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Die CDU kämpft weiter für den Erhalt der Werkrealschule

Klassenarbeiten gehören zum Schulalltag. Sie tragen dazu bei, Gelerntes zu überprüfen.
dpa/marcus/Shotshop)Stuttgart. Bis 2036 will die Südwest-CDU eine der größten Schwächen des hiesigen Schulsystems behoben haben. „Wir wollen, dass jedes Kind von Beginn an die besten Bildungschancen hat, egal, woher es kommt, und unabhängig vom Elternhaus“, heißt es im Wahlprogramm, das deshalb unter anderem auf den Erhalt kleiner weiterführender Schulen setzt.
Seit einem Vierteljahrhundert und der ersten PISA-Studie haben Landesregierungen unterschiedlichster Zusammensetzung versucht, den Bildungserfolg der Kinder von der Herkunft ihrer Eltern zu entkoppeln. Selbst im aktuellen Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), der für Baden-Württemberg wieder erste Plätze ausweist, unter anderem bei der Digitalisierung, bleibt in einschlägigen Kategorien weiterhin nur die rote Laterne.
In der für die weitere Schulkarriere als so wichtig bewerteten frühkindlichen Bildung ist das Land Schlusslicht ebenso wie beim Angebot von Ganztagskitas und auf dem vorletzten Platz bei der Relation von Kindern und Lehrkräften in der Grundschule.
Beitragsfreies letztes Kindergartenjahr
Die CDU will mit einem beitragsfreien letzten Kindergartenjahr für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen. Weil frühere Landesregierungen auch schon mit diesem Gedanken gespielt haben, sind die Kosten errechnet und mit rund 200 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt. Auch deshalb wird im Wahlprogramm der Einsatz für „eine konsistente Finanzierung gemeinsam mit Bund und Kommunen“ in Aussicht gestellt.
Ganztags-Kitas, wie sie zum Beispiel in Thüringen von 92 Prozent der Kinder besucht werden, finden im Wahlprogramm keine Erwähnung, Ganztagsschulen dagegen schon. Die würden bedarfsgerecht eingeführt und die Wahlfreiheit der Eltern dabei erhalten. „Durch bessere Einbindung außerschulischer Angebote etwa aus Musik, Kultur und Sport schaffen wir ein attraktives Angebot für Familien“, heißt es weiter.
Unmissverständlich ist die Abkehr von Konzepten des längeren gemeinsamen Lernens und Lehrens. Die Latte für das Überleben kleiner Schulen ab Klasse 5 wird sogar gesenkt: „Das bisherige Kriterium der Mindestschülerzahl von 16 ersetzen wir durch eine Durchschnittsbetrachtung über die Sekundarstufe I.“
Klares Bekenntnis zum vielgliedrigen Schulsystem
So werde einem möglichen Schüleraufwuchs in höheren Klassen Rechnung getragen, in der Erwartung, dass Kinder und Jugendliche das Gymnasium oder sogar die Realschule wegen mangelnder Leistungen verlassen müssen. Außerdem seien weiterhin kooperative Verbünde zwischen Realschule sowie Haupt- und Werkrealschule zu erleichtern.
Versprochen wird ein nicht näher erläutertes „Anreizpaket für Eltern, Lehrkräfte und Schülerschaft“. D as Bekenntnis zum vielgliedrigen Schulsystem aus Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie Gymnasien und den früheren Förderschulen wird unterstrichen mit der Überschrift „Vielfalt statt Einheitsbrei“. Und weiter: „Eine Einheitsschule oder den Einheitslehrer lehnen wir ab.“ Vielmehr würden Reformen mit Maß verfolgt, Maßstab sei dabei „der Mehrwert für das Bildungsniveau“, weshalb Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehe und Unterrichtsqualität vor Strukturdebatten. Für die in Aussicht gestellten und „passgenauen Bildungsangebote für jedes Kind“ soll nicht nur die Rückkehr zur verbindlichen Grundschulempfehlung sorgen, sondern auch ihre Ausdehnung auf alle Schularten ab der fünften Klasse: „So vermeiden wir Über- und Unterforderung.“