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Wettbewerbsfähigkeit der Südwestindustrie leidet unter Bürokratie

Jedes zehnte Unternehmen hat in den letzten drei Jahren mehr Personal eingestellt, um gesetzliche Vorgaben und Dokumentationspflichten zu erfüllen.
dpa/PHOTOPQR/L'ALSACE/MAXPPP/Vanessa MEYER)Stuttgart . Die Investitionsbereitschaft in der Südwestindustrie bleibt schwach. Das zeigt die jüngste Konjunkturumfrage der zwölf Industrie- und Handelskammern im Land. Danach planen nur 18 Prozent der Unternehmen höhere Inlandsinvestitionen, während 27 Prozent weniger investieren wollen. Vorrangig geht es um Ersatzbedarf (68 Prozent) und Digitalisierung (54 Prozent) – Expansion spielt kaum noch eine Rolle. „Wir haben den Kipppunkt längst überschritten“, warnt BWIHK-Vizepräsident Claus Paal. „Bürokratie erstickt Innovation, Gründungen und Wachstum. Neun von zehn Unternehmen sagen uns, dass sie durch übermäßige Vorschriften gebremst werden – das ist ein Alarmsignal für den Standort Baden-Württemberg.“
Bürokratie kostet die Betriebe viel Geld
Wie stark die Bürokratie auf den Unternehmen lastet, zeigt jetzt auch eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Danach bewerten 14 Prozent der Betriebe in Deutschland ihre bürokratische Belastung im Jahr 2025 als sehr hoch. 2022 lag dieser Wert noch bei 4 Prozent. Das kostet die Betriebe viel Geld. Jeder zehnte hat in den letzten drei Jahren mehr Personal eingestellt, um gesetzliche Vorgaben und Dokumentationspflichten zu erfüllen. Das summiert sich auf 325.000 zusätzlich eingestellte Personen, wie die Arbeitsmarktforscher ausgerechnet haben. Betroffen davon seien selbst Kleinstbetriebe.
Insgesamt beklagen 80 Prozent der Betriebe höhere Kosten, um mit dem Bürokratie-Aufwuchs klarzukommen. „Der Beschäftigungszuwachs zur Bewältigung der gestiegenen Bürokratie umfasst aber nur einen Teil der zusätzlichen Kosten, die von den Unternehmen getragen werden müssen“, erklärt IAB-Forscher André Diegmann. Die Entwicklung führe auch zu einem Verlust der Produktivität. Das meldet mehr als jeder zweite Betrieb. Und jeder fünfte Betrieb berichtet dadurch von Nachteilen im Wettbewerb. Insbesondere Großbetriebe sehen in den gestiegenen Aufwendungen eine Hürde für Innovationen.
Datenschutz, IT-Sicherheit und Lieferketten
Zwei Drittel der Betriebe nennen die Datenschutzgrundverordnung als häufigste bürokratische Belastung. Mit deutlichem Abstand folgen die EU-Verordnungen zur IT-Sicherheit mit 32 Prozent sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz mit 14 Prozent. „Eine sinnvolle Möglichkeit wäre es, zukünftige Gesetze und Verordnungen zunächst befristet einzusetzen und mit einem ergebnisoffenen Prüfauftrag zu verbinden. Mit diesem Verfallsdatum könnte die Politik auf Basis dieser Ergebnisse die weitere Gültigkeit oder Ausgestaltung der Regelungen anpassen“, so IAB-Forscher Alexander Kubis.