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Kulturförderung

Mehr Zusammenarbeit der Einrichtungen ist vonnöten

Bund, Land und Kommunen müssen sparen. Der Kulturbereich ist stets einer der ersten, der daran glauben muss. Die bereits vollzogenen und noch geplanten Sparmaßnahmen in Berlin machen das deutlich. Aber auch im Land regen sich Befürchtungen. Am Dienstagabend hat die „KulturRegion Stuttgart“ zur Diskussion zum Thema geladen.

Bei einer Podiumsdiskussion in Stuttgart erörtern Vertreter von Kultur, Verwaltung und Politik, wie die Förderung von Theater, Film und Museen auch in Zeiten klammer Kassen gelingen kann.

Privat)

Stuttgart. „Zukunft:Kultur – Sparen wir uns kaputt?“ lautete der Titel der Veranstaltung. Die Ziele waren hochgesteckt. Auf dem Podium saßen Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Verwaltung und Kultureinrichtungen. Die Fragen, die diskutiert werden sollten: Wie gelingt es, Kultur als notwendige Investition statt als verzichtbaren Kostenpunkt zu verankern? Wie kann man Kulturfinanzierung nachhaltig sichern?

„Der Titel ist falsch“, sagt Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne). „Die Kultur in der Region Stuttgart und im Land ist großartig. Wir wären ja irre, wenn wir da an die Substanz gehen würden.“ Dass die Kommunen vielfach unter Druck stehen, stellt er nicht in Frage. In einer Kommune sei es sogar beinahe zu einer Bürgerabstimmung gekommen – zwischen Schule und Museum. „Das wurde zum Glück verhindert, aber das ist ein Türöffner für Populismus.“

Moderatorin Magdalena Pirzer, Abteilungsleiterin für Kulturförderung der Stadt Stuttgart, lenkt die Diskussion nach Ludwigsburg. Dort gab es, nachdem der letzte Haushalt verabschiedet wurde, Proteste seitens der Kultureinrichtungen, die auf einen Inflationsausgleich gehofft hatten. Sie gingen leer aus.

In Ludwigsburg wird die Kulturfinanzierung neu aufgestellt

„Wir sparen uns kaputt, um Dinge aufzufangen, die wir vom Land oder vom Bund nicht angemessen erstattet bekommen“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos). Und nennt das Beispiel Kinderbetreuung, für die die Kommune jedes Jahr drei Millionen Euro mehr ausgeben müsse. „Ich halte die sogenannten freiwilligen Leistungen für absolut unverzichtbar“, betont er. In Ludwigsburg wolle man nun die Kulturfinanzierung neu aufstellen, einzelne Kulturinstitutionen priorisieren.

Viele Einrichtungen versuchen Drittmittel zu akquirieren, etwa von Stiftungen. Aber die haben Vorgaben, so Isabel Schwab, Projektleiterin bei der Berthold Leibinger Stiftung. Mittlerweile gebe es Modelle, wo man die Anschubfinanzierung leiste. Aber das sind bislang Ausnahmen. Jule Fiedler, Kommunikationsmanagerin beim Stiftungsnetzwerk Region Stuttgart, ergänzt: „Stiftungen versuchen niederschwelliger und bekannter zu werden, sich zu öffnen.“

Trotzdem: „Wie argumentieren Unternehmen kulturelles Engagement, wenn die Gewinnmargen kleiner werden?“, fragt Pirzer. „Alle Themen, Spannungen, Schwierigkeiten, die es in der Gesellschaft gibt, sind auch in der Wirtschaft, in den Belegschaften“, so Rodger Masou, Geschäftsführer des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. „Aber ich glaube auch, dass Kultur unterpriorisiert wurde. Die Relevanz schwindet, man muss sie stärken.“ Er habe große Sorge, was das Demokratieverständnis in der Gesellschaft angehe und sieht hier auch die Unternehmen in der Pflicht. Nur wenige würden Probleme ansprechen und Haltung zeigen.

Für Kultureinrichtungen ist es wichtig, Schwerpunkte zu setzen

Birte Werner, Leiterin des Zentrums für Kulturelle Teilhabe (ZfKT), befindet: „Die Relevanz weißt einem das Publikum zu.“ Wichtig sei, zu schauen, wo man relevant sein und Schwerpunkte setzen wolle. „Viele Einrichtungen standen bisher in Konkurrenz zueinander“, so Werner. „Man ist es nicht gewohnt, miteinander zu sprechen und Ressourcen zu teilen.“ Das müsse sich ändern.

Das Kunstministerium hat gerade die Filmfestivalförderung durch eine Agentur prüfen lassen. Noch wurden die Ergebnisse nicht veröffentlicht. „Wir wollten Althergebrachtes überprüfen, das Ganze so gestalten, dass es mehr Sinn macht“, so Braun. Und er verrät Eckpunkte: „Die Förderung des Internationalen Trickfilmfestivals Stuttgart und des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg bleibt, die der kleineren Festivals wird geöffnet.“ Nun könnten sich alle kleineren Filmfestivals für eine Förderung bewerben.

Die Quintessenz der Diskussion: Die Gesellschaft braucht die Kultur. Sie braucht Dialog und ein Umdenken. Masou bringt es so auf den Punkt: „Wir müssen aufhören, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht. Wir müssen gemeinsam etwas tun.“

Museumsverband äußert sich zu Kürzungen

Auch der Museumsverband Baden-Württemberg hat sich in einem offenen Brief zum Thema geäußert. Unter dem Titel „Angespannte Haushaltslage und kommunale Museen“ wenden sich die Verantwortlichen „mit konstruktiven Vorschlägen an Kommunen und Museumsträger im Land“. Der Tenor: die Verwaltungsspitze solle „frühzeitig und transparent das Gespräch mit den Museums- und Kulturamtsleiter*innen suchen“, um „nach tragfähigen und nachhaltigen Lösungen zu suchen“.

https://kurzlinks.de/sxsz

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