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Wenn Sparpolitik zum Putzplan in Klassenzimmern wird

Schüler und Schülerinnen putzen ihr Klassenzimmer. Nicht alle finden das angemessen.
picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow)Es gibt Ideen, die wirbeln viel Staub auf. Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold hat vorgeschlagen, dass Schüler ihre Klassenzimmer selbst sauber halten sollen . 4,5 Millionen Euro kostet die Reinigung öffentlicher Gebäude im Jahr, rechnete er im SWR vor – Geld, das man vielleicht sparen könnte, wenn die Kinder selbst zum Besen greifen.
Reaktionen folgten prompt. Der Landesschülerbeirat blaffte „unsinnig und nicht zielführend“. Die Pausen dienen der Erholung – nicht der Reinigung. Der Landeselternbeirat warnte vor „Narrativen, die Kinder als verschmutzende Schmarotzer darstellen“. Kinder seien keine Reinigungskräfte, sagt Verdi und will für bessere Kommunalfinanzen demonstrieren.
Arnold hat eine uralte und doch aktuelle Frage aufgewirbelt
Was in Japan selbstverständlich ist, sorgt hierzulande also für Schnappatmung. Der Christdemokrat Arnold hat eine uralte und doch aktuelle Frage aufgewirbelt: Was darf man vom Staat erwarten – und was muss der Bürger selbst tun? Je konkreter die Vorschläge, desto größer ist oft der Aufschrei.
Nur: Warum sollen ausgerechnet die Jüngsten den Anfang machen? Sie büffeln in unsanierten Schulen mit zu wenigen Lehrern für eine unsichere Zukunft. Immerhin: Wenn sie jetzt noch den Klassenzimmerboden schrubben sollen, kann man das als Lebensschule verkaufen – oder als realistischen Crashkurs in deutscher Haushaltspolitik. Wenn schon sparen, dann aber konsequent. Warum sollten die Verwaltungsmitarbeiter nicht auch ihre Büros wischen? Und die Stadträte gleich den Sitzungssaal? 4,5 Millionen Euro fallen schließlich nicht vom Himmel.