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New Work: Wertschätzen, führen und fördern sowie Fehler zulassen

Zu einer modern organisierten Arbeit gehört auch die Besprechung mit den Kolleginnen und Kollegen per Videokonferenz auf dem Laptop.
dpa/imageBROKER/Oleksandr Latkun)Stuttgart. Mit den von Bergmann vorgeschlagenen fünf Prinzipien des „New Work“ beschäftigten sich auch Teichert und andere in 2023. Die Prinzipien Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und Soziale Verantwortung, die die Basis für „New Work“ bilden, wurden untersucht.
Die organisationalen Rahmenbedingungen einer modern gestalteten Arbeit, die zum Beispiel Gleitzeit, Homeoffice und digitale Kommunikation umfasst, sind in der Verwaltung ebenso wie bei den Studienteilnehmern in weiten Teilen angekommen. Eine Führungskultur, die sich auf die genannten fünf Prinzipien stützt, sowie eine aktive Personalentwicklung, die Mitarbeitende befähigt, gemäß der Prinzipien zu agieren, sind allerdings noch nicht so stark verankert.
Positive Effekte auf die Produktivität der Organisation
Dabei haben eine empowermentorientierte Führung und Personalentwicklung nachweislich positive Effekte auf die Produktivität der Organisation und wirken auch im Sinne des Employer Brandings positiv. Führungskräfte, die aktiv die Ermächtigung ihrer Mitarbeiter vorantreiben, sodass diese Selbstbestimmung im Rahmen ihrer Rolle erleben, werden mit gesteigertem Engagement und erhöhter Produktivität sowie geringerer Fluktuationsabsicht belohnt.
Das Prinzip Freiheit umfasst die Möglichkeit der Mitarbeiter, ihre Arbeitsorganisation weitestgehend eigenständig vorzunehmen, im Rahmen der Möglichkeiten Autonomie zu erleben und kreativ zu wirken. Den Rahmen dieser Möglichkeiten setzt, neben Sachzwängen, die Führungskraft. Um den Mitarbeitern verantwortlich Freiheiten zu gewähren, muss die entsprechende Qualifikation sichergestellt sein. Einen kompetenten und ausreichend qualifizierten Mitarbeitenden aber hinter seinen Möglichkeiten zurückzuhalten, schadet der Organisation durch Opportunitätskosten und den Verlust an Motivation des Mitarbeitenden.
Das Prinzip der Selbstverantwortung bedeutet, die Mitarbeiter und sich selbst anzuleiten, die gewährten Freiheiten eigenverantwortlich im Sinne der Organisation und des Organisationszweckes zu nutzen. Hier wirkt Führung durch Vorbild am besten. Eine angemessene Fehlerkultur zu pflegen oder zu entwickeln, ist dafür essenziell. Fehler müssen vermieden, dürfen aber nicht so verteufelt werden, dass keinerlei Risiken mehr eingegangen werden. Der gesunde Menschenverstand sollte Entscheidungen mindestens genauso zugrunde liegen, wie der Versuch, sich in seinen Entscheidungen abzusichern.
Beim Prinzip Sinn hat die Verwaltung das größte Potenzial. Die Arbeit hat einen direkten Einfluss auf alle Verwaltungsvorgänge und damit in letzter Konsequenz auf die Gesellschaft. Je stärker Ermessensspielräume genutzt werden, umso sinnvoller können Entscheidungen getroffen und auch das Sinnerleben gestärkt werden. Häufig geht im Alltag das Empfinden für die Sinnhaftigkeit einzelner Sachvorgänge verloren. Hier liegt es an der Führungskraft, das große Ganze ins Blickfeld zu rücken und die Mitarbeitenden durch Betonung des Zusammenspiels aller Funktionen zu motivieren.
Das Prinzip Entwicklung beschreibt die motivierende Wirkung persönlicher und fachlicher Weiterentwicklung und gleichzeitig eine schiere Notwendigkeit bei sich ständig ändernden Rahmenbedingungen. Führungskräfte sollten Mitarbeitenden Mitspracherecht einräumen bei Fortbildungen und die Entwicklungspläne gemäß den organisationalen Erfordernissen und – falls möglich – den Interessen des Mitarbeitenden gestalten.
Veranstaltungen wie einen Tag der offenen Verwaltung anbieten
Die Verwaltung hat im Bezug auf das Prinzip soziale Verantwortung zwar per Organisationszweck eine potenziell große Nähe zur Gesellschaft, spielt diese in der Praxis aber wenig aus. Um die gefühlte Distanz zwischen Verwaltung und Bürgern zu verringern, bietet es sich an, regelmäßig öffentliche Veranstaltungen durchzuführen und ausreichend zu bewerben, zum Beispiel einen Tag der offenen Verwaltung.

Schwerpunkte sind Kommunikation und Teamentwicklung
Julia Ewerdwalbesloh ist Unternehmensberaterin bei der Transformation Management Beratungsgesellschaft #FORTSCHRITT. Nach Jahren in der Unternehmensberatung mit Schwerpunkt HR und Veränderungsmanagement und als Change Agent im IT-Mittelstand ist sie nun in den Bereichen der Organisationsentwicklung und neuen Arbeitswelten tätig. Geprägt durch ihr Studium der Psychologie, liegen ihre Schwerpunkte auf den Themen Kommunikation, psychologisches Empowerment und Teamentwicklung.