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Zurückhaltung bei Investitionen: Unternehmen parken Geld bei Sparkassen

Für Verbandschef Matthias Neth braucht es wieder ein besseres Investitionsklima.
Ines Rudel/SVBW)Stuttgart . Die Sparkassen im Land spüren, die Zurückhaltung von Unternehmen und Selbstständigen bei Investitionen. Diese parken ihre Mittel aktuell lieber bei den Sparkassen. So hätten sich die Einlagen der Unternehmen zum zweiten Mal in Folge deutlich erhöht, und zwar um 5,2 Prozent auf knapp 32 Milliarden Euro. „Wir brauchen wieder ein besseres Investitionsklima und einen Stimmungswandel in Staat und Gesellschaft“, forderte Matthias Neth. Der seit Frühjahr 2024 amtierende Verbandspräsident sprach von erheblichen Herausforderungen nach zwei Rezessionsjahren in Folge. Besonders betroffen sei die Industrie. Neth sieht dahinter strukturelle Herausforderungen stehen wie gestiegene Energie- und Arbeitskosten, eine zunehmende Konkurrenz aus China sowie geopolitische Spannungen und potenzielle Handelskonflikte. Zusätzlich würden hohe Bürokratielasten und die Unsicherheit die Wirtschaft lähmen.
Bilanzsumme steigt auf den Rekordwert von 250 Milliarden Euro
Dennoch konnten sich die 50 Sparkassen in Baden-Württemberg auch im vergangenen Geschäftsjahr gut behaupten. Die Bilanzsumme stieg leicht auf den Rekordwert von 250 Milliarden Euro. Maßgeblich dafür war der Anstieg der Kundeneinlagen, die aktuell bei über 176 Milliarden Euro liegen. „Bei Privatkunden tragen die erhöhten Realeinkommen dazu bei, dass die Menschen wieder mehr sparen können“, sagte Neth. Anders die öffentliche Hand. Sie hat ihre Einlagen im vergangenen Jahr reduziert, und zwar um mehr als zehn Prozent auf rund zehn Milliarden Euro. Zugleich nahmen die öffentlichen Haushalte mit einem starken Zuwachs von über 18 Prozent mehr Kredite auf. Sie stehen aktuell mit 4,7 Milliarden Euro in den Büchern der Institute. Am 31. Dezember 2024 hatten die Sparkassen fast 168 Milliarden Euro an Wirtschaft, Private und öffentliche Hand ausgeliehen.
Die Darlehenszusagen an Unternehmen sind nahezu gleichgeblieben in Folge der Investitionszurückhaltung der Unternehmen. „Es ist sehr zu hoffen, dass sowohl die europäische Ebene als auch die neue Bundesregierung beherzte Schritte ergreifen, um das Investitionsklima zu verbessern“, so Neth. An erster Stelle steht für ihn „ein mutiger Bürokratieabbau“, der allein schon für einen Stimmungsumschwung sorgen würde. Doch Neth zeigte sich skeptisch: „Im vergangenen Jahr sind über 400 neue Regeln allein für Banken und Sparkassen hinzugekommen. Das darf eigentlich nicht sein.“
Neubau-Investitionen finden momentan kaum statt
Bei der Immobilienfinanzierung könnte Neth zufolge die Talsohle durchlaufen sein. Bei den privaten Wohnungsbaukrediten verzeichneten die Sparkassen im Südwesten eine Belebung um 30 Prozent. Allerdings spielt das Neubausegment hierbei eine untergeordnete Rolle, sagte Neth. So würden Neubau-Investitionen momentan kaum stattfinden. Der Hauptteil der Immobilienkredite entfalle auf den Kauf und Erwerb von gebrauchten Immobilien.
Die Lage im privaten Wohnungsbau ist nicht zufriedenstellend, konstatierte Neth. Der Sparkassenchef lobte zwar die Anstrengungen der Landesregierung, etwa die Landesbauordnung zu reformieren. Aber weitere Reformen müssten folgen. Neth drängt darauf, die Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb eigengenutzter Immobilien zu streichen. Zudem sei ein steuerlicher Abzug der Schuldzinsen nötig.
Der Gewinn der 50 Sparkassen in Baden-Württemberg fiel im Jahr 2024 geringer aus. Nach Abzug der Risikovorsorge in Höhe von 490 Millionen Euro und den zu zahlenden Steuern kommen sie im Jahr 2024 auf einen Nettogewinn von 1,48 Milliarden Euro nach 1,7 Milliarden Euro im Jahr davor. Die Kosten-Ertrags-Relation bezifferte Neth auf 55,5 Prozent. Das heißt: Um einen Euro zu verdienen, mussten die Sparkassen im Jahr 2024 rund 55 Cent ausgeben.