milliarden Euro.
In Deutschland gab es ein Umsatzminus von rund 15 Prozent
Größte Sorge bereitet ausgerechnet der Heimatmarkt, auf dem Lapp knapp ein Drittel seiner Erlöse erzielt. In Deutschland sei das Umsatzminus mit rund 15 Prozent besonders hoch ausgefallen, räumt Unternehmenschef Lapp ein. Grund ist die drohende Deindustrialisierung und die schwächelnde Autoindustrie. „Viele Kunden halten sich mit Investitionen etwa in Autofabriken zurück. Und das bremst wiederum die Maschinen- und Anlagenbauer sowie die Roboterhersteller aus. Das sind wichtige Industriezweige für uns“, sagt Matthias Lapp.
Besser laufen die Geschäfte in Asien, die das Minus abfedern. „Weil wir global aufgestellt sind, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, so Lapp. Dennoch will er das „Klumpenrisiko“ weiter reduzieren. „Wir müssen diversifizieren, damit wir nicht alle Eier in einem Korb haben.“ Gerade in Asien und den USA soll Lapp stärker wachsen.
Aktuell rückt der US-Markt für viele Unternehmer besonders in den Blick, nachdem Präsident Donald Trump Mexiko, Kanada und China mit Zöllen droht. Trump könnte bald auch Europa ins Visier nehmen. Doch Matthias Lapp ficht das nicht an. „Wir haben eine sehr starke Wertschöpfung in den USA und produzieren dort für den US-Markt.“ Dadurch, dass Lapp seine Produkte vorwiegend lokal herstellt, rechnet er nicht mit negativen Folgen. „Unsere Antwort lautet „local for local“ – also lokal entwickeln und produzieren, um lokale Märkte zu versorgen. So machen wir uns unabhängiger von geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen und können unsere Kunden im jeweiligen Land optimal bedienen“, sagt Matthias Lapp.
Dabei könnten die Trumpschen Zölle für Lapp sogar zum Vorteil werden. „Deswegen entscheiden sich viele Unternehmen, mehr vor Ort in den USA zu investieren. Und für neue Produktionsmaschinen braucht es unsere Verbindungslösungen, um die Anlagen mit Strom und Daten zu versorgen“, sagt Matthias Lapp.
Dennoch hält der junge Firmenchef die Zollpolitik von Trump für falsch. „Ich bin grundsätzlich gegen Zölle und für einen freien Handel“, sagt Lapp, der in München und Amsterdam Internationale Betriebswirtschaft studiert hat. „Wenn wir in einem globalisierten Umfeld Handel betreiben, dann schaffen wir Wohlstand für alle beteiligten Länder.“
Unternehmen erweitert seine Kapazitäten in Ludwigsburg
Trotz des schwierigen Marktumfelds steht Matthias Lapp zum Standort Baden-Württemberg. So erweitert das Unternehmen aktuell sein Logistik- und Dienstleistungszentrum in Ludwigsburg. Nach eigenen Angaben die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte.
„Als deutsches Unternehmen ist der Heimatmarkt für uns wichtig. Ich sehe hier ein richtig großes Potenzial“, sagt Matthias Lapp. „Wir müssen uns aber wieder auf unsere Stärken konzentrieren und nicht nur jammern.“ Für den Vater zweier Kinder sind es gerade die gut ausgebildeten Fachkräfte und die Rechtssicherheit, die den Standort Deutschland ausmachen.
Trotzdem hofft der Unternehmer auf neue Impulse nach der Bundestagswahl. „Was wir jetzt dringend brauchen, sind verlässliche Rahmenbedingungen, ein Ende der Überreglementierung und mehr Vertrauen in die heimischen Unternehmen. Als Unternehmer wissen wir, wie Wettbewerb geht und wie wir uns in der globalen Wirtschaft behaupten. Aber dafür brauchen wir wieder mehr Luft zum Atmen.“
Geschäft mit Batteriespeichern, Datacentern und Robotik
In der Region Stuttgart beschäftigt Lapp etwa 1400 Menschen (weltweit 5700). Für das laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen von einem einstelligen Umsatzwachstum aus. Vor allem die Märkte in Asien und den USA sollen dazu beitragen. Starke Nachfrage sieht der Kabelhersteller etwa in den Bereichen Batteriespeicher, Datacenter, Robotik sowie erneuerbare Energien, aber auch im Geschäft rund um Intralogistik, Mobilität und Lebensmittel.