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Chaos im Social-Media-Land

Jule Rona Eccard gehört zu den Jahrgängen zwischen den Millennials und der Generation Z und ist auch sonst in mehreren Welten zuhause: Sie arbeitet als Online-Redakteurin beim Staatsanzeiger und studiert außerdem Rhetorik und Literaturwissenschaft in Tübingen. Davor hat sie einen Abschluss in Kommunikationswissenschaft gemacht und war im Marketing unterwegs – „irgendwas mit (Online-)Medien“ ist also ihr Spezialgebiet.
Rona Eccard)Das Jahr ist gerade einen Monat alt und schon geht es in der Social-Media-Welt derartig drunter und drüber, dass man versucht ist, das Smartphone in die Ecke zu pfeffern und bis Dezember nicht mehr anzurühren. Geht aber nicht, ist ja bald Bundestagswahl, auch in anderen Bereichen will oder soll man informiert bleiben und Präsenz zeigen.
Also wieder aufs digitale Schlachtfeld: Wegen Hass und Hetze sind Gewerkschaften und Hochschulen gemeinsam mit Unternehmen und Privatpersonen von X geflohen. Zurück bleibt in der digitalen Staubwolke höchstens noch ein leeres Profil – ein wehendes Fähnchen zur Kennzeichnung des Online-Territoriums, damit der Username nicht in falsche Hände gerät. Meta schraubt massiv bei den Faktenchecks zurück, und wie der Wahlkampf hierzulande online aussieht, will man sich manchmal auch nicht ganz genau anschauen.
Währenddessen hat sich das amerikanische Internet gerade wieder davon erholt, dass unser aller hassliebste App dort ganze zwölf Stunden gesperrt war, da verschwindet TikTok aus dem App-Store – woraufhin nun versucht wird, Geräte, auf denen die App noch installiert ist, für astronomische Summen zu verscherbeln. Die teils millionenschweren Content Creator sind ja alle schon zu Rednote abgewandert, das nach einem gewissen kleinen roten Buch benannt ist – das könnte sich ja auch keiner ironischer ausdenken.
Zwischendurch macht sich meine Generation auf Reddit darüber lustig, dass ältere Jahrgänge seit Monaten auf Facebook (freilich furchtbar schlechten) KI-Fake-Fotos auf den Leim gehen – statt ihnen mal mit ein bisschen Aufklärung unter die Arme zu greifen. Immerhin können die Boomer ja nichts dafür, dass sie nicht im Internet großgeworden sind.
Was lernen wir also aus dem Social-Media-Schleudertrauma der letzten Wochen? Den Kopf in den Sand und nur das alte Tastenhandy in die Tasche stecken is‘ nich‘ – ich für meinen Teil werde so weitermachen wie bisher: Social Media ist für mich ein Werkzeug für Kommunikation und Information, mit dem man alle an einen digitalen Tisch holen kann und sollte. Aus den Internet-Ecken, in denen ein paar Stunden ohne TikTok für Tränen und Verzweiflung sorgen, halte ich mich raus.