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Mehr Start-ups als Bieter gewinnen

Der Volkswirt Bastian Krieger ist Forscher am ZEW in Mannheim.
ZEW / Anna Logue)Mannheim . „Das öffentliche Beschaffungswesen bietet jungen Unternehmen enormes Potenzial: wegen einer stabilen Nachfrage und als Türöffner zu neuen Kundengruppen“, sagt Bastian Krieger, Ökonom am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim . Krieger leitet dort die Nachwuchsforschungsgruppe Co-Creation. Zusammen mit weiteren Forschern hat er untersucht, unter welchen Bedingungen sich junge Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen beteiligen und erfolgreich sind.
Ausschreibungen wirken wie Filter auf Erfolgschancen junger Firmen
„Unsere Analyse zeigt: Ausschreibungen wirken wie Filter. Welche jungen Unternehmen hindurchkommen, hängt stark von ihren Eigenschaften ab.“ Etwa von der Zahl der Mitarbeiter. „Wer mehr Beschäftigte hat, bewirbt sich häufiger und gewinnt eher – unabhängig vom Ausschreibungstyp“, erklärt Krieger.
Aber gerade auch die Wahl des Vergabeverfahrens ist entscheidend, ob junge Unternehmen zum Zuge kommen. „Preisorientierte Verfahren bevorzugen Anbieter mit Größe, Erfahrung und verlässlichen Abläufen“, so Krieger. Hier haben es Start-ups schwer.
Bei Ausschreibungen mit zusätzlichen Qualitäts- oder Innovationskriterien können junge Unternehmen mit ihrem Profil dagegen punkten. „Nachweislich innovative Firmen – etwa mit neuartigen Produkten für den Markt oder promovierten Gründerinnen und Gründern – haben hier die besseren Chancen“, sagt der ZEW-Ökonom. Dabei können nicht nur Unternehmens-, sondern auch Gründermerkmale wie Ausbildung, Verwaltungserfahrung und Teamkomposition, die Teilnahme- und Erfolgswahrscheinlichkeit der jungen Unternehmen deutlich verbessern – und je nach Ausschreibungstyp unterschiedlich wirken.
Fazit der ZEW-Forscher: Öffentliche Auftraggeber gestalten Marktzugänge aktiv mit. „Je nachdem, ob ein Verfahren rein auf den Preis setzt oder qualitative Kriterien einbezieht, profitieren unterschiedliche Arten junger Unternehmen. „Wenn wir wollen, dass junge, innovative Firmen stärker zum Zug kommen, müssen wir Vergabeverfahren so gestalten, dass sie gezielt Innovationsfähigkeit belohnen – und zugleich bürokratische Hürden absenken“, sagt Krieger. Besonders bei anspruchsvollen Ausschreibungen brauche es verständliche Kriterien und mehr Spielräume für neue Lösungen.
Erleichterungen für junge Firmen im Vergabeverfahren
In Baden-Württemberg hat das Wirtschaftsministerium die Vergabeverfahren vereinfacht und beschleunigt, um die Teilnahme für Start-ups und kleine Unternehmen zu erleichtern. So können Landesbehörden bei der Vergabe an Start-ups neben Direktvergaben auch beschränkte Ausschreibungen ohne Teilnahmewettbewerb sowie Verhandlungsvergaben mit oder ohne Teilnahmewettbewerb leichter nutzen.