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175 Jahre Staatsanzeiger

Der Staatsanzeiger zwischen 1900 und 1950

Der Erste Weltkrieg, das Ende der Monarchie, die Weimarer Republik und die Inflation prägten die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Staatsanzeiger, der in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen feiert, berichtete in dieser Zeit ausführlich über die Debatten und Geschehnisse.
Drei Porträts in ovalen Rahmen auf einer alten Zeitung mit der Aufschrift "Staats-Anzeiger".

Von links nach rechts: König Wilhelm II., Reichspräsident Paul von Hindenburg und dessen Vorgänger Friedrich Ebert.

Hintergrundbild: Ralf Schick, Porträts: wikimedia, Collage: Rieke Stapelfeldt)

Stuttgart/Karlsruhe. Die Geschichte des Staatsanzeigers reicht bis ins Jahr 1850 zurück, als der „Staats-Anzeiger für Württemberg. Politische Zeitung“ zunächst auf württembergischen Terrain zum ersten Mal erschien. 1869 wurde das badische Pendant ins Leben gerufen: Der „Staats-Anzeiger für das Großherzogtum Baden“. Er wurde ab 1910 als Teil der „Karlsruher Zeitung“ publiziert.

Die beiden Zeitungen wurden bewusst als Regierungs-Blätter konzipiert. Veröffentlicht wurden in erster Linie amtliche Bekanntmachungen, Gesetzesverordnungen, Personalien und ausführliche Landtagsdebatten. Und dies als Tageszeitung, zu Beginn am Sonntag nicht, später auch am Montag nicht.

Eine Einzelnummer kostete 20 Goldpfennig, der „Vollbezugspreis ohne Bestellgeld für Monat Februar“ kostete beispielsweise im Jahr 1925 zwei Goldmark. Der Umfang betrug in den 1920er-Jahren zwischen vier und acht Seiten und Verlagshaus und Geschäftsstelle befanden sich im Cottahaus in der Königstraße 42.

Festschrift zum 75-jährigen Bestehen mit viel Pathos

War die erste Ausgabe am 1. Januar 1850 auf der Titelseite noch spärlich mit „Staatsanzeiger für Württemberg“ betitelt, hatte er 1925 zusätzlich das württembergische Wappen darunter. Am 2. Januar 1925 erschien zudem eine Festschrift zum 75-jährigen Bestehen. Darin schreibt der damalige Archivdirektor a.D. Eugen Schneider im ersten Satz: „Eine der Hauptaufgaben der heutigen Presse ist die Beeinflussung der öffentlichen Meinung.“ Das konnte als Kritik an den anderen „Blättern“ verstanden werden. Doch auch die politischen Kommentare im Staatsanzeiger sollten die Leser vom Tun der Regierung überzeugen.

Und manchmal kam es schon sehr pathetisch rüber, wenn etwa der Oberregierungsrat und Schriftleiter Rudolf Denzel 1925 schreibt: „Die Festschrift fällt in der Zeit, da nach schweren Jahren des Kampfes auch um die geistigen Güter der deutschen Nation der Wiederaufbau unseres Vaterlandes dank der unzerstörbaren Kräfte unseres Volkes, dank der Energie, die ungebrochen als starke Triebkraft in unserem staatlichen und wirtschaftlichen Körper lebendig ist, sich sachte anzubahnen beginnt.“

Gab es am Anfang des Staatsanzeigers noch keine Bilder im Blatt, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend Zeichnungen eingesetzt und zur Festschrift auch mal ein Bild veröffentlicht, das als Wandgemälde im Cottahaus hing.

Heinrich war erst ganz kahl, dann wuchsen die Haare wieder

Auch die Anzeigen nahmen kontinuierlich zu, wenn auch manchmal ziemlich skurrile erschienen sind wie die von einem „Württembergischen Haarbehandlungsinstitut“. Darin wirbt ein „Heinrich Janisch für das Institut mit den Sätzen: „Heinrich, mein Sohn, wurde (…) nach überstandener Grippe völlig kahl und blieb es trotz Anwendung vieler Mittel. Dank der Haarbodenpflege durch die Herren Gg. Schneider&Sohn, Stuttgart (…) hat auch mein Sohn (…) seine Haare erhalten, sodaß mein Sohn nach fortzusetzender Haarpflege mit dem Brennesselsaft und Haarpomade Manisol seinen früheren wunderbaren Haarbestand wieder erhalten wird.“

Ansonsten blieben die beiden Staatsanzeiger ihrer Linie treu, nüchtern, kurz und sachlich zu berichten mit vielen Meldungen auch aus den europäischen Hauptstädten und natürlich aus Berlin. Auf die Titelseite einer Ausgabe im Jahr 1925 schaffte es auch diese Meldung kurz vor dem Tod von Friedrich Ebert: “Berlin. Reichspräsident Ebert ist an einer Blinddarmentzündung erkrankt und muss sich einer Operation unterziehen.“

Unter „Amtliches“ erschien auch mal ein Sparaufruf im Juni 1925: „Die überaus ernste Lage der gesamten deutschen Wirtschaft veranlaßt uns, den Gemeinden und Amtskörperschaften hierdurch ausdrücklich zur Pflicht zu machen, sich mehr noch als bisher im neuen Rechnungsjahr weitestgehender Sparsamkeit und darüber hinaus jeder nur möglichen Einschränkung in allen ihren Ausgaben zu befleißigen.“

Eine ausführliche Berichterstattung gab es auch zur Wahl von Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten oder nach der Abdankung der Monarchen König Wilhelm II. in Württemberg und Großherzog Friedrich II. in Baden.

Beide Zeitungen wurden Ende 1934 eingestellt. Erst ab Mitte 1947 legte man sie neu auf als gemeinsame Zeitung „Staatsanzeiger für Württemberg-Baden“.

Beilage zum 175-jährigen Bestehen unserer Zeitung

Den Staatsanzeiger in seiner heutigen Form gibt es erst seit 73 Jahren: Am 21. Mai 1952 erscheint die Zeitung mit dem heute bekannten Titel „Staatsanzeiger für Baden-Württemberg“. Doch seine Ursprungsgeschichte reicht bis ins Jahr 1850 zurück, als erstmals der „Staatsanzeiger für Württemberg“ erschien, damals noch beherbergt in der Königstraße im Cottahaus. Im November 2025 erscheint zum Jubiläum eine ausführliche Beilage zur Geschichte und Entwicklung vom ursprünglichen Regierungsblatt hin zu einem unabhängigen Unternehmen.

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