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Wärmewende: Was kann die Öl- und Gasheizung ersetzen?

Schlecht isolierte Gebäude und veraltete Heizsysteme verbrauchen große Mengen an Energie. Das passt nicht mit den Klimazielen zusammen. Ein erstes Opfer ist die weitverbreitete Öl- und Gasheizung. Aber was kann sie ersetzen?

Foto: ZVSHK

STUTTGART. Die Bundesregierung strebt bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand an. Schon bis zum Jahr 2030 sollen hier die klimaschädlichen Emissionen um 40 Prozent im Vergleich zu 2014 reduziert werden.

Die meisten Szenarien dafür sehen eine schwindende Bedeutung von Öl- und Gaskesseln für die Gebäudeheizung, sagt Benjamin Köhler, Energie- und Klimaschutzforscher am Öko-Institut in Freiburg. „Aufgrund der technischen Lebensdauer von 20 Jahren – in der Realität sind sie oftmals auch länger in Betrieb – ist es nötig, dass sie ab 2023 nicht mehr installiert werden, wenn sie bis 2045 keine Rolle mehr spielen sollen.“

Öko-Institut schlägt Maßnahmen für Gebäudesektor vor

In einer Studie für das Bundesumweltamt haben Forscher, darunter das Öko-Institut in Freiburg, die zentralen Maßnahmen und Aktionsfelder zur Erreichung des Zielbereichs zusammenfasst. Neben der Effizienzsteigerung im Gebäudesektor ist zur Erreichung der Klimaziele eine Effizienzsteigerung im gesamten Energiesystem nötig.

Dafür sind laut den Forschern folgende Maßnahmen notwendig:

Erhöhung der energetischen Sanierungsrate: Die Dämmung von Dach und Wänden, hochisolierende Fenster und Türen, die Eliminierung von Wärmebrücken soll vorangetrieben werden. Im Zeitraum der Jahre 2010 bis 2016 lag die jährliche energetische Sanierungsrate bei einem Prozent. Sie soll auf mindestens 1,4 Prozent bis zu 3,9 Prozent angehoben werden.

Anhebung des Sanierungsniveaus: Das sieht eine Minderung des Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser von Bestandsgebäuden durch eine schrittweise Steigerung der energetischen Mindestanforderungen vor.

Einsatz von Wärmetechniken, die erneuerbare Wärmequellen nutzen: Dabei messen die Forscher den Wärmepumpen eine zentrale Schlüsselrolle für die Wärmewende im Gebäudesektor zu.

Dekarbonisierung der Fernwärme: Dabei sollen Erzeugungstechniken wie Wärmepumpen, Solarthermie, Geothermie und Abwärme, die derzeit nur etwa drei Prozent zum Fernwärmeaufkommen beitragen, im Jahr 2050 mit etwa 70 Prozent das Rückgrat der Fernwärme bilden.

Ambitionierter Ausbau der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien und beschleunigter Ausstieg aus Kohleverstromung.

Wohn- und Gewerbegebäudebestand sanieren

Wie groß das Potenzial einer ambitionierten Gebäudesanierung ist, haben Forscher des Ökoinstituts in einer Studie „Klimaneutraler Gebäudebestand 2050“ im Auftrag des Umweltbundesamtes 2017 dargelegt.

Würde der prinzipiell sanierbare Wohn- und Gewerbegebäudebestand mit Passivhauskomponenten modernisiert werden, würde der Endenergiebedarf um 60 Prozent reduziert. Um einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, müsste davon wiederum die Hälfte aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Würde der Endenergiebedarf lediglich um 35 Prozent gesenkt, wie das am wenigsten ambitionierte Ziel beschreibt, müssten mehr als 80 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien kommen. Zusätzlich läge der Stromverbrauch um 50 Terawattstunden höher als beim ehrgeizigsten Ziel. Das entspricht in etwa der Hälfte der Strommenge, die sämtliche Windkraftanlagen in Deutschland im Jahr 2017 erzeugten.

Einen Überblick über nötige und mögliche Entwicklungen im Wärmebereich finden Sie in der vom Öko-Institut Ende April erstellten und vom Bundesumweltamt veröffentlichten Studie: „Systemische Herausforderung der Wärmewende“.

Wolfgang Leja

Redakteur Wirtschaft und Vergabe

0711 66601-131

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