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Bekämpfung von Geldwäsche: Eva Emnet hält die Fäden in ihrer Einheit zusammen

Eva Emnet koordiniert die neue Ermittlungseinheit zur Geldwäschebekämpfung.
Achim Zweygarth)Stuttgart. „Es ist schon ein bisschen mein Baby.“ Die Erste Kriminalhauptkommissarin Eva Emnet strahlt, wenn sie von der neuen Ermittlungseinheit gegen Geldwäsche spricht. Sie koordiniert die Einheit, die beim Landeskriminalamt (LKA) angesiedelt ist und leitet sie stellvertretend. Spezialisten von Polizei, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaften arbeiten zusammen. Derzeit sind es 14 Mitarbeiter, 44 sollen es werden. „Das wird sukzessive aufgebaut“, sagt die 42-Jährige.
Koordinieren ist voll Emnets Ding. Die zweifache Mutter pendelt drei bis vier Mal die Woche von Rheinland-Pfalz nach Stuttgart. Alles unter einen Hut zu bekommen ist gar nicht einfach, aber Emnet deichselt es immer irgendwie. Nebenher kümmert sie sich um die pflegebedürftige Oma ihres Mannes, ihre eigenen Hühner und begleitet als Trauerrednerin nebenbei auch Menschen in schweren Momenten. Das gibt ihr etwas, sagt sie. Kraft bekommt sie auch von ihrem Mann, der immer voll hinter ihr steht und sie unterstützt.
Eva Emnet sorgt dafür, dass das Team zusammenwachsen kann
Zeit für sich? Selten. Aber da sie Freude an dem hat, was sie tut, ist das kein Problem für sie. Alles eine Frage der Koordination. Die spielt auch in ihrem Job eine zentrale Rolle. Drei verschiedene Bereiche – Polizei, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft – wachsen gerade zu einem Team zusammen. Man muss sich kennenlernen, Aufgaben verteilen, einspielen. Emnet versucht, Räume zu schaffen, in denen die Kollegen mitwirken und wachsen können. Sie hält die Fäden zusammen – fachlich, organisatorisch und menschlich.
Emnet kennt sich gut aus mit Steuerrecht, denn vor ihrem Quereinstieg bei der Polizei war sie in der Finanzverwaltung in Rheinland-Pfalz tätig. Zwar war es schon als Kind ihr Wunsch, zur Polizei zu gehen, doch zunächst stieg sie nicht in die Fußstapfen ihres Vaters. Sie studierte Steuerrecht auf Bachelor, das Finanzamt in Landau nahm sie sofort. Sie hat sich da „eingegroovt“. Danach ging sie ins Finanzamt in Ludwigshafen, leitete den Ausbildungsbezirk.
Bis sie 2008 erfuhr, dass in Baden-Württemberg ein Quereinstieg Wirtschaftskriminalität bei der Polizei möglich ist. Sie schickte direkt eine Initiativbewerbung. Ende Januar 2009 erhielt sie einen Anruf von der Polizei Baden-Württemberg, die hatte sie bis dahin schon fast wieder abgehakt. Eine Woche später folgte ein Gespräch, das den Beginn ihrer Polizeikarriere markierte.
Strafrecht, Kriminalistik, Polizeiführerschein, Schießtraining
Für Emnet folgten elf Wochen bei der Bereitschaftspolizei in Lahr. Eine ganz eigene Erfahrung, sagt sie – und eine Schnellbleiche für die Polizei. Strafrecht, Kriminalistik, Polizeiführerschein, Schießtraining, Einsatz- und Zugriffstraining. „Das war höchst spannend.“ Sie durchläuft verschiedene Stationen beim Polizeipräsidium Mannheim, Kapitaldelikte und Rauschgift etwa. „Das war schöner als im Tatort“, sagt Emnet. Sie habe nette Kollegen gehabt und habe unheimlich viel gelernt. Mittlerweile ist sie längst in ihrem Traumberuf angekommen. Und sie fühlt sich „genau richtig bei der Polizei“.
Nach verschiedenen Stationen im LKA war sie zuletzt als Gremienreferentin im Stab tätig. Neben dem Beruf machte sie ihren Master in Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft.
Beim LKA ergab sich auch die Möglichkeit, in der neuen Ermittlungseinheit mitzuwirken. „Das Besondere an der Einheit ist nicht nur, was wir tun, sondern wie wir es tun“, sagt Emnet. „Bei uns sitzen Steuerfahndung, Staatsanwaltschaft und Polizei wirklich Schreibtisch an Schreibtisch.“
Die Beamten verfolgen das Prinzip „Follow the money“
„Wir wollen nicht mehr nur Symptome bekämpfen, sondern an die Strukturen ran.“ Dort, wo Geldflüsse Macht verschieben und illegale Profite ganze Branchen infizieren. Die geballte Expertise hilft dabei weiter, man könne sich direkt und unmittelbar absprechen. Die Ermittler konzentrieren sich auf besonders relevante Fälle von Geldwäsche und damit verbundene Straftaten wie Steuerdelikte. Nach dem Prinzip Follow the Money verfolgen sie Finanzströme, um kriminelle Netzwerke und Straftaten aufzudecken, auch mit Blick auf die Bekämpfung der Mafia und die Finanzierung von Terrorismus. Emnet und Kollegen werden etwa aufmerksam, wenn jemand viele Immobilien in einer Straße kauft. Das ist per se kein Verbrechen, doch prüfe man dann, woher die Bonität kommt. Es gilt, neue Muster, „Geschäftsmodelle der Kriminellen“ frühzeitig zu erkennen. Ein weiterer Fokus der neuen Einheit liegt auf der Einziehung illegaler Vermögenswerte.
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