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Höfische Pracht und Soldaten an der Front

Herzog Carl Eugen war mehrere Monate in Italien. Weil ihn der Karneval in Venedig beeindruckte, importierte er das Maskenfest in die Residenzstadt Ludwigsburg.
Ralf Schick)Stuttgart. Die Zeit des 18. Jahrhunderts war geprägt von mehreren Kriegen: der Große Nordische Krieg, der polnische Thronfolgerkrieg, der österreichische Erbfolgekrieg, der Siebenjährige Krieg und danach der bayerische Erbfolgekrieg.
Das Herzogtum Württemberg kämpfte im Siebenjährigen Krieg auf der Seite der französisch-österreichisch-russischen Allianz gegen das mit Großbritannien verbündete Königreich Preußen. In der Geschichtswissenschaft gilt dieser Krieg als der erste kleine Weltkrieg: Er fing in Europa an, doch im Teilkonflikt zwischen Großbritannien und Frankreich ging es auch um die Vorherrschaft in Nordamerika und Indien mit kriegerischen Auseinandersetzungen dort.
Im Unterschied zum Dreißigjährigen Krieg oder zum Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Schwaben im Siebenjährigen Krieg selbst nicht zum Schauplatz von Belagerungen und Feldschlachten. Dennoch war der Südwesten von den Auswirkungen des Krieges stark betroffen. Eine Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart dokumentiert den Einsatz des württembergischen Heeres und die Kriegsfolgen im Herzogtum Württemberg (siehe dazu Infokasten).
„Der Siebenjährige Krieg spielt in der württembergischen Geschichte bis heute kaum eine Rolle“, sagte Peter Rückert, Leiter des Hauptstaatsarchivs in Stuttgart am vergangenen Freitag bei der Eröffnung. „Und die Brisanz des Themas um den Krieg hat mit den bedrückenden politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre leider wieder besondere Aktualität erhalten“, so Rückert.

Herzog Carl Eugen wollte Württemberg vergrößern
Das Herzogtum Württemberg, seit 1744 regiert von Herzog Carl Eugen (1728–1793), trat 1757 auf der Seite der antipreußischen Koalition in den Krieg ein. Carl Eugen hoffte, durch die Kriegsbeteiligung das württembergische Territorium vergrößern und zugleich für das Herzogtum die Kurfürstenwürde erlangen zu können.
Die Ausstellung im Hauptstaatsarchiv zeichnet unter anderem die Feldzüge der württembergischen Regimenter großformatig nach. Sie steht unter dem Titel „Maskenball und Kanonendonner“. Denn während das Land unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges litt, blühte das höfische Leben in Württemberg auf. Viele renommierte Künstler wirkten um 1760 in Stuttgart und Ludwigsburg wie etwa der aus Neapel stammende Komponist Niccolò Jommelli.
Auch durch die Entfaltung höfischer Pracht versuchte Herzog Carl Eugen, seine politischen Ziele zu erreichen. Carl Eugens Politik scheiterte allerdings.
Beachtliche Streitmacht mit bis zu 16.000 Männern
„Der südwestdeutsche Raum scheint in der Rückschau kaum betroffen“, sagte Wolfgang Mährle, Kurator im Hauptstaatsarchiv, weil es im Südwesten keine Orte gibt, die man mit diesem militärischen Konflikt in Verbindung bringen kann. Aber: Württemberg stellte eine beachtliche Streitmacht von anfangs 6000 und später bis zu 16 000 Männern, die im Krieg eingesetzt wurden.
Ausstellung „Maskenball und Kanonendonner“
Bis 12. September zeigt das Hauptstaatsarchiv in Stuttgart die Ausstellung „Maskenball und Kanonendonner“. Sie dokumentiert die Beteiligung Württembergs an dem Krieg und zugleich die höfische Pracht des Herzogs Carl Eugen. Zu sehen sind unter anderem Masken, Gewehre, Münzen und Urkunden.
Die Ausstellung ist montags bis mittwochs jeweils von 8.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags bis 19 Uhr und freitags bis 16 Uhr.