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Schloss Mannheim

Vier originale Supraporten des Hofmalers entdeckt

In Schloss Favorite Rastatt wurden vier Gemälde aus der Erstausstattung von Barockschloss Mannheim gefunden. Bei den Kunstwerken handelt es sich um Supraporten des Hofmalers Johann von der Schlichten (1681-1745). Für Experten ist der Fund eine kunsthistorische Sensation.

Eines der vier im Schloss Rastatt wiedergefundenen Supraporten des Mannheimer Hofmalers Johann von der Schlichten zeigt eine heitere Szene mit Kindern.

SSG/ANDREAS DROLLINGER)

Rastatt. Johann Philipp von der Schlichten war ein niederländisch-deutscher Maler des Barock, geboren in Rotterdam und gestorben in Mannheim. Er malte Porträts und Genrebilder und wirkte vor allem im süddeutschen Raum, insbesondere am kurfürstlichen Hof in der Pfalz. Seine Werke sind heute in Sammlungen wie der Bayerischen Staatsgemäldesammlung und dem Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim zu finden. Auch auf Kunstauktionen erzielen seine Gemälde stattliche Preise.

Von der Schlichten war ein Schüler des ebenfalls für den kurpfälzischen Hof tätigen Adriaen van der Werff. Er avancierte später zum Hofmaler Carl Philipps von der Pfalz in Heidelberg und Mannheim. Der wiederum war von 1716 bis 1742 der Kurfürst von der Pfalz .

Carl Philipp verlegte die Residenz der Kurpfalz nach Mannheim

Im Jahr 1720 verlegte er die Residenz der Kurpfalz von Heidelberg nach Mannheim. Noch im gleichen Jahr wurde der Grundstein für das Mannheimer Schloss gelegt und mit dem Bau des an das Schloss angeschlossenen Jesuitenkollegiums begonnen.

„Dank des Spürsinns von Sandra Eberle und Uta Coburger, Konservatorinnen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG), gelang es, die Herkunft der Gemälde nachzuweisen“, teilten die SSG bei der Präsentation des Fundes mit. Nun sind drei davon ins Barockschloss zurückgekehrt und schmücken den „Erlebnisraum Hofmusik“.

Die gefundenen Gemälde, die die Felder über Türen zieren, stammen ursprünglich aus der Erstausstattung des Barockschlosses unter Kurfürst Carl Philipp. „Angesichts der Zerstörung des Schlosses im Zweiten Weltkrieg ist der Fund von großer Bedeutung“, sagt SSG-Geschäftsführerin Patricia Alberth und ergänzt: „Die Supraporten bieten uns ein Fenster in die Vergangenheit. Sie sind ein Stück wiedergefundene Geschichte.“

Die Bilder sind Arbeiten des Hofmalers Johann von der Schlichten. Sie zeigen heitere Szenen, die sich nicht eindeutig interpretieren lassen. Vermutlich sind es Darstellungen der Sinne. Sandra Eberle, SSG-Konservatorin für die Region Oberrhein/Schwarzwald, und Uta Coburger, Konservatorin für die Region Kurpfalz, sind verantwortlich für die Wiederentdeckung. „Mit unserer Vermutung standen wir nicht allein da. Schon unsere Vorgänger überlegten, ob die vier Supraporten in Rastatt ursprünglich aus Mannheim kommen könnten“, erklärt Coburger.

Sie schildert auch, wie der Nachweis mithilfe historischer Inventare gelang: In allen Verzeichnissen aus kurpfälzischer Zeit sind im Appartement des Kurfürsten Supraporten von von der Schlichten genannt. Beschreibungen der Motive fehlen jedoch. Im Zuge der napoleonischen Neuordnung Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel sowohl die Stadt als auch das Barockschloss Mannheim an das Haus Baden. Das erste badische Inventar beschreibt eine fast unveränderte Situation. Mit einer Ausnahme: Das Verzeichnis beschreibt die Motive, aber der Maler der Supraporten wird nicht mehr genannt.

Die Vermutung konnte erst im Zuge von Restaurationsarbeiten überprüft werden. „Dabei entdeckten wir die Signatur von Johann von der Schlichten und die Datierung 1732“, sagt Thomas Merkl, SSG-Restaurator für Möbel und Holzobjekte. Damit war der Beweis erbracht.

Die Supraporten befanden sich ursprünglich im letzten Raum der Enfilade im Westeckpavillon, heute gehört dieser Raum zur Universität. Stephanie von Baden bezog mit dem Tod von Großherzog Carl im Dezember 1818 den westlichen Teil des Barockschlosses Mannheim. Sie ließ das Appartement – dem Zeitgeschmack entsprechend – im Empirestil umgestalten. Anstelle der Supraporten zierten weiß-goldene Stuckreliefs die Türen. Da der ursprüngliche Raum, in dem die Supraporten hingen, heute zur Universität gehört, können die Bilder nicht dorthin zurückkehren.

Ein neuer Ort musste für die Supraporten gefunden werden

„Unsere Wahl fiel auf den Trabantensaal, der heute den ‚Erlebnisraum Hofmusik‘ enthält“, sagt Coburger. „Hier hingen einst Supraporten des Hofmalers – das leichte Thema der nun wiederentdeckten Supraporten ist ein angemessener Ersatz.“ Der Trabantensaal hat nur drei Türen. Eine Supraporte verbleibt daher in Schloss Favorite Rastatt, als Bindeglied und Erinnerung an die Wiederentdeckung.

Das Schloss mit der barocken Dreiflügelanlage

Das Schloss Mannheim gehört nach Angaben der Staatlichen Schlösser und Gärten mit seinem riesigen Ehrenhof, einer Schaufront von über 400 Metern Länge und einer umbauten Fläche von sechs Hektar zu den größten Barockschlössern Europas. Die barocke Dreiflügelanlage wurde ab 1720 im Auftrag von Karl Philipp von der Pfalz erbaut. Die Besonderheiten sind das Treppenhaus, der Rittersaal und das Kaiserliche Quartier. Seit 1967 dient es als Sitz der Universität.

Das Barockschloss in Mannheim.
dpa/imageBROKER/Arnulf Hettrich)

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