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Umfrage

Die Mehrheit der Bürger erwartet, dass der Wohlstand schwindet

57 Prozent der Baden-Württemberger erwarten, dass der Wohlstand in Zukunft abnehmen wird. Gleichzeitig schätzt eine knappe Mehrheit die wirtschaftliche Lage noch als gut oder sehr gut ein, wie eine Umfrage im Auftrag der Unternehmer Baden-Württemberg ergeben hat.
Zug transportiert Autos auf zweistöckigen Waggons durch grüne Landschaft.

Die Industrie und deren Produkte hat aus Sicht der baden-württembergischen Bürger eine zentrale Bedeutung für das Land als Wirtschaftsstandort.

IMAGO/imagebroker)

Stuttgart . Wenn Wirtschaftsverbände Umfragen durchführen oder in Auftrag geben, geht es in der Regel darum, die Lage und Stimmung ihrer Mitgliedsunternehmen zu erfassen. Der Arbeitgeberverband Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) hat nun erstmals die Bevölkerung des Landes in den Blick genommen und nach ihrer Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage und der Wirtschaftspolitik befragen lassen. Herausgekommen ist ein ambivalentes Bild.

Zwar ist noch immer eine Mehrheit der Meinung, dass es der Wirtschaft im Land „eher gut“ (46 Prozent) oder sehr gut (4 Prozent) geht, doch die Lage in der Industrie beurteilt nur noch eine Minderheit positiv. Und wenn die Industrie in den nächsten Jahren weiter schwächelt, erwarten fast 80 Prozent der Befragten, dass dies starke oder sehr starke Auswirkungen auf den Wohlstand im Land haben wird.

„Die industrielle Basis unseres Landes wird nicht mehr als Selbstverständlichkeit wahrgenommen“, kommentierte UBW-Präsident Thomas Bürkle die Ergebnisse. Und Hauptgeschäftsführer Oliver Barta verwies auf die aktuell schlechte Entwicklung in der Industrie. Diese habe in diesem Jahr bereits 20.000 Arbeitsplätze abgebaut. Und bei den Insolvenzen erwartet er einen neuen Rekordwert.

Ein Fünftel der Bürger hat Angst um den Job

Wegen der schlechten Lage der Wirtschaft und speziell der Industrie schätzen nur 40 Prozent der Befragten ihre eigene wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut ein. Und bei denjenigen, die die Lage im Land kritisch sehen, ist es nur ein Viertel. Und auch die Zukunftserwartungen sind durchwachsen. Ein Fünftel der Bevölkerung hat aktuell Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Gegenüber der Wirtschaftskrise zu Beginn der 2000er-Jahre sei dies aber ein vergleichsweise niedriger Wert, sagte die Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher. Die Allensbacher hatten die repräsentative Umfrage mit rund 1000 Teilnehmern im Oktober durchgeführt.

Baden-Württemberg in einer Liga mit Boston und Kalifornien

Allerdings will man in der UBW-Spitze nicht nur schwarzmalen. „Baden-Württemberg ist ein Land mit einer starken Substanz“, betonte. Barta. Es sei weltweit die drittinnovativste Region hinter Boston und seinem Umland sowie Kalifornien.

Um diese Substanz zu erhalten und möglichst noch weiter zu verbreitern, hat der Arbeitgeberverband konkrete Forderungen an die Landespolitik. An erster Stelle nannte Bürkle die Förderung der Innovationskraft in der Industrie. „Ohne technologische Führerschaft verliert ein Hochlohnstandort wie unserer schnell an Gewicht“, betonte der UBW-Präsident. Und auch beim Bürokratieabbau müsse deutlich engagierter vorgegangen werden als bisher. Zudem sei eine Energiepolitik erforderlich, die eine Versorgung sicherstelle, die die Industrie in Baden-Württemberg im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig mache.

Arbeitgeberpräsident fordert Chefanwerber für Firmenansiedlungen

Neu ist die Forderung von Landesseite mehr für die Ansiedlung von Unternehmen zu tun. „Wir brauchen einen Chefanwerber oder eine -anwerberin“, sagte der Verbandschef. Das klappe in manchen anderen Regionen deutlich besser als in Baden-Württemberg.

Wenige Monate vor der Landtagswahl hatte der UBW auch danach fragen lassen, welcher Partei die meiste Wirtschaftskompetenz zugetraut wird. Ganz vor landete die CDU. Doch auch den Christdemokraten von Manuel Hagel trauten nur 24 Prozent aller Befragten zu, „den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg zu stärken.“ Grünen und AfD trauen dies jeweils 13 Prozent zu, der SPD sechs und FDP und Linken je vier Prozent.

Auf der wirtschaftspolitischen Agenda der Bürger steht der Bürokratieabbau ganz oben. Gleich danach folgt die Förderung der Weiterbildung.

Dachverband der Wirtschaft im Südwesten

Die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) vertreten als Dachverband der heimischen Wirtschaft 63 Mitgliedsverbände, darunter Südwestmetall als Vertreter der wichtigsten Branche im Land. Die UBW entstand 2021 aus dem Zusammenschluss der Arbeitgeber Baden-Württemberg und dem Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie. Er ist deshalb auf Bundesebene sowohl an die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände als auch auch den Bundesverband der Deutschen Industrie angedockt.

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