Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Schwätzen wie der Schnabel (auf-)gewachsen ist

Sprache ist nicht nur ein Werkzeug zur Kommunikation, sondern auch lebendiger Ausdruck regionaler Identität und Geschichte – und darum sind Dialekte fördernswert.
Einst galt das akribische Beharren auf Hochdeutsch auch in Teilen Baden-Württembergs als Voraussetzung für beruflichen Erfolg. Doch längst versteht man ehemals leicht verächtlich beäugte Dialekte als lebendige Kulturgüter. Die Zeiten, in denen Schüler mit charmanten „Schwätz“ getadelt wurden, sind Geschichte. Ab den späten 1980er-Jahren feierten erste Projekte den Dialekt als Identitätsstifter. Ein Meilenstein war die 2018 von der Landesregierung geförderte Dialektinitiative.
Heute gibt es Materialien wie die „Sprachreise Baden-Württemberg“, um regionale Mundartgebiete als spannende Reiseziele in den Unterricht einzubinden. Mit liebevoll gestalteten Märchenstunden und fröhlichen Singrunden wird der regionale Dialekt als kulturelles Schatzkästchen schon im Kindergarten gepflegt. So etwa in Leutenbach , einer 12 000-Einwohner-Gemeinde im Rems-Murr-Kreis. Dort werden seit 2022 schwäbische Gemütlichkeit und Mundart „mit Engagement, und manchmal auch mit einem Augenzwinkern in den Alltag integriert“, teilt die Gemeinde mit. Dazu tragen Erzählstunden bei, mitunter von den Großeltern gestaltet. Und Lieder und Bücher auf Schwäbisch wie „D’Bäure hot d’Katz verlorn“, „Oifach schee“ und „Schwäbisch für gloi Butzele“.
Der Morgenkreis begeistert die Kinder mit Spielen wie „Hänschen, piep amoal“, „Dr Gockel kräht, de Kinder stoh bleiba“. Allerdings: Es war „Aufklärungsarbeit nötig, die Bedenken, dass sich der Dialekt schlecht auf die Schulleistungen auswirken könnte, mussten abgebaut werden.“ Dabei gilt: Wer mit Dialekt aufwächst, ist schon vor der Schule zweisprachig, vornehm ausgedrückt: bilingual, lange ehe er mit echten Fremdsprachen traktiert wird.