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Archäologie unter Wasser

Wracks im See und ein Kupferdolch im Feuchtgebiet

Seit 2022 erforscht das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Projekt „Wracks und Tiefsee“ den Bodensee. Und in Reute-Schorrenried in Bad Waldsee untersucht das LAD eine 5700 Jahre alte Pfahlbausiedlung, ein „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“. An beiden Orten wurden seltene Funde gemacht.

Seit 2022 erforscht das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Projekt „Wracks und Tiefsee“ den Bodensee.

IMAGO/bodenseebilder.de)

Stuttgart. Reute-Schorrenried gehört zu den wichtigsten Feuchtbodensiedlungen Oberschwabens. Die Fundstelle wurde 1934 entdeckt und erstmals ausgegraben. Weitere umfangreiche Grabungen fanden in den 1980er-Jahren statt. Bei der Pfahlbausiedlung handelt es sich um „eine assoziierte Fundstelle“ des Unesco-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“, schreibt das LAD.

Im Zuge eines laufenden Monitoring-Programms für die oberschwäbischen Feuchtbodensiedlungen wird die Fundstelle nun erneut untersucht. Geprüft wird vor allem der Erhaltungszustand der Pfahlbausiedlung, weil bereits in den 1980er-Jahren einige Bereiche der Fundstelle trockengefallen waren. Dadurch waren die prähistorischen Hölzer nicht mehr überall erhalten.

Die Pfahlbautensiedlung wurde 3738 vor Christus gegründet

Laut LAD wurde die Siedlung 3738 vor Christus gegründet und bestand wie viele Pfahlbauten nur wenige Jahre, wie durch die Jahrringmessungen der gefundenen Hölzer nachgewiesen wurde. Sie bestand aus zwei Dutzend Häusern, deren Fußböden teilweise im feuchten Untergrund noch gut erhalten waren. Umfangreiche Abfallschichten, besonders am Nordrand der Siedlung, lieferten viel Fundmaterial, darunter auch besondere Stücke wie einen der ältesten Kupferdolche aus Baden-Württemberg. Die Grabungen haben Anfang August begonnen und sollen bis Ende September fortgeführt werden. Dazu bietet das LAD Führungen und eine öffentliche Grabung an.

Beim LAD-Projekt „Wracks und Tiefsee“ wurden seit Beginn der Untersuchungen 31 unbekannte Wracks im Bodensee gefunden. Seit 2022 sind mithilfe moderner Methoden der Geophysik, einem Tauchteam sowie Tauchrobotern interessante Neuentdeckungen gelungen von kulturhistorisch bedeutenden Objekten bis hin zu modernen Wasserfahrzeugen.

„Das Projekt ist ein bislang einzigartiges Vorhaben im Bereich der Unterwasserarchäologie in Binnengewässern“, sagt Landesarchäologe Dirk Krausse. Ziel sei die „Erfassung, Dokumentation und denkmalfachliche Bewertung von Wracks in allen Tiefen des Bodensees“, erläutert Julia Goldhammer, Projektleiterin und Oberkonservatorin im Fachgebiet Feuchtbodenarchäologie des LAD in Hemmenhofen.

Mehr als 250 auffällige Bereiche im bis zu 251 Meter tiefen See

Bis Ende 2024 wurden über 250 auffällige Bereiche im bis zu 251 Meter tiefen Bodensee lokalisiert. Von diesen konnten bisher 186 systematisch untersucht werden. Die Auswertung ergab, dass 155 der überprüften Positionen auf natürliche Strukturen wie Sedimentanhäufungen oder Pflanzenbewuchs oder Objekte menschlichen Ursprungs wie Fischreiser zurückzuführen sind. In 31 Fällen handelte es sich tatsächlich um Wracks – darunter sowohl kulturhistorisch bedeutende Objekte als auch moderne Sportboote und Wasserfahrzeuge jüngerer Zeit.

An einer der Fundstellen zeigte sich sogar ein weit verstreutes Trümmerfeld aus mindestens 17 Holzfässern, das über sogenannte Sidescan-Sonar-Daten identifiziert wurde. „Die Fässer sind zum Teil gut erhalten, einzelne Exemplare weisen Deckel, Böden und potenziell Fassmarken auf“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, Alexandra Ulisch.

Im Bodensee wurden Reste eines Lastsegelschiffs entdeckt im Feuchtgebiet Reute-Schorrenried ein Kupferdolch und Holzgefäße. Fotos: Landesamt für Denkmalpflege/Collage: ant
Landesamt für Denkmalpflege/Collage: ant)

Führungen und Grabung

Bei der Pfahlbausiedlung in Reute-Schorrenried in Bad Waldsee sind Führungen von Gruppen jederzeit möglich. Anfragen können per E-Mail an renate.ebersbach@rps.bwl.de und paul.scherrer@rps.bwl.de unter Angabe des gewünschten Termins (bevorzugt Montag bis Mittwoch vor 16 Uhr) und der Teilnehmerzahl gerichtet werden. Außerdem ist die Grabung am Dienstag, 2. September von 15 bis 17 Uhr für alle Interessierten offen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Grabung findet auf Privatgrund statt. Der Zugang ist nur bei Anwesenheit des Grabungsteams gestattet.

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