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Serie Rathäuser

Öpfinger Rathaus bietet viel Platz zum Wohnen

Die Kommune rettete das Gebäude mit dem Kauf vor dem vollständigen Verfall: das Untere Schloss in Öpfingen. Die Verwaltung fand nach der Sanierung in den 1990er-Jahren dort ein neues Zuhause – gemeinsam mit 34 Personen, die in den oberen Stockwerken des Gebäudes leben und wohnen. Eine schöne und nicht alltägliche Symbiose.
Öpfinger Rathaus

Als Schlossherr kann sich der Öpfinger Bürgermeister Andreas Braun nur im Erdgeschoss des Unteren Schlosses fühlen. Die Obergeschosse bieten Wohnraum.

Dischinger)

ÖPFINGEN. Wohnen und Arbeiten – wenn heute Investoren ein neues Viertel oder Quartier erschaffen, dann stehen diese beiden Worte immer ganz oben auf der Agenda. In Öpfingen (Alb-Donau-Kreis) ist das längst Realität: Im Erdgeschoss des Rathauses wird der Ort verwaltet, in den oberen Stockwerken wird gewohnt. Insgesamt leben 34 Personen in 16 Wohnungen hier. Die Stadtverwaltung ist dabei Teil einer Eigentümergemeinschaft – eine ungewöhnliche Sache.

Das Gebäude mit den 32 charakteristischen Gaubenfenstern auf dem Süddach errichtet hat das über viele Jahre herrschende Adelsgeschlecht von Freyberg als Unteres Schloss im 17. Jahrhundert. Auch das Obere Schloss existiert noch, steht aber vollständig in Privatbesitz, erzählt Bürgermeister Andreas Braun (CDU).

Die Gemeinde kaufte das herrschaftliche Haus 1934

Nach dem Aussterben des Familie von Freyberg ging es dem heutigen Rathausgebäude so wie vielen Schlössern, für die es keine Verwendung mehr gibt: Sie drohen zu verfallen und werden irgendwann von den jeweiligen Kommunen gekauft. In Öpfingen war das 1934 der Fall. „Da ist viel Geschichte und viel Leben“, so Braun. Unter anderem war eine Schwesternstation für kranke Menschen dort untergebracht, ein Kindergarten, die Feuerwehr, ein Jugendtreff und sogar eine Gefrieranlage.

 Dann musste das denkmalgeschützte Gebäude, das über die Jahrhunderte in einen sehr schlechten Zustand geraten war, aber doch saniert werden. Das war in den 1990er-Jahren. Genutzt wurde dafür ein Landessanierungsprogramm. Und mit dieser Sanierung kamen auch die heutigen Dachgauben zurück, die zwischenzeitlich verschwunden waren. „Es ist ein großes Glück, dass wir die Sanierung machen konnten“, sagt Bürgermeister Braun. Erst dann bot sich nämlich für die Verwaltung an, hier einzuziehen und von hier aus den Ort zu verwalten. An anderer Stelle existiert auch noch das Alte Rathaus.

 Das Rathaus ist heute ohne Zweifel der repräsentative Mittelpunkt des Ortes. „Das Gebäude spielt natürlich auch eine Rolle bei der Personalgewinnung“, weiß Bürgermeister Braun. „Da geht man eben gerne rein zum Arbeiten“, ergänzt er. An heißeren Sommertagen bleibe das Gebäude erst einmal kühl, berichtet der Verwaltungschef von seinen Erfahrungen. Er habe deshalb Respekt vor denjenigen, die das Gebäude einst errichtet haben. Geheizt wird heute mit Gas. Auch der Kultursaal im Rathaus, der für Veranstaltungen zur Verfügung steht, wurde in den 1990er-Jahren mitsaniert. „Zeitlos“, wie Braun sagt. Er wird von Vereinen wie dem Musik- oder Gesangsverein genutzt, aber auch von der Volkshochschule. Zudem finden hier Kleinkunstveranstaltungen statt – für einen Ort mit rund 2400 Einwohnern eine Besonderheit.

In Öpfingen ist die Infrastruktur rund ums Schloss versammelt

Die achtköpfige Verwaltung arbeitet auf einer Fläche von rund 500 Quadratmetern im Erdgeschoss des Schlosses, der Kultursaal ist dabei schon mit eingerechnet. Im Rathaus tagt auch der Gemeinderat. Und um das Rathaus herum haben sich allerlei Nutzungsmöglichkeiten angesiedelt, die viele Orte in dieser Größe nicht mehr haben.

Es gibt die Gemeindebücherei, ein Angebot für betreutes Wohnen, Hausarzt, Zahnarzt, Friseur, Metzger, sogar eine Hebamme ist im Ort – und das alles in einem Radius von 200 Metern um das Rathaus herum. Das gilt auch für die Filialen zweier regionaler Banken und für die Postfiliale.

 Aktuell wird ein neuer Kindergarten gebaut – ein Bau aus Holz mit Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer Dachbegrünung zugleich. Und: Anfang Juli wurde eine moderne Kläranlage in Betrieb genommen. All das wird vom Rathaus aus gemanagt – mit einer kleinen Mannschaft. „Wir konzentrieren uns hier auf die wesentlichen Aufgaben“, so Bürgermeister Braun. Das Vorhalten einer Gemeindebücherei sei in dieser Hinsicht die einzige freiwillige Leistung.

Kleiner Ort mit langer Geschichte

Rund sieben Kilometer östlich von Ehingen (Donau) liegt der 2360 Einwohner große Ort Öpfingen im Alb-Donau-Kreis. Der namensgebende Fluss des Landkreises fließt am Ortsrand durch die Gemarkung. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort im Jahr 1127. Im Dreißigjährigen Krieg wurden beide Schlösser niedergebrannt und im Anschluss wieder aufgebaut. Seit 1805 gehört Öpfingen zu Württemberg und seit der Kreisreform in den 1970er-Jahren zum Alb-Donau-Kreis.

Der Gemeinderat umfasst zehn Personen. Vorsitzender ist Bürgermeister Andreas Braun, der 2015 ins Amt gewählt und Anfang Juli 2023 im Amt bestätigt wurde. Öpfingen liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße.

MEHR ZUM THEMA

In der Sommerserie des Staatsanzeigers stellen wir in der kommenden Ausgabe das Rathaus in Baltmannsweiler vor.

Die Folgen der Serie finden Sie unter

https://www.staatsanzeiger.de/serie-rathaeuser

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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