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Polizeipräsidium Einsatz 

Anton Saile: „Wenn die Dienststellen uns brauchen, sind wir da“

Im Polizeipräsidium Einsatz sind alle Spezialeinheiten und eine Vielzahl an Spezialkräften unter einem Dach vereint. Es unterstützt die Regionalpräsidien und das Landeskriminalamt in allen besonderen Einsatzlagen - zu Wasser, zu Lande und in der Luft.

Anton Saile leitet seit vier Jahren das Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen.

Jennifer Reich)

Göppingen. Anton Saile ist seit 40 Jahren im Polizeidienst, seit vier Jahren leitet er das Polizeipräsidium (PP) Einsatz. Der 60-Jährige war schon in vielen Bereichen tätig. Die Entscheidung, zur Polizei zu gehen, sei für ihn die richtige gewesen, sagt er. Immer wieder neue Erfahrungen, Menschen kennenlernen, das gefällt ihm nach wie vor gut. „Das ist für mich eine Bereicherung.“ Er habe in den Jahren Dinge erlebt, „die ich mir nicht vorstellen konnte“. Positiv wie negativ. Sein Ziel war früh, den Aufstieg zu machen, irgendwann wollte er mal ein Polizeirevier leiten, am liebsten in seinem Heimatrevier, Tübingen.

Saile stieg 2000 in den höheren Dienst auf, und für einige Jahre war er tatsächlich Leiter des Polizeireviers Tübingen. „Das war eine sehr einsatzlastige Zeit“, sagt er. Er erinnert sich etwa an einen Einsatz, bei dem rechte und linke Gruppen aufeinanderprallten. Damals sei Oberbürgermeister Boris Palmer frisch im Amt gewesen, er habe vor Ort zur Deeskalation beigetragen, erzählt Saile, habe mit Demonstranten geredet. Das sei bemerkenswert gewesen.

Die Gewaltbereitschaft gegenüber Polizisten hat zugenommen

Hängen geblieben sind bei Saile auch zwei Staatsbesuche. Zum einen der des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan, der in Tübingen eine Weltethosrede gehalten hat. „Das Zusammentreffen mit ihm hat mich fasziniert.“ Er habe eine unglaubliche Ausstrahlung gehabt. Saile war damals Polizeiführer und von den Gesprächen mit Annan menschlich tief beeindruckt. Zum anderen war es die Begegnung mit dem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Auch er hielt eine Weltethosrede. Dieser Termin war für Saile auch besonders, weil er da seine spätere Frau kennenlernte, die Köhler als Personenschützerin begleitete.

Saile hat viele Einsätze erlebt, bei denen es zur Sache ging. Und doch nimmt er heute die Gewaltbereitschaft anders wahr: „Die Aggressionen haben zugenommen, die Zündschnur ist bei vielen kürzer.“ Was sich nicht verändert hat: „Am Ende vom Einsatz möchte ich, dass alle, auch die Gegenseite, heil nach Hause kommt. Das war vor 20 Jahren so, das ist heute so.“

Die Gesellschaft verändere sich und damit auch die Aufgaben der Polizei. „Wir müssen uns an bestimmte Entwicklungen anpassen.“ Als Beispiel nennt er die Zunahme von Messerangriffen. Da habe man beim PP Einsatz nach Mannheim mit Blick auf die Ausbildung umgehend reagiert. „Wir müssen als Polizei schneller werden, in den Entscheidungen und in der Umsetzung.“ Das ist es auch, was das PP Einsatz für Saile ausmacht: „Schnell auf Veränderungen reagieren, wenn möglich sogar vorausschauend agieren.“ Das Präsidium wurde vor elf Jahren im Zuge der Polizeireform aus unterschiedlichsten Einheiten geschaffen und mit unterschiedlichsten Aufgaben betraut. „Dieses Präsidium hat gelernt, sich intern zusammenzuschweißen, Synergien auszumachen, gemeinsam besser zu werden. „Veränderung, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität gehören zur DNA dieses Präsidiums.“ Wie eine BAO – eine Besondere Aufbauorganisation – mit unterschiedlichen Einsatzabschnitten, die eine Situation bewältigen muss. „Wir machen Dinge miteinander, nicht nebeneinander.“

Bevor Saile nach Göppingen kam, hatte er mehrere Stationen im Innenministerium, war etwa Leiter des Lagezentrums. Er war über fünf Jahre im Präsidium Technik, Logistik, Service der Polizei, ein ebenfalls recht junges Präsidium. Als sich 2019 die Möglichkeit ergab, sich auf die Stelle des Vize in Göppingen zu bewerben, war das für Saile die Gelegenheit: „Meine Affinität ging schon immer in Richtung Einsatz, das ist meins.“ Kein Wunder, dass die Stelle ihn reizte. Als Präsident sind ihm nun auch vor allem die Einsatzthemen wichtig.

Sein Hauptaugenmerk aber liege auf dem Thema Führung: „Wie gehen wir miteinander um, was machen meine Führungskräfte?“ Er legt Wert darauf, „dass wir uns in diesem Präsidium auf Augenhöhe begegnen“. Er will für alle immer ansprechbar sein. Das liegt ihm am Herzen.

Saile versteht das Präsidium Einsatz als Dienstleister für die Polizei

Mit Kennzahlen und Einsatzzahlen, erfüllten Quoten kann Saile weniger anfangen. „Das interessiert mich nicht. Es geht nicht um das Erfüllen von Einsatzzahlen“, sagt er. Was ihn interessiert: „Wir gehen in den Einsatz, wenn man uns braucht. Und dann gehen wir, keine Diskussion. Wir sind Dienstleister der Polizei Baden-Württemberg.“ Die Leistung seines Präsidiums macht er daran fest, „dass wir da sind, wenn die Dienststellen uns brauchen“, wie er sagt.

Wenn es mal ruhiger sei, was die Einsätze angehe, dann nutze man dies für Aus- und Fortbildung, Training, Übungen, Überstunden abbauen. „Man darf auch mal weniger zu tun haben, für einen gewissen Zeitraum. Wir wissen, dass es auch wieder anders kommt. Kurze Ruhephasen gehören dazu, die braucht es.“

Er geht mit seinen Leuten auch gerne mal mit in den Einsatz. Er mische sich nicht ein, aber es sei ihm ein Anliegen, mit den Kolleginnen und Kollegen im Austausch zu bleiben. „Einsatzlagen können sehr belastend sein, es ist nicht immer einfach, damit umzugehen.“ Saile ist froh, dass man in der Polizei mittlerweile viele Möglichkeiten habe, um zumindest versuchen zu können, aufzufangen, wenn jemand mit traumatischen Erlebnissen nicht umgehen kann. „Da sind wir professionell aufgestellt, unterstützen die Kollegen.“

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