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Großes Symposium in Stuttgart: Der Architekt Frei Otto wäre am 31. Mai 100 Jahre alt geworden

Architekten im Gespräch: Beim Festakt zum 85. Geburtstag von Frei Otto (rechts) in der Uni Stuttgart spricht Otto mit dem Stuttgarter Kollegen Roland Ostertag. Foto: imago/stock&people
imago stock&people via www.imago-images.de)Stuttgart. „Ein glänzender Mann, mehr Wissenschaftler als Künstler, voller origineller Ideen, in seinen Ansichten ausgeglichen und gedankenvoll.“ Das Kompliment stammt von Bauhaus-Gründer Walter Gropius und galt im Jahr 1963 einem Kollegen und Architekturtheoretiker, der mit seinen Bauten die Architekturwelt revolutionierte: Frei Otto, der 2015 in Leonberg starb und am 31. Mai 100 Jahre alt geworden wäre.
Frei Otto war ein visionärer Architekt und Meister des Leichtbaus. Berühmt wurde er für seinen Zeltaufbau, den er als Prototyp für den Deutschen Pavillon auf der EXPO ’67 in Montreal entworfen hatte. Nur wenige Jahre später erfolgte der Bau der Seilnetzdächer fürs Münchener Olympiastadion.
Mit seinen Bauten erhoffte er sich eine neue und offene Gesellschaft
In einem Interview im Jahr 2003 sagte Frei Otto, dass er sich mit seinen leichten und flexiblen Bauten „auch eine neue, offene Gesellschaft“ erhoffte. Für seine Bauten erhielt Otto, der eigentlich wie sein Vater und Großvater Bildhauer werden wollte, etliche Auszeichnungen wie den bedeutendsten Architektenpreis „Pritzker“, Ehrendoktorwürden und das Bundesverdienstkreuz.
Ein Jahr nach seinem Tod im Jahr 2015 gab es in Karlsruhe die bislang größte Ausstellung zum Werk von Frei Otto unter dem Titel „Frei Otto. Denken in Modellen“ im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). Damals wurden 250 Modelle, Werkzeuge und Instrumente aus dem Nachlass gezeigt, außerdem mehr als 1000 Fotos, Zeichnungen, Skizzen, Pläne, Bücher und Filme.
Im Jahr 1964 gründete der in Siegmar bei Chemnitz geborene Architekt das Institut für Leichte Flächentragwerke an der TH Stuttgart und baute es zu einer der weltweit wichtigsten Forschungsstätten für eine ökologisch geprägte Architektur aus.
Um an seinen außergewöhnlichen Experimentiergeist, seine Arbeiten, Methoden und internationalen Netzwerke zu erinnern, veranstaltet die Universität Stuttgart eine zweitägige Tagung am 5. und 6. Juni unter dem Titel „Frei Otto 100 – Der Spirit of Lightweight Construction“ am Institut für Leichtbau und Entwerfen (ILEK) in Stuttgart-Vaihingen.
Diskussion über das Erbe der Leichtbauschule
Die Tagung „beinhaltet eine historische Reflexion über das Werk, die Methoden und Netzwerke von Frei Otto, unterstützt durch die Zeugnisse mehrerer Zeitzeugen“, heißt es in der Ankündigung zur Veranstaltung, die von Ministerin Nicole Razavi (CDU) eröffnet wird. Im Mittelpunkt stehe die Frage, wie unterschiedliche Generationen von Forschern und Praktikern das Erbe der Leichtbauschule interpretieren.