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Serie Rathäuser

Der Rathausturm von Künzelsau könnte bald wie eine Rakete aussehen

Ein Buchstabe stand möglicherweise Pate für das Rathaus in Künzelsau. Aber das ist vielleicht auch zu viel des Guten an Interpretation. Vor allem aber passt das Gebäude mit dem charakteristischen Turm gut an die Stelle der zentralen Achse der Kommune und ist schon von weither sichtbar.

Astronaut Alexander Gerst ist Ehrenbürger von Künzelsau. Sein Beruf könnte das Bild des Gebäudes künftig prägen.

Schniepp, Foto Linke GmbH )

KÜNZELSAU. Fast könnte man meinen, der Architekt, der in den 1980er-Jahren das Rathaus in Künzelsau (Hohenlohekreis) geplant hat, besitzt eine besondere Schwäche für Symbolik. Aus der Höhe betrachtet ähnelt das Gebäude mit ein bisschen Phantasie der Form des Buchstaben V – wie Verwaltung.

Die untere Spitze ist gleichzeitig das Treppenhaus und der Aufgang zu einem 33 Meter hohen Turm, der in Zukunft noch zu einem ganz besonderen Wahrzeichen werden könnte. Ursprünglich sollte das Künzelsauer Rathaus den Turm gar nicht erhalten. Der damalige Bürgermeister Volker Lenz aber war der Meinung, das Gebäude brauche so etwas. Wer die wenigen Stufen der Wendeltreppe ganz nach oben erklimmt, hat einen wunderbaren 360-Grad-Blick über Künzelsau oder beispielsweise ins Kochertal.

Gesundheits- und Bewegungsraum für Mitarbeitende

Doch auch im Inneren des Gebäudes, das 1989 bezogen werden konnte, tut sich Spannendes. Das Foyer wird mehrfach im Jahr für kleine Rock- und Popkonzerte genutzt. Gleich im Eingangsbereich findet sich auch das Bürgerbüro. Hier sollen Bürger so viele Dienstleistungen wie möglich erledigen können, die keinen größeren Aufwand erfordern. Für alles andere geht es dann nur mit Termin weiter in die oberen Stockwerke, wo in den beiden Strängen des „V-Baus“ die verschiedenen Ämter untergebracht sind.

Die Büros sind so organisiert, dass man sie nicht nur über die herkömmlichen Türen vom Flur aus erreicht, sondern man auch im Innern der jeweiligen Abteilung „durchlaufen“ kann. In den vergangenen Jahren wurden viele Verbesserungen vorgenommen, die vor allem den Mitarbeitenden der Verwaltung zugute kommen. So wurde im dritten Obergeschoss ein großer, moderner Sozialraum eingerichtet – mit Küche, Kaffeebar, ansprechendem Mobiliar und mehreren Tageszeitungen. Ein paar Meter weiter findet sich ein Raum, noch ausgestattet mit Stühlen und Tischen. Bürgermeister Stefan Neumann (parteilos) würde ihn gern zum Gesundheits- und Bewegungsraum umbauen lassen. Medizinbälle und kleine Matten sind schon da.

Mittelzentrum mit Weltmarktführern aus dem Mittelstand

Künzelsau ist ein Mittelzentrum und zweitgrößter Ort im Hohenlohekreis mit rund 16 000 Einwohnern. Die Stadt liegt rund 40 Kilometer östlich von Heilbronn. Insgesamt hat Künzelsau zwölf Stadtteile. Charakteristisch an der Kernstadt ist, dass sie in einem Talkessel liegt. Einige andere Stadtteile liegen auf den umliegenden Anhöhen. Das gilt auch für Taläcker – erst im vergangenen Jahr überhaupt ein eigenständiger Stadtteil geworden. Er ist nicht per Stadtbus an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen, sondern per Standseilbahn.

In Künzelsau sind mehrere weltweit operierende Firmen aus den Bereichen Montage-, Präzisions-, Förder-, Elektro- und Klimatechnik ansässig.

An anderer Stelle wurde eine schicke Besprechungsecke eingerichtet, die von den Mitarbeitenden genutzt werden kann. Im ebenfalls modern ausgestatteten Sitzungssaal des Gemeinderats sitzen die Kommunalpolitiker im Halbrund an Tischen mit der Farbgebung „Cuba libre“, was faktisch ein Art Beigeton darstellt. Der Raum besitzt eine hohe Decke, sodass auf einer Empore auch Zuhörende Platz finden können. Viel Fensterglas sorgt dafür, dass der Raum hell ist. Wenn die Beschäftigten die Flure entlanggehen, werden sie immer wieder auf ihr Selbstverständnis in der Künzelsauer Stadtverwaltung aufmerksam gemacht. Die zentralen Inhalte sind nämlich in verschiedenen Farben auf die Wand aufgedruckt.

Ähnliches findet sich im Treppenhaus: Dort sind Lebensweisheiten von so berühmten Menschen wie Albert Einstein, Laotse, Blaise Pascal und Alexander Gerst festgehalten. Und das ist leicht nachvollziehbar: Der Astronaut, der schon zwei Mal ins Weltall geflogen ist, auf der ISS-Raumstation gearbeitet hat und Anwärter auf eine Mondmission ist, wurde in Künzelsau geboren und ist heute Ehrenbürger der Stadt.

In direkter Nachbarschaft soll neues Landratsamt entstehen

Und hier kommt der Rathausturm wieder ins Spiel. Weil das Gebäude in den kommenden Jahren auch energetisch saniert werden muss und dazu Umbauten notwendig sind, kam Bürgermeister Neumann eine Idee. Er plant, den Turm ebenfalls umgestaltet zu lassen. Er soll die Form einer Weltraumrakete, die Astronauten ins Weltall bringt, bekommen. Sollte das irgendwann Realität werden, hat Künzelsau ganz sicher einen neuen Magneten – und der nächste Besuch von Gerst im Rathaus könnte ganz sicher terminiert werden.

Im Umfeld des Rathauses wird sich ebenfalls etwas tun. In direkter Nachbarschaft liegt das Landratsamt des Hohenlohekreises, das hier „Kreishaus“ heißt. In die Jahre gekommen, soll ein Neu- und Ersatzbau entstehen. Ein Architektenwettbewerb förderte vier Sieger zutage. In wenigen Tagen will der Kreistag des Landkreises entscheiden, wie der Nachbar des Rathauses aussehen soll.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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