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Häusliche Gewalt

Gewaltambulanzen helfen ohne bürokratische Hürden

Opfern von Sexualdelikten und häuslicher Gewalt kann in vielen Fällen geholfen werden – doch oft ist eine Strafanzeige Voraussetzung dafür. Auf diese Voraussetzung besteht man in Gewaltambulanzen dagegen nicht.
Person sitzt auf dem Boden vor einem Heizkörper, neben einem gelben Sessel.

Gewaltambulanzen helfen ohne Bürokratie Opfern, die Folgen von Gewalt zu dokumentieren.

dpa/Rolf Kremming)

Freiburg. In den Gewaltambulanzen werden Spuren von Verletzungen dokumentiert. Hierzu unterhalten Freiburg und drei weitere Kommunen in Baden-Württemberg Einrichtungen, die Opfern helfen, auch wenn sie zunächst keine Strafanzeige gestellt haben. Die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene an der Uniklinik Freiburg wird zunehmend in Anspruch genommen, wie die Leiterin Ulrike Schmidt auf Anfrage berichtet.

Zehn Fälle pro Monat verzeichnet alleine die Freiburger Einrichtung

Bei der Freiburger Einrichtung geht es vor allem darum, äußerlich sichtbare Gewaltfolgen am Körper zu dokumentieren. Im vergangenen Jahr gab es in der Breisgaustadt rund zehn Fälle pro Monat, Zahlen für 2025 liegen bislang nicht vor. Im Südwesten gibt es Gewaltambulanzen auch an den Universitätskliniken in Heidelberg und Ulm , wie das Landesozialministerium berichtete. Seit Ende 2023 arbeitet auch die Gewaltambulanz in Stuttgart – als Außenstelle der Heidelberger Uniklinik.

Folgen von Gewalt werden von Betroffenen häufig nicht angezeigt, wie die Freiburger Untersuchungsstelle resümierte. Das Sichern und Dokumentieren von körperlichen Verletzungsfolgen könne Opfern allerdings helfen, sich ohne Zeitdruck für oder gegen eine Strafanzeige zu entscheiden. „Nicht selten werden die Verletzungsdokumentationen der Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene auch für zivilrechtliche Ansprüche abgerufen“, berichtet Leiterin Schmidt.

Das Sozialministerium unterstützte die Gewaltambulanzen im vergangenen Jahr mit knapp einer Million Euro. Bei gesetzlich Versicherten übernimmt die jeweilige Krankenkasse die Kosten für die Sicherung der Gewaltspuren. Laut Ministerium läuft das vertraulich ab – die Krankenkasse erfährt also nicht, welchen konkreten Versicherten geholfen wird.

Ohne Ambulanzen galt der Zwang zur Anzeige

Vor Einrichtung der Gewaltambulanzen waren Opfer gezwungen, unmittelbar nach der Tat eine Strafanzeige zu stellen, um Tatspuren für eine spätere Gerichtsverhandlung untersuchen zu lassen, wie das Ministerium mitteilte.

Die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt steigt laut einem Bericht des SWR an. 2023 verzeichnete die Polizei 16 400 Fälle, das waren laut dem Bericht zehn Prozent mehr als im Vorjahr und damit ein erneuter Höchststand.

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