Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Zugschmutz und S 21

Christoph Sonntag, Jahrgang 1962, ist Buchautor, Moderator, diplomierter Landschaftsarchitekt und Kabarettist. Mit seiner „Stiphtung Christoph Sonntag“ stemmt er vor allem in Baden-Württemberg zahlreiche soziale und ökologische Hilfsprojekte. Er trägt den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. Foto: imago images/STAR-MEDIA
imago images/STAR-MEDIA)Das ist neu: Kürzlich mussten Fahrgäste aus dem ICE aussteigen nach der Durchsage, der Zug sei zu verschmutzt, um weiterzufahren. Die meisten Fahrgäste haben schnell ihre Frisur gerichtet, damit sie bei „Verstehen Sie Spaß?“ einen besseren Eindruck machen.
Wir kennen das doch eher andersrum: Wir können nicht einsteigen. Weil der Zug nicht kommt. Was kommen soll, ist Stuttgart 21 , Testbetrieb noch in 2025 und Fertigstellung in 2026. Wahnsinn! Das hat man absichtlich in die Weihnachtszeit gelegt, weil alle wissen, dass man da selten das kriegt, was man sich wünscht.
Winfried Kretschmann freut sich – er kommt sauber um die Eröffnungsansprache rum. Das sollen dann mal der Cem oder der Manuel machen. Die begrüßen dann die Ehrengäste, die sich um Stuttgart 21 verdient gemacht haben, zum Beispiel Stefan Mappus – der kommt aus Pforzheim. Mit seinem Wasserwerfer. Erwin Teufel, der das Projekt maßgeblich angeschoben hat, ist dann 88 Jahre alt, aber so klar und hell im Kopf, wie er heute noch ist, wird er einfach so tun, als könne er sich an nix mehr erinnern. Doch selbst wenn der Bahnhof fertig wird – die IT-Probleme der Bahn werden bleiben. Die hat ihren Digitalisierungsmanager gefeuert. Die Kündigung wurde ihm persönlich per Brieftaube nach Hause gebracht – das Fax war kaputt.
Immerhin beim neuen Fernbahnhof am Flughafen wurde schon mal Richtfest gefeiert. Der heißt zwar Fernbahnhof, soll aber gar nicht von ICEs angefahren werden, sondern von Regionalzügen. Das muss man sich wohl vorstellen wie ein Autobahnkreuz, das man nur mit dem Fahrrad erreichen kann.
Die Bahn ist halt immer für einen Spaß gut. So gab ein Mitglied des Bahn-Aufsichtsrats preis, Zitat: „Fahrpläne werden in Zukunft nicht mehr berechnet, sondern nur noch geschätzt“. Warum in Zukunft? Warum noch Fahrpläne am Bahnhof aushängen? Besser wäre einfach ein großes Schild: „Hinweis: Irgendwann kommt vielleicht ein Zug, der eventuell irgendwohin fährt, dann aber garantiert in falscher Wagenreihung mit defekten Toiletten und ohne Bordbistro. Möglicherweise sauber genug, um seine Fahrt fortzusetzen. Sänk juh for trävelling wiss deutsche Bahn!“