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Baden-Württemberg: Wasserstoffversorgung soll ab 2030 garantiert werden

Die Landesregierung hat den „Fortschrittsbericht zur Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg“ beschlossen. Damit soll die Wasserstoffversorgung des Landes ab spätestens 2030 garantiert werden. „Wir stehen vor der gewaltigen Herausforderung, die fortschreitende Klimakrise einzudämmen. Im Jahr 2040 wollen wir komplett klimaneutral sein. Überall dort, wo nicht auf elektrische Energie umgestellt werden kann, brauchen wir Wasserstoff“, betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Mann inspiziert eine Anlage zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe

Die Industrie braucht Wasserstoff für das Herstellen synthetischer Kraftstoffe und als Ersatz für Kohle, Öl und Gas.

dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert)

STUTTGART. „Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für die Energiewende und den Klimaschutz. Die Versorgung mit grünem Wasserstoff und der Anschluss an ein nationales und europäisches Wasserstoffnetz ist für den Ausstieg aus fossilen Energien und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Industrielandes eminent wichtig“, sagte Kretschmann. 

Im Fokus des nun beschlossenen „Fortschrittsbericht zur Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg“ stehen die Wasserstoff-Infrastruktur und der künftige Bedarf. Die Grundlage für die Fortschreibung der Wasserstoff-Roadmap Baden-Württemberg von 2020 ist ein Sieben-Punkte-Plan des Wasserstoffbeirats BW, ein Gremium mit Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunen und Verbänden. Als dringlichste Umsetzungsschritte empfiehlt der Beirat, die Themen Infrastrukturausbau, die ausreichende Bereitstellung von Wasserstoff sowie das Ermitteln des künftigen Bedarfs anzugehen und politisch zu flankieren.

Erste Pipeline-Anschlüsse an Wasserstoffnetz spätestens 2030

Energieministerin Thekla Walker (Grüne) erklärte: „Wir wollen für Baden-Württemberg bis 2030 erste Pipeline-Anschlüsse an das deutsche und europäische Wasserstoffnetz, möglicherweise bereits ab 2028 im Raum Freiburg. Die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden.“ Beim Bund und in der EU setze man sich konsequent dafür ein, schnellstmöglich die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. „Wir werden insbesondere darauf achten, dass der Ausbau der Erzeugungskapazitäten auch im Süden Deutschlands erfolgen kann.“

Zugleich habe das Umweltministerium eine neue Wasserstoff-Bedarfsanalyse auf den Weg gebracht. „Denn wir wissen, dass der Wasserstoffbedarf bereits im Jahr 2030 deutlich höher sein wird als bisher angenommen. Wir brauchen hier verlässliche Zahlen – das ist für den Ausbau und die Umstellung der Infrastruktur essentiell“, betonte die Ministerin. Gemeinsam mit der Plattform H2BW, dem Fernleitungsnetzbetreiber terranets bw, dem Industrie- und Handelskammertag BWIHK und weiteren Verbänden startete das Land deshalb Ende April 2023 eine Kommunikations-Kampagne, eine Bedarfserhebung und eine wissenschaftliche Analyse.

Zustimmung von Industrie- und Handelskammertag, Kritik von der FDP

Zustimmung zu den Plänen kommt von Jan Stefan Roell, Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Sprecher der Task Force Wasserstoff: „Es ist wichtig und richtig, dass das Land beim Wasserstoff-Markthochlauf aufs Gaspedal drückt und auf die Handlungsempfehlungen des Wasserstoffbeirats BW konkrete Taten folgen lässt.

Kritik hingegen kommt von der FDP-Landtagsfraktion. „Die kaum 30-seitige Wasserstoff-Roadmap der Landesregierung ist ein verstaubtes Relikt der Vergangenheit, ihre Aktualisierung an die Erfordernisse der Gegenwart seit Jahren überfällig“, so Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Für ihn fehlen Wegmarken für den Wasserstoffimport, es gebe keine Anschubfinanzierung für die dezentrale Wasserstoffgewinnung, keine
Unterstützung für die Gasnetztransformation und kein Bekenntnis zu Wasserstoff im Wärmemarkt. 

Wasserstoffbedarf in Baden-Württemberg

Wasserstoff macht laut Prognose des Nationalen Wasserstoffrats vom Februar im Jahr 2040 rund 15 Prozent des Endenergieverbrauchs in Baden-Württemberg aus (bei Annahme: 197 Terrawattstunden Endenergieverbrauch in BW, davon 30 TWh Wasserstoffbedarf). Der größte Wasserstoffbedarf fällt im Energiesektor an. Jede zweite Kilowattstunde (kWh) Wasserstoff (also 50 Prozent) wird 2040 in diesem Sektor verortet. Darüber hinaus wird Wasserstoff hauptsächlich für industrielle Produktion und im Mobilitätssektor benötigt.

Stefanie Schlüter

stellvertretende Redaktionsleitung und Redakteurin Politik und Verwaltung

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