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Serie: Der Neckar

Fast 300 Brücken verbinden die zwei Neckarufer

Auf dem Weg des Flusses vom Südschwarzwald über die Landesmitte bis zum Odenwald und der Mündung im Rhein prägen den Neckar imposante Brückenbauten - von der mittelalterlichen Holzpfostenbrücke bis zur S-21-Querung.
Stadtansicht mit Fluss, Brücken, Straßen und Gebäuden, umgeben von Hügeln und Bäumen.

Viele Brücken überspannen den Neckar, zum Beispiel zwischen Stuttgart und dem Stadtteil Bad Cannstatt.

IMAGO/imageBROKER/Arnulf Hettrich)

Stuttgart. Der Neckar wird von manchen „als Wahrzeichen“ des Südwestens betrachtet. Der 362 Kilometer lange Fluss ist Bestandteil von Gedichten, Heimatgeschichte und gab vielen Orten, Brücken und Landschaftsteilen seinen Namen. Den „fluvius niger“, so nannten einst die Römer den Neckar wegen seiner oftmals schwarzen Farbe, überspannen auf dem Weg in den Rhein überraschend viele Brücken: 296 sind es ab der Quellentstehung.

Das ist ungleich mehr, als etwa der Rhein zwischen Basel und Mannheim aufweist: Der Grenzfluss wird auf einem 250 Kilometer langen Abschnitt gerade 32 Mal überquert – was auch mit der Staatsgrenze zu tun haben dürfte. Die hohe Zahl lässt sich mit der Neckar-Landschaft erklären; damit, dass der Fluss zahlreiche Orte, kleine Gemeinden und große Städte durchfließt.

Ein Liebhaber in Baiersbronn hat alle diese Brücken in einem Blog aufgelistet – sei es nun, dass sie den Alt-Neckar, einen Flussseitenarm (wovon es etwa in Esslingen mehrere gibt), oder den Neckarkanal (das meint vorwiegend schiffbare Abschnitte) überqueren. Die längsten Kanal-Abschnitte gibt es in Oberesslingen, bei Pleidelsheim (Kreis Ludwigsburg) und bei Kochendorf, einem Stadtteil von Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn). Für Michael Hascher, Spezialist für Brücken- und Industriedenkmale beim Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen , sind es aber landesweit bloß fünf bis sechs Neckarbrücken, die „als überregional besonders bedeutsam“ gelten.

Heidelberger Brücke und Bahnbrücke in Stuttgart

Zu den üblichen Verdächtigen zählt Hascher die 1788 fertiggestellten steinerne Alte Brücke in Heidelberg . An derselben Stelle befanden sich seit dem 13. Jahrhundert insgesamt acht meist hölzerne Vorgängerbrücken. Aber auch der Neckarsteg bei Neckarhausen, einem abgelegenen Gewann am Rande der Horber Gemarkung (Kreis Freudenstadt), die Pliensaubrücke in Esslingen, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, oder der Neckarsteg am Max-Eyth-See im Norden der Stuttgarts gehören in die Liste.

Die „Alte Brücke“ Heidelberg umwehen mancherlei Geschichten – der Übergang wurde über Jahrhunderte von Hochwässern heimgesucht. Heute ist sie vielleicht der wichtigste „Selfie-Point“ in dem Touristenhotspot und den Fußgängern vorbehalten.

Auch die neue Bahnbrücke bei Bad Cannstatt als Teil von Stuttgart 21 hält Hascher für bedeutsam. Für diese musste 2016 ein gedeckter Holzsteg weichen, einst als eine reine Radweg- und Fußgängerbrücke für die Bundesgartenschau errichtet. Unter der Eisenbahnbrücke hängt nun eine neue Brücke für nicht motorisierte Flussüberquerende.

Uralte Holzbrücke spannt sich über den jungen Fluss

Die Pfahljochbrücke als Neckarsteg an einer Neckarschleife westlich Empfingen und Horb ist womöglich die einzige historisch erhaltene Holzbrücke über den dort noch jungen Fluss. Sie steht auf drei Pfahljochen aus je sechs Eichenstämmen. Das mittlere Joch markiere, so Hascher, die Grenze zwischen Nord- und Südbaden. Große Teile der Konstruktion wurden bei Reparaturen ausgetauscht, doch datieren einige Bauteile bis ins Jahr 1257. Damit ist die Brücke eine der ältesten erhaltenen Holzbrücken im süddeutschen Raum, vergleichbar nur mit der gedeckten Holzbrücke in Bad Säckingen am Hochrhein mit Ursprung 1272.

In neun Fällen überqueren Autobahnabschnitte den Neckar: Zu den imposantesten zählt die Neckartalbrücke der A 6 im Stadtbereich Neckarsulm , die mit 1,3 Kilometern Länge als sogenannte „Vorland-Brücke“ als die längste Autobahnbrücke im Südwesten gilt. Die Neckartalbrücke Weitingen überspann bei Eutingen als A 81 Stuttgart- Singen den Neckar auf einer Höhe bis zu 127 Meter. Nur die Kochertalbrücke der A 6 bei Schwäbisch Hall ist höher. Seit 1978 ist der weit sichtbare Brückenbau der A 81 befahrbar. Der Entwurf stammte von Architekt Fritz Leonhard, der auch Stuttgarts Fernsehturm erbaute.

Für eine historische Kuriosität hält Denkmalschützer Hascher, der sich schon seit dem Studium eingehend mit dem Neckarlauf befasst, die Ulrichsbrücke bei Köngen (Kreis Esslingen), und hat dazu eine eigene Brückenanekdote im Köcher: Mitte September 1519 rückten Truppen des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich vor. Am Neckarübergang bei Köngen traf sich das zurückziehende Heer Ulrichs mit der Vorhut der bündischen Truppen.

Köngener Ulrichsbrücke dient Wilhelm Hauff als Literaturvorlage

Wahrscheinlich gab es zu dieser Zeit bei Köngen gar keine Brücke über den Neckar, sondern nur eine Furt. Um 1600 ließ der nachfolgende Herrscher, Herzog Friedrich, eine Steinbrücke erbauen, die den Namen Ulrichsbrücke bekam. Sie wurde von Wilhelm Hauff literarisch in dem Ritterroman „Lichtenstein“ verarbeitet und gilt als Wahrzeichen von Köngen. Seit 1975 dient sie ausschließlich dem Fuß- und Radverkehr.

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