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Verhaltensforschung

Zu viel Einklang und Harmonie gefährden den Jagderfolg

Bei Liebenden schlagen die Herzen im gleichen Takt - bei Jägern ebenfalls. Konstanzer Forscher haben das Herzfrequenzverhalten von Fischern untersucht. Sie fanden heraus, dass es sich angleicht, wenn diese eng zusammenarbeiten. Allerdings ist das, ab einem bestimmten Ausmaß, dann dem Jagderfolg eher wieder abträglich.

Ob auch ihre Herzen synchron schlugen? Fischer auf dem Bodensee beim Netzfang von Blaufelchen, 1869, Reproduktion einer Vorlage des 19. Jahrhunderts. Foto: IMAGO/H.Tschanz-Hofmann

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Liebende gelten als ein Herz und eine Seele. „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ ist ein berühmter Wiener Walzer aus der gleichnamigen Operette. Es geht um die romantische Liebe zweier Menschen, die im Rhythmus dieses Taktes zueinanderfinden.

Frühere Zeiten wussten schon um gewisse Gemeinsamkeiten von Liebe und Jagd. Nun haben Forscher der Universität Konstanz herausgefunden, dass sich gute Zusammenarbeit bei der Jagd auch auf die Herzfrequenz auswirkt. Dafür haben sie eine Gruppe von Fischern in Brasilien untersucht.

Die Herzfrequenzvariabilität ist ein Indikator für Erregung

24 Fischer erhielten Brustsensoren, die kontinuierlich Elektrokardiogramm (EKG) und GPS-Standort erfassten. Die Auswertung ihrer Herzfrequenzvariabilität, die Schwankungen im Abstand zwischen Herzschlägen misst, gibt Aufschluss über die Synchronisation unter den Fischern in Abhängigkeit von ihrem Standort.

Die Herzfrequenzvariabilität „gilt als sensibler Indikator für physiologische Erregung und emotionale Zustände“, erklärt die Biologin Hanja Brandl. Und dabei ergab sich, „dass sie sich bei positiven sozialen Interaktionen der Fischer stark synchronisierte.“ Mit anderen Worten: Je näher einander die Fischer bei der Jagd waren und je länger sie zusammenarbeiteten, desto stärker glichen sich ihre Herzrhythmen an – vor allem beim Lauern und Beobachten.

Zu viel Harmonie hat einen Haken

Fazit: Kooperation geht buchstäblich „unter die Haut“: „Wenn Menschen eng zusammenarbeiten, können sich nicht nur ihre Bewegungen und Entscheidungen, sondern auch ihre Körperrhythmen angleichen“, so Brandl. Je enger die Fischer zusammenstanden, desto mehr schlugen ihre Herzen im Takt.

Der (überraschende) Haken bei der Sache, zumindest aus Sicht der Fischer. „Je besser die Herzen im Einklang waren, desto seltener landeten Fische im Netz“, bilanziert Brandl. Aber laut Sprichwort macht ja auch Liebe blind.

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